Koralmbahn ist Korridor-Herzstück von europäischer Bedeutung – In Kärntens Zukunft
werden 2,6 Milliarden Euro investiert – Koralmtunnel-Countdown mit „Kora“
Klagenfurt (lpd) - Die Koralmbahn und der Semmeringbasistunnel sind Herzstücke der Baltisch-Adriatischen
Achse. Das wurde gestern, Donnerstag, am Abend von sehr profunder Stelle attestiert. Kurt Bodewig, früherer
deutscher Verkehrsminister und nunmehr als Europäischer Koordinator für die Trans Europäischen Verkehrsnetze
(TEN-T) für den Korridor von der Ostsee bis zur Adria zuständig, stellte sich am 20.10. bei einem Kamingespräch
im Klagenfurter „Sandwirth“ den Fragen der Journalisten. Die Bedeutung des Eisenbahnkorridors für Kärnten
legten Landeshauptmann Peter Kaiser, Verkehrslandesrat Rolf Holub und Landtagsabgeordneter Franz Wieser in Vertretung
von Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Christian Benger dar.
Der Landeshauptmann betonte, dass der Besuch Bodewigs für Kärnten sehr wichtig sei. Er erklärte
zudem, dass die Zuerkennung von EU-Mitteln für die Koralmbahn über den finanziellen Aspekt hinaus „Symbol-,
Signal- und Zukunftswirkung“ habe. Daran sei nämlich ganz klar die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit des Großprojektes
ablesbar. Kaiser strich das große Engagement Kärntens – beginnend schon bei seinen Vorgängern Jörg
Haider und Gerhard Dörfler – im Sinne einer zukunftsorientierten, europäischen Verkehrspolitik hervor.
Enorme Chancen sollten sich auch über das Logistikprojekt ALPLOG eröffnen. Man arbeite dafür mit
den Nachbarregionen in Italien und mit Slowenien zusammen. 2016 wolle man ALPLOG bei einer Konferenz in Rotterdam
präsentieren. „Eisenbahnen verbinden Menschen, optimieren die Waren- und Güterbeförderung. Leben,
Arbeit und Wirtschaft entstehen entlang der Strecken“, sagte Kaiser. Koralmbahn und ALPLOG sind für ihn wesentlich,
um Kärnten auf die Überholspur zu bringen. Die Bahn werde durch neue Erreichbarkeiten aber vor allem
auch den Menschen neue Lebensperspektiven und Qualitäten eröffnen.
Für Holub stärkt die Koralmbahn das Selbstvertrauen Kärntens. Immerhin würden viele Initiativen
für die Baltisch-Adriatische Achse aus unserem Land kommen und auch dieser Begriff für die Achse sei
hier kreiert worden. Holub strich zudem die fruchtbare Zusammenarbeit von EU, ÖBB, Österreich und Kärnten
hervor. Die ÖBB würden sehr harmonisch mit der Natur umgehen, betonte er als Umweltreferent. Mit der
Achse werde man europäische und Kärntner Zukunft schreiben. Auch Holub verwies auf die Chancen durch
ALPLOG. Man werde Warenströme elektrisch, ohne CO²-Ausstoss durchleiten. Zuversichtlich zeigte sich der
Landesrat auch, eine Lösung für die Wörtherseetrasse zu finden.
Laut Landtagsabgeordnetem Wieser sind die Akzeptanz der Koralmbahn und die Erwartungshaltung bei der Bevölkerung
sehr hoch. Er verwies auf die Chancen für Tourismus und Wirtschaft. Wichtig sei es, Betriebe an die Bahnstrecke
anzubinden, meinte er auch in Bezug auf den Bahnhof Kühnsdorf.
Koordinator Bodewig berichtete von seinem intensiven und interessanten Programm in Kärnten. „Man muss vor
Ort gewesen sein, Stimmungen, Engagement und Erwartungen aufgreifen“, erklärte er seinen Ansatz. „Wir sind
keine EU-Beamten, sondern Mediatoren, Koordinatoren“, sagte er weiters. Man biete eine Plattform, wo Regionen mitwirken
können, Kärnten sei dabei sehr aktiv. Mehrfach betonte Bodewig, die Bedeutung von Koralmbahn und Semmeringbasistunnel.
„Sie sind kein Thema rein nationaler Politik, es geht hier um das Funktionieren der europäischen Netze“, machte
er deutlich. Bodewig versicherte, dass sich die Attraktivität der Region steigern werde, wenn das Kernnetz
realisiert sei. Die Arbeitsplatzeffekte seien schon beim Bau hoch, sie würden auch anhalten, wenn man den
logistischen Sektor anreize. Fürnitz könnte in nachhaltiger Weise eine besondere Bedeutung zufallen,
meinte er auch in Hinblick auf einen neuen Suezkanal oder den chinesischen Markt.
