Wiener Weingärten: artenreiche
 Begrünungen trotz Trockenheit

 

erstellt am
01. 10. 15
09:00 MEZ

Netzwerk Natur: Dynamisches Begrünungsmanagement fördert Artenvielfalt und verhindert Bodenerosion auch im Trockensommer
Wien (rk) - Begrünung in Weingärten kann so bewerkstelligt werden, dass die Pflanzen auch bei Hitzeperioden funktionsfähig bleiben, ohne den Weinreben das Wasser wegzunehmen. Dies wurde zum Ausklang des Extremsommers 2015 in drei für die Wiener Weinbaugebiete repräsentativen Betrieben - Wieninger (19.), Göbel (21.) und Distl (23. Bezirk) - beispielhaft aufgezeigt. Das Projekt wurde vom Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm Netzwerk Natur gefördert, das in der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 angesiedelt ist. Artenreiche Weingartenbegrünungen sind multifunktional: ihre Vegetationsdecke verhindert Bodenerosion auf Hanglagen, ihre Wurzeln beleben den Boden, die Leguminosen-Wurzelknöllchen speichern Luftstickstoff für die Weinreben, die Blüten locken Nützlinge gegen Weinschädlinge an oder einfach Schmetterlinge zur Freude der Spaziergänger.

Feldtage zur Förderung des gewonnenen Know-How´s
Im Rahmen des Projekts "Artenvielfalt und Bodenschutz im Weinbau" demonstriert Bio Forschung Austria, wie artenreiche Weingartenbegrünungen so angebaut und bewirtschaftet werden können, dass sich für den Winzer ökologische und ökonomische Vorteile ergeben. Dadurch wird der Brückenschlag zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit für den Winzer möglich.

Die drei Feldtage waren, mit insgesamt über 80 WinzerInnen aus Wien und auch zahlreichen TeilnehmerInnen aus Niederösterreich, sehr gut besucht. Das Begrünungs-Know How wurde vom erfahrenen Forscher Dr. Wilfried Hartl vorgetragen und anschließend im Weingarten praktisch demonstriert. Eine Spezialität der Bio Forschung Austria sind die Wurzelschaugruben, in denen unter der Leitung von Dieter Haas die Weinwurzeln in ihrem oft verschlungenen Verlauf zu den Wasserreserven im Boden freigelegt wurden. Dr. Hartl erklärte hier eindrücklich, wie leicht die Weinwurzeln durch unüberlegte Bodenbearbeitung geschädigt werden können.

Projekt "Artenvielfalt und Bodenschutz im Weinbau"
Abschließend wurde der in dreijähriger Zusammenarbeit zwischen den Landmaschinenfirmen Güttler, Ertl-Auer und Dr. Hartl entwickelte "Greenmanager(C)" vorgeführt, eine Kombination von 3 verschiedenen Maschinenmodulen. Diese Weltneuheit kann das Saatbett für den Erstanbau vorbereiten, artenreiche Begrünungsmischungen mit ihren sehr unterschiedlichen Samengrößen ansäen und rückverdichten. Sie kann aber auch zu starkwüchsige Begrünungen durch flaches Unterschneiden und/oder Niederwalzen im Wachstum stoppen und damit die Wasserkonkurrenz für die Weinrebe unterbinden. Die Begrünung bleibt dann als Mulchdecke gegen die Abschwemmung liegen, ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem bei Trockenheit sonst üblichen Umbrechen der Fahrgassen. In Kombination mit einem Striegel können aber auch bereits vergraste Begrünungen durch Nachsäen verjüngt werden. Die WinzerInnen zeigten ihr Interesse in der intensiven, fachlich hochwertigen Diskussion.

In allen drei Weingärten bestätigten die trotz extremer Trockenheit gute Wüchsigkeit der Weinreben und der starke Behang mit gesunden Trauben die Bedeutung der in den Profilgruben sichtbaren tiefgehenden Wurzeln.

Eine nachhaltige, umweltfreundliche und naturschutzverträgliche Weingartenbewirtschaftung braucht "viel Hirn pro Hektar, ist aber gerade im Wiener Weinbau möglich", wie es Dr. Hartl abschließend auf den Punkt brachte.

 

 

 

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