Grüner Bericht 2015 weist Minus von 5% gegenüber 2013 aus
Wien (pk) - Keine Erholung gibt es vorerst für die österreichische Land- und Forstwirtschaft.
Nachdem sich die Einkommen bereits in den Jahren 2012 und 2013 negativ entwickelt hatten, weist der nunmehr dem
Nationalrat vorliegende Grüne Bericht 2015 (III-210 d.B.) für 2014 einen weiteren Rückgang aus.
Im Durchschnitt aller Betriebe wurde demnach ein Einkommen von 23.370 € erreicht, was einem Minus gegenüber
dem vorangegangenen Jahr von 5% entspricht. Das Einkommen je land- und forstwirtschaftlicher Arbeitskraft ist ebenfalls
um 5% gesunken und lag mit 18.941 € deutlich unter dem Einkommensdurchschnitt der österreichischen ArbeitnehmerInnen.
Diese Entwicklung mache deutlich, dass gezielte Unterstützung wirksam und notwendig ist, betont Landwirtschaftsminister
Andrä Rupprechter im Vorwort des Berichts, dem auch der Bericht über die Maßnahmen für die
Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2016 (III-211 d.B.) angeschlossen ist. Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik
(GAP) biete dazu ausgezeichnete Rahmenbedingungen, zeigt sich der Ressortleiter überzeugt.
Niedrigere Preise durch angespannte Lage auf wichtigen Absatzmärkten
Auslöser für die Einkommenseinbußen war insbesondere die angespannte Lage auf wichtigen Absatzmärkten,
die zu niedrigeren Preisen geführt hatte, dies vor allem bei Getreide, Öl- und Hackfrüchten sowie
bei Tafeläpfeln. Als weitere Gründe nennt der Bericht niedrigere Erträge aus der Schweinehaltung
sowie die feuchten Witterungsbedingungen, die sich negativ auf die Weinernte und damit auf die Einkünfte der
Weinbaubetriebe ausgewirkt haben. Auch waren die Aufwendungen für Personal, Pachten und Abschreibungen höher
als 2013. Eine positive Entwicklung verzeichnete allerdings der Milchsektor, was der Grüne Bericht auf gestiegene
Erzeugerpreise bei Milch und niedrigere Aufwendungen für Futtermittel zurückführt.
Positive Ausnahmen: Bergbauern- und Biobetriebe
Betrachtet man nun die Situation der einzelnen Betriebsformen, zeigt sich ein differenziertes Bild. Während
es bei den Futterbaubetrieben – hier vor allem im Bereich der Milchproduktion – ein Einkommensplus von 5% gab,
mussten alle anderen Betriebsformen zum Teil erhebliche Einkommensrückgänge hinnehmen. Der Bericht hebt
dabei den Umstand hervor, dass Betriebe, die ihr Einkommen überwiegend aus der Landwirtschaft erwirtschaften,
gegenüber 2013 ihre Einnahmen um 2% steigern konnten, während Betriebe mit überwiegend außerlandwirtschaftlichem
Erwerb ein Minus von 15% verbuchten.
Die Ertragssteigerungen auf dem Milchsektor bewirkten auch eine positive Entwicklung bei den Bergbauernbetrieben,
die im Durchschnitt einen Einkommenszuwachs von 3,2% erreichten, wobei Betriebe mit der höchsten Erschwernis
die höchste Steigerung (+14%) erzielten. Hier schlugen sich insbesondere die öffentlichen Gelder zu Buche,
die zielgerichtet für Betriebe mit extremer Benachteiligung gewährt werden. Dies ändere allerdings
nichts daran, dass Bergbauernbetriebe aufgrund ihrer Produktionsvoraussetzungen und ihrer Betriebsstruktur immer
noch niedrigere Einkommen als der Durchschnitt aller Betriebe aufweisen, gibt der Bericht zu bedenken. Trotzdem
konnte 2014 der Einkommensabstand zu den Betrieben außerhalb der Bergregion weiter verringert werden.
Über ein Einkommensplus, und zwar von 5%, konnten sich auch die Biobetriebe freuen. Sie lagen damit um 2%
über dem Durchschnitt aller Betriebe, was der Bericht vor allem auch mit der gezielten Ausrichtung der Agrarpolitik
auf den Biolandbau begründet. So waren die öffentlichen Gelder für die Biobetriebe um 17% höher
als für den Durchschnitt aller übrigen Betriebe.
2.400 LandwirtInnen geben pro Jahr ihren Betrieb auf
Rückschlüsse auf die Lage der heimischen Land- und Forstwirtschaft lassen auch die Ergebnisse der jüngsten
Agrarstrukturerhebung zu. Demnach gab es 2013 in Österreich 166.317 land- und forstwirtschaftliche Betriebe
– um 4% weniger als bei der letzten Agrarstrukturerhebung 2010. Der Betriebsrückgang setzt sich weiter fort,
hat sich aber etwas verlangsamt. Wurden 1995 im Jahr des EU-Beitritts noch 239.099 Betriebe ermittelt, so reduzierte
sich diese Anzahl seitdem um 72.782 (-30%), in den letzten zehn Jahren um 24.085 Betriebe bzw. 13%, rechnet der
Grüne Bericht vor. Seit 2003 gaben damit durchschnittlich 2.400 LandwirtInnen pro Jahr ihren Hof auf bzw.
verkauften oder verpachteten ihren Betrieb.
Neues Förderungsmodell durch GAP-Reform, Herausforderung für Milchbetriebe
Hohe Erwartungen verbindet das Ressort mit der Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP), die,
wie es im Bericht heißt, den Weg einer nachhaltigen, umweltgerechten Landwirtschaft fortsetzen und den Sektor
insgesamt innovativer, professioneller und wettbewerbsfähiger machen wird. Bei den Marktordnungsausgaben der
1.Säule der GAP, deren Finanzierung zu 100% aus EU-Mitteln erfolgt, bedeuten die Umsetzung eines flächenbezogenen
Regionalmodells und die Implementierung von Greening-Auflagen die wesentlichsten Änderungen für Österreichs
Land- und Forstwirtschaft. Das neue Modell sieht neben den Direktzahlungen aber auch klassische Marktordnungsmaßnahmen
wie öffentliche Intervention oder Exporterstattungen vor, um im Krisenfall und bei negativer Marktentwicklung
stabilisierend auf die Preise zu wirken. So schnürte die EU etwa ein Milchpaket mit dem Ziel, nach dem Auslaufen
der Milchquotenregelung die Verhandlungsposition der Milchbetriebe zu stärken. Kurzfristig stellen hier die
Marktvolatilitäten die größte Herausforderung. Längerfristig geht die Kommission allerdings
von einer positiven Entwicklung der Milchbranche aus
|