Baur: „Lebendige Demokratie
 braucht Frauen in der Politik“

 

erstellt am
05. 10. 15
09:00 MEZ

Kompetenzlehrgänge „Nüsse knacken, Früchte ernten“ geben Frauen das Rüstzeug für ihren Einsatz in der Gemeindepolitik
Innsbruck (lk) - Eine „gute Luft nach oben“ ortet Frauenlandesrätin Christine Baur bei der Repräsentation von Frauen in Tirols politischen Gremien: „Der Frauenanteil im Landtag liegt mit 30,6 Prozent bei unter einem Drittel, in den Gemeinderäten ist der Frauenanteil mit 16,4 Prozent noch konstant niedriger: Auch mit den nur elf von 279 oder 3,9 Prozent Bürgermeisterinnen gibt es noch sehr viel Potenzial nach oben“. Immerhin die Landesregierung ist mit 50:50 paritätisch besetzt. „Lebendige Demokratie braucht aber die Beteiligung und das Engagement von Frauen in der Politik“, betont LRin Baur.

Mehr Frauen in die Politik
Vor allem in Hinblick auf die Gemeinderatswahlen im Februar nächsten Jahres wünscht sich LRin Baur daher viele Frauen, die das Interesse, den Mut und das Engagement haben, um sich für ein Mandat auf kommunaler Ebene aufstellen zu lassen. Zwei Vorzeigebeispiele sind Isabella Blaha, Bürgermeisterin von Scharnitz und Christina Möstl, Vizebürgermeisterin von Wattens: „In die Politik zu gehen war ein große Herausforderung. In einem Dorf, das seit jeher von Männern regiert wurde, herrschte eine große Skepsis, doch dieser Aufgabe bin ich mit Herz und Demut entgegengetreten“, berichtet Bgm. Isabella Blaha von ihren ersten Schritten in der Gemeindepolitik.

Um politische Ambitionen von Frauen zu fördern, bietet das Land Tirol Kompetenzlehrgänge unter dem Motto „Nüsse knacken – Früchte ernten“ an mit dem Ziel, mehr Frauen in Entscheidungsgremien zu bringen und die bereits aktiven Frauen zu unterstützen. „Frauen sollen ermuntert werden, Verantwortung in öffentlichen Funktionen zu übernehmen und vor allem auch Spaß daran zu haben. Dazu braucht es Know-how, Handwerkszeug, Vernetzung und Austausch“, betont LRin Baur. Der überparteiliche Lehrgang zielt darauf ab, dass Frauen mutig ihre Anliegen in öffentlichen Gremien, Vereinen und Parteien einbringen, durchsetzen und so die Zivilgesellschaft mitgestalten. Seit Juli dieses Jahres ist Christina Möstl Vizebürgermeisterin in Wattens und ist auch gleichzeitig eine Absolventin des Kompetenzlehrganges „Nüsse knacken – Früchte ernten“: „Mit dem Lehrgang hatte ich eine sehr gute Basis für mein Amt als Vizebürgermeisterin. Die Referentinnen waren nicht nur sehr kompetente Frauen, sondern sie haben uns Kursteilnehmerinnen bestärkt und uns Mut zugesprochen“, berichtet Christina Möstl.

Kompetenzlehrgänge „Nüsse knacken, Früchte ernten“
„Wenn Frauen erst einmal in Spitzenpositionen sichtbar sind, steigt das Interesse anderer Frauen, sich einzubringen“, ist LRin Baur überzeugt und appelliert einmal mehr an alle Frauen, sich in gesellschaftlichen und politischen Funktionen zu engagieren und „Höheres“ anzustreben.

In den Kompetenzlehrgängen „Nüsse knacken, Früchte ernten“, die in Osttirol, im Außerfern und am Bildungsinstitut Grillhof angeboten werden, wird das nötige Handwerkszeug vermittelt, damit Frauen mutig ihre Anliegen und Potenziale für kommunalpolitische Aktivitäten einbringen können. In verschiedenen Seminaren werden Persönlichkeitsentwicklung, Konfliktmanagement, Öffentlichkeitsarbeit sowie Selbstmanagement und Selbstmarketing vermittelt.

„Neben diesen sogenannten Softskills vermittelt der Kompetenzlehrgang auch direkt anwendbares Wissen wie etwa für Social Media. Ich persönlich habe am meisten vom Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen profitiert, indem ich von den Erfahrungen anderer Frauen gelernt habe“, betont Bundesrätin Nicole Schreyer.

Rahmenbedingungen für Frauen mit politischen Ambitionen verbessert
Neben dem Schulungsangebot für Frauen von Frauen müssen aber auch die Rahmenbedingungen für Frauen mit politischen Ambitionen verbessert werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde mit dem Beschluss zur Novelle der Tiroler Gemeindeordnung beim vergangenen Landtag getan: „Die Novelle der Tiroler Gemeindeordnung bedeutet aus frauenpolitischer Sicht eine Verbesserung, da nun auch die Ersatzmitglieder des Gemeinderates diese nicht nur bei Gemeinderatssitzungen, sondern auch in den Ausschüssen vertreten dürfen“, erläutert LRin Baur. Denn: „Gerade der zeitliche Aufwand, der mit einer politischen Funktion verbunden ist, lässt viele Frauen zögern, sich politisch zu engagieren“. Fehlende Kinderbetreuung und späte Abendtermine lassen sich oft schwer mit Betreuungspflichten vereinbaren. „Die Möglichkeit, sich in Ausschüssen vertreten zu lassen, wenn Betreuungspflichten nicht abgegeben werden können oder andere Verpflichtungen wichtiger sind, erleichtert den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten die Arbeit bzw. führt zu einer Umverteilung von Verantwortung“, so die Frauenlandesrätin. Bisher war die Vertretung durch ErsatzmandatarInnen in den Ausschüssen noch nicht geregelt. „Mit diesen Vorkehrungen in der Tiroler Gemeindeordnung ist Tirol gemeinsam mit Oberösterreich, Kärnten und Vorarlberg Vorreiter“, freut sich LRin Baur abschließend.

 

 

 

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