Bodewig prognostizierte weiters eine neue ökonomische Attraktivität durch reduzierte Fahrzeiten, etwa
Graz-Klagenfurt in weniger als 50 Minuten. Bei der Kärntner Bevölkerung erkenne er eine große Offenheit
für die Achse: „Die Menschen erkennen die Chance darin, das empfinde ich, das höre ich.“ Von Journalisten
zum Thema Lärmbelastung auf der Wörtherseestrecke gefragt, meinte er, dass eine veränderte Strecke
mit Tunneln sehr aufwendig und im hohen dreistelligen Millionenbereich angesiedelt wäre. Eine wirksame Möglichkeit
wäre aber auch, an der Quelle des Lärms anzusetzen, etwa durch höhere Trassenpreise für Lärmerzeuger.
Beim Kamingespräch waren auch die Leiterin des Kärntner Verbindungsbüros in Brüssel, Martina
Rattinger, und der Leiter der Abteilung 7 – Wirtschaft, Tourismus, Infrastruktur und Mobilität, Albert Kreiner,
anwesend.
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BM Stöger, LH Kaiser und LHStv.in Schaunig: Umfassender Infrastruktur-Ausbau bringt Kärnten auf
die Überholspur
In Kärntens Infrastruktur werden bis zum Jahr 2020 2,6 Milliarden Euro investiert. Bundesminister Alois Stöger,
Landeshauptmann Peter Kaiser und Technologiereferentin LHStv.in Gaby Schaunig informierten im Rahmen einer Pressekonferenz
über die einzelnen Investitionen und Vorhaben. „Ein Freudentag für Kärnten“, dankten Kaiser und
Schaunig vorweg dem Bundesminister und dem Bund für diese Investitionen in die Zukunft Kärntens.
„Man glaubt an die Zukunftsfähigkeit des Landes“, sagte Kaiser, wenn so viel Steuergeld in einer für
Kärnten nicht leichten Zeit in die Infrastruktur, Straße, Schiene, in Forschung und Entwicklung, in
Technologien und Breitband, investiert werden. Das Gemeinsame im Interesse der Republik und des Landes sei jedenfalls
effizienter und nachhaltiger als da und dort geäußerte oder geforderte billige Kritik gegen Wien. Diese
enormen Investitionssummen zeigen, dass wir gemeinsam alles tun, um Kärnten dorthin zu bringen, wo es hingehört:
auf die Überholspur“, unterstrich der Landeshauptmann.
Der ÖBB Rahmenplan sieht von 2014 bis 2019 1,6 Mio. Euro vor, weiters werden 550 Mio. Euro aus dem Asfinag-Rahmenplan
(bis 2020) fließen. 114 Mio. Euro werden für die Breitbandförderung (bis 2020) prognostiziert und
die Förderung für angewandte Forschung (bis 2020) sieht Mittel in Höhe von 240 Mio. Euro vor. Ein
großes Projekt neben dem Koralmtunnel bildet der Neubau der 2. Röhre des Karawankentunnels, der voraussichtlich
bis 2022 für den Verkehr freigegeben wird. Die Gesamtprojektkosten werden mit rund 185 Mio. Euro angegeben.
Weitere geplante Großvorhaben sind der Sicherheitsausbau der S 37 Klagenfurter Schnellstraße (46 Mio.
Euro), sowie viele Sanierungen von Fahrbahnen und Brücken.
Der Bundesminister betonte die Wichtigkeit von Mobilität als Zeichen der Freiheit. Diese werde durch eine
gute, starke Infrastruktur ermöglicht. Ein Wirtschaftsstandort wie Kärnten brauche eine starke Infrastruktur,
also Straßen, Schienen, Forschung, Internet, so Stöger. Die laufenden und geplanten Investitionen werden
Kärnten als Wirtschaftsstandort verbessern, gerade auch die Baltisch-Adriatisch-Achse bzw. die neue Südbahn
mit Semmeringtunnel und Koralmbahn, die bis 2023 fertiggestellt ist, werde die Chancen Kärntens erhöhen,
weil Menschen damit neue, schnelle Verbindungen nutzen können. Österreich sei das Bahnfahrerland Nr.
1, auch die Bahnhöfe wurden und werden weiter modernisiert, so Stöger.
Ihre Freude über diese Investitionszusagen drückte auch Technologiereferentin LHStv.in Schaunig aus.
Sie dankte dem Bundesminister und seinem Ministerium für den partnerschaftlichen und unkomplizierten Umgang,
für die Investitionen und das Know-how. Sie wies auf wichtige Einrichtungen hin, die durch die Mitfinanzierung
mit Bundesmittel ermöglicht wurden, wie das gerade erst eröffnete Robotics-Institut des Joanneum-Research
und hob die Kooperationen mit der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) hervor.
Gerade mit der Steiermark werde die Zusammenarbeit intensiviert. Der Breitband-Ausbau sei eine unbedingte Voraussetzung
für die Industrie 4.0. In diesem Zusammenhang machte sie auch auf den IT-Kommunaltag des Landes am 14. Oktober
im Rahmen der Kärntner Messen aufmerksam. Schaunig informierte, dass in Kärnten im Jahr 2014 80 Prozent
der FFG-Mittel an Unternehmen gingen. 2013 flossen 27,7 Mio. Euro und 2014 waren es schon 40 Mio. Euro.
