Netzwerk Natur: Dynamisches Begrünungsmanagement fördert Artenvielfalt und verhindert
Bodenerosion auch im Trockensommer
Wien (rk) - Begrünung in Weingärten kann so bewerkstelligt werden, dass die Pflanzen auch bei
Hitzeperioden funktionsfähig bleiben, ohne den Weinreben das Wasser wegzunehmen. Dies wurde zum Ausklang des
Extremsommers 2015 in drei für die Wiener Weinbaugebiete repräsentativen Betrieben - Wieninger (19.),
Göbel (21.) und Distl (23. Bezirk) - beispielhaft aufgezeigt. Das Projekt wurde vom Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm
Netzwerk Natur gefördert, das in der Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 angesiedelt ist. Artenreiche Weingartenbegrünungen
sind multifunktional: ihre Vegetationsdecke verhindert Bodenerosion auf Hanglagen, ihre Wurzeln beleben den Boden,
die Leguminosen-Wurzelknöllchen speichern Luftstickstoff für die Weinreben, die Blüten locken Nützlinge
gegen Weinschädlinge an oder einfach Schmetterlinge zur Freude der Spaziergänger.
Feldtage zur Förderung des gewonnenen Know-How´s
Im Rahmen des Projekts "Artenvielfalt und Bodenschutz im Weinbau" demonstriert Bio Forschung Austria, wie artenreiche Weingartenbegrünungen so angebaut und bewirtschaftet
werden können, dass sich für den Winzer ökologische und ökonomische Vorteile ergeben. Dadurch
wird der Brückenschlag zwischen Naturschutz und Wirtschaftlichkeit für den Winzer möglich.
Die drei Feldtage waren, mit insgesamt über 80 WinzerInnen aus Wien und auch zahlreichen TeilnehmerInnen aus
Niederösterreich, sehr gut besucht. Das Begrünungs-Know How wurde vom erfahrenen Forscher Dr. Wilfried
Hartl vorgetragen und anschließend im Weingarten praktisch demonstriert. Eine Spezialität der Bio Forschung
Austria sind die Wurzelschaugruben, in denen unter der Leitung von Dieter Haas die Weinwurzeln in ihrem oft verschlungenen
Verlauf zu den Wasserreserven im Boden freigelegt wurden. Dr. Hartl erklärte hier eindrücklich, wie leicht
die Weinwurzeln durch unüberlegte Bodenbearbeitung geschädigt werden können.
Projekt "Artenvielfalt und Bodenschutz im Weinbau"
Abschließend wurde der in dreijähriger Zusammenarbeit zwischen den Landmaschinenfirmen Güttler,
Ertl-Auer und Dr. Hartl entwickelte "Greenmanager(C)" vorgeführt, eine Kombination von 3 verschiedenen
Maschinenmodulen. Diese Weltneuheit kann das Saatbett für den Erstanbau vorbereiten, artenreiche Begrünungsmischungen
mit ihren sehr unterschiedlichen Samengrößen ansäen und rückverdichten. Sie kann aber auch
zu starkwüchsige Begrünungen durch flaches Unterschneiden und/oder Niederwalzen im Wachstum stoppen und
damit die Wasserkonkurrenz für die Weinrebe unterbinden. Die Begrünung bleibt dann als Mulchdecke gegen
die Abschwemmung liegen, ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem bei Trockenheit sonst üblichen Umbrechen
der Fahrgassen. In Kombination mit einem Striegel können aber auch bereits vergraste Begrünungen durch
Nachsäen verjüngt werden. Die WinzerInnen zeigten ihr Interesse in der intensiven, fachlich hochwertigen
Diskussion.
In allen drei Weingärten bestätigten die trotz extremer Trockenheit gute Wüchsigkeit der Weinreben
und der starke Behang mit gesunden Trauben die Bedeutung der in den Profilgruben sichtbaren tiefgehenden Wurzeln.
Eine nachhaltige, umweltfreundliche und naturschutzverträgliche Weingartenbewirtschaftung braucht "viel
Hirn pro Hektar, ist aber gerade im Wiener Weinbau möglich", wie es Dr. Hartl abschließend auf
den Punkt brachte.
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