Exportplus trotz schwierigster Rahmenbedingungen – Koßdorff: Heimische Produkte punkten
in Deutschland und fernen Märkten wie den USA
Wien (dielebensmitterl) - "Die Exporte der Lebensmittelindustrie zeigen für das erste Halbjahr
2015 mit einem Plus von 6,4 % gegenüber dem Vorjahr eine gute Entwicklung. Und das trotz angespannter Märkte
im In- und Ausland etwa in Folge der ,Ukraine- Russland-Krise‘. Diese hat zu einem Überangebot bei manchen
Produkten (primär Fleisch- und Milcherzeugnisse) und somit zu einem enormen Preisdruck in der EU geführt.
Die exportorientierten EU-Länder drängen daher auf alternative Märkte außerhalb Europas, so
auch die heimische Lebensmittelwirtschaft. Die Exportleistung der Erzeugnisse der österreichischen Lebensmittelindustrie
auf Märkten außerhalb Europas stieg im ersten Halbjahr um fast 20 %. Exportmotor dabei war der US-Markt.
Dieser wuchs gegenüber dem Vorjahr um über 40 % an und ist aktuell für die Hälfte unseres gesamten
Exportzuwachses verantwortlich. Die USA und Deutschland sind somit gegenwärtig die beiden Top-Exportmärkte
österreichischer Lebensmittel und Getränke", betont Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin
des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie.
Der Heimmarkt bleibt weiterhin angespannt: die gedämpfte Konjunkturprognose, der Rückfall Österreichs
in internationalen Wirtschaftsrankings, ein intensiver Wettbewerbsdruck inkl. Währungsrisiken im Export sowie
steigende Kosten (ua Sektsteuer) sorgen für einen Ertragsdruck in der heimischen Lebensmittelindustrie. Zusätzlich
hält die Konzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH), einer der höchsten in
Europa, ungebremst an. Auch der Anteil an Eigenmarken im LEH wächst ungebrochen. Dazu Koßdorff: "Trotz
dieser schwierigen Rahmenbedingungen sind wir optimistisch, dass die Branche ihr Umsatzziel für 2015 - 8 Mrd.
Euro bei der abgesetzten Produktion -erreichen kann. Der heiße Sommer und die gute Entwicklung im Tourismus
wirken positiv." Anlass zur Sorge sieht Koßdorff bei der Rohwarenbeschaffung: Die "Wüstentage"
haben 2015 zu teils massiven Ertragseinbußen in der Landwirtschaft geführt.
Export bleibt wichtigstes Standbein für die Branche
Österreich ist seit Jahren höchst erfolgreich beim Lebensmittel- und Getränke-Export in "rot-weiß-rot".
Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten in 185 Ländern rund um den Globus vertrauen der hohen Qualität,
Sicherheit und Genuss österreichischer Produkte. Der Export ist und bleibt somit Wachstumstreiber und Jobgarant
für den Standort und sichert Arbeitsplätze. Die Steigerung der Exportquote in der österreichischen
Lebensmittelindustrie von knapp 16 % im Jahr 1995 auf derzeit deutlich über 60 % unterstreicht die Ausnahmeleistung
dieser Branche.
Der Hauptmarkt für die heimischen Exporteure von Lebensmitteln und Getränken ist weiterhin die EU: im
ersten Halbjahr 2015 wurden rund 78 % des österreichischen Exportvolumens von 2,9 Mrd. Euro innerhalb der
EU abgesetzt - das entspricht rund 2,0 Mrd. Euro. Mit Drittstaaten wurde ein Exportvolumen von 900 Mio. Euro erwirtschaftet.
Je höher der Wertschöpfungsgrad heimischer Lebensmittel, desto höher ist die Nachfrage jenseits
der EU-Grenzen. Der seit Jahren angespannte Inlandsmarkt hat die österreichischen Hersteller schon früh
bewogen, ihre Chance im Export zu suchen. Das zeigt beeindruckend ein Vergleich des heimischen Exportanteils mit
jenem aus Deutschland: im Ergebnis exportieren die österreichischen Hersteller doppelt so viele Lebensmittel
wie ihre deutschen Mitbewerber. "Dadurch hat sich Österreich mit Qualität, Sicherheit und Genuss
zum Schwergewicht beim Lebensmittel- und Getränke-Export in ,rot-weiß-rot‘ entwickelt", stellt
Koßdorff fest. Ein gesättigter und hart umkämpfter Inlandsmarkt machen den Export von Lebensmitteln
"Made in Austria" bereits seit vielen Jahren zum unverzichtbaren Standbein für die Branche.
Freihandel schafft Marktchancen
Die Lebensmittelexporte nach Russland brachen im ersten Halbjahr 2015 gegenüber 2014 um 42 % von 99 auf
57 Mio. Euro ein. Damit ist Russland im Ranking der Zielmärkte österreichischer Lebensmittelexporte vom
11. auf den 15. Platz zurückgefallen. Das Exportvolumen in die USA konnte hingegen um 41,9 % auf 314 Mio.
Euro gesteigert werden. Dazu Koßdorff: "Gut verhandelte Abkommen mit Drittstaaten, die den öster-reichischen
Lebensmittelproduzenten den Marktzugang erleichtern, sind mit Blick auf den globalen Wett-bewerb essentiell. Sie
bieten Chancen für eine langfristig positive Entwicklung der heimischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft.
Und gerade das ist in Zeiten einer schwachen Konjunktur wichtig. Die österreichische Lebensmittelindustrie
begrüßt daher Initiativen der EU, um die Chancen für heimische Lebensmittelhersteller auf ausländischen
Märkten rund um den Globus zu verbessern, so auch jene mit den USA (TTIP). Die TTIP-Vereinbarungen müssen
allerdings faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen und den anspruchsvollen EU-Standards etwa bei der Lebensmittelsicherheit
auch für US-Importe Rechnung tragen."
Konjunkturmotor Export bleibt wichtiger Wirtschaftsfaktor - Jetzt weiter Kräfte bündeln!
Koßdorff weiter: "Lebensmittel waren stets die Front-Runner in Zeiten schwacher Konjunktur. Die
gesamtwirtschaftlichen Perspektiven zeigen, dass es richtig ist, sich auf die Stärken der österreichischen
Lebensmittelwirtschaft zu besinnen und alle Kräfte zu bündeln: Die ,Internationalisierungsoffensive‘
des Wirtschaftsministeriums und die ,Exportinitiative neu‘ des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich
sind gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je." Der Fachverband unterstützt mit großem Engagement
diese Initiativen im Interesse des heimischen Produktionsstandortes und arbeitet in Abstimmung mit seinen Partnern
- der Außenwirtschaft Austria und der AMA Marketing GmbH - aktiv daran mit. "Wir müssen gemeinsam
bestehende Märkte stärken und neue Marktchancen wie den Westbalkan, den Mittleren Osten und Asien erschließen.
Aktivitäten wie der ,Marktplatz Österreich‘ oder der Besuch von Messen wie der ANUGA können helfen,
neue Kontakte zu knüpfen. Insgesamt soll damit der Export der österreichischen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft
breiter aufgestellt werden", führt Koßdorff aus.
Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich
Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse
der Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund
200 Unternehmen mit ihren 26.000 Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2014 ein Produktionsvolumen von 8
Milliarden Euro. Über 60 Prozent davon werden in 185 Länder rund um den Globus exportiert. Der Fachverband
unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.
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