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Letzte Tunnelbohrmaschine für Bau des Koralmtunnels feierlich angedreht – Weiterer Schritt in positive
Zukunft Kärntens
Und wieder ist ein weiterer Schritt in Richtung Verwirklichung des Jahrhundertprojektes Koralmbahn getan: Die dritte
und letzte Tunnelbohrmaschine, die beim Bau des Koralmtunnels zum Einsatz kommt, wurde am 02.10. im Rahmen einer
großen Andrehfeier in Betrieb genommen. Ulrike Wehr, die Lebensgefährtin des Kärntner Landeshauptmannes,
taufte die Tunnelbohrmaschine mit dem Namen „Kora“ und betätigte als Tunnelpatin den großen Knopf zum
symbolischen Andrehen. Mitgeholfen haben Kurt Bodewig, TEN-T Korridor EU-Koordinator, Alois Stöger, Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie, die Landeshauptleute Peter Kaiser und Hermann Schützenhöfer,
Christian Kern, Vorstandsvorsitzender ÖBB-Holding AG und Karl-Heinz Strauss, Vorstandsvorsitzender Porr AG.
„Solche Investitionen müssen wohlüberlegt sein, aber wir verbinden Menschen untereinander, Menschen mit
Arbeit und Güter mit Märkten“, betonte BM Stöger. Dort, wo es Verkehrsverbindungen gebe, entwickle
sich die Wirtschaft und das bringe den Menschen Arbeitsplätze. Schienengebundene Verkehrsmittel würden
in Zukunft an Bedeutung gewinnen. „Mobilität ist der Ausdruck der Freiheit der Menschen“, so Stöger.
„Dieses nationale Projekt im europäischen Kontext wird für Kärnten und die Steiermark neue Herausforderungen
und Chancen bringen“, meinte EU-Koordinator Bodewig. Es habe herausragende europäische Bedeutung und ganz
Europa werde profitieren.
Heute werde ein weiteres Stück eines ganz besonders wichtigen Infrastrukturprojektes verwirklicht und damit
ein wichtiger Schritt in eine positive Zukunft gemacht, sagte der Kärntner Landeshauptmann. „Der Koralmtunnel
bringt die Menschen einander näher, verkürzt Wirtschaftswege und lässt Kärnten in eine strategisch
großartige Lage kommen.“ Kaiser sieht Kärnten im Jahr 2023 nach der Fertigstellung dieses Jahrhundertprojektes
dort, wo es wirklich hingehört – nämlich auf der Überholspur in allen Bereichen. Bahn bringe die
Menschen und die Wirtschaft einander näher. Investitionen in solche Projekte seien ungemein positiv, daher
gelte der Bundesregierung mit Minister Stöger, der ÖBB und auch der Asfinag großer Dank. „Ihre
Investitionen in unser Bundesland zur Verbesserung der Infrastruktur sind Anlagen mit Weitblick und hoher Qualität.
Sie bringen dem Wirtschaftsstandort Kärnten essentielle Effekte und Impulse und stärken die wirtschaftliche
Position des Landes langfristig“, betonte Kaiser.
Das bedeutende Verkehrsprojekt mit europäischer Dimension mit seinem Herzstück Koralmtunnel lasse Wirtschaftsräume
näher aneinander rücken, was bei unserem exportorientiertem Land sehr wichtig sei, sagte der steirische
Landeshauptmann. „Wir haben den Fuß in der Tür der Zukunft“, so Schützenhöfer, der BM Stöger
und auch seinem Amtsvorgänger Franz Voves dankte.
„Schiene verbindet Menschen, Kulturen, Länder und die Wirtschaft“, betonte auch ÖBB-Chef Kern. Optimale
Verkehrsanbindung und Infrastruktur würden Wirtschaftsräume zusammenbringen und Arbeitsplätze generieren.
„Dieses Projekt nützt den Pendlern, dem Fern- und Güterverkehr“, so Kern, der allen, aber besonders den
vielen Mitarbeitern dankte.
„220 Bauarbeiter aus Kärnten und aus der Steiermark sind hier beschäftigt“, berichtete Porr-Chef Strauss
und verwies auf die Professionalität der Tunnelbauer. „Die neue österreichische Tunnelbauweise ist weltweit
anerkannt, auch die heute in Aktion tretende Maschine wurde mit österreichischem Know-how gebaut.“
Unter den zahlreichen Anwesenden waren auch Landtagspräsident Reinhart Rohr, die Kärntner Landesräte
Christian Ragger und Rolf Holub, der steirische Landesrat Jörg Leichtfried und Porr-Projektleiter Andreas
Karlbauer. Den Segen spendeten der Abt des Stiftes St. Paul, Heinrich Ferenczy, und die evangelische Pastorin der
Pfarre Wolfsberg, Renate Moshammer. Moderiert wurde die Veranstaltung von ORF Kärnten-Programmchef Martin
Weberhofer.
Die 130 km lange Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt kostet rund 5,4 Milliarden Euro und wird bis 2023 fertiggestellt.
Der 32,9 km lange Koralmtunnel wird zu den längsten Tunnelbauwerken der Welt zählen.
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