Zahl der Krebs-Gentests durch bessere Verfügbarkeit verfünffacht – "Internationaler
Brustkrebsmonat" im Oktober 2015
Wien (med-uni) - Mutationen der Gene BRCA 1 und BRCA 2 führen bei den Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit
zu einer Krebserkrankung. Diese Mutationen sind mittels eines Gentests nachweisbar. Die Einführung eines neuen
Medikaments hat die Therapiemöglichkeiten verbessert, das, sowie gesteigerte Aufmerksamkeit und ein niederschwelliger
Zugang haben dementsprechend die Zahlen der Gentests an der MedUni Wien im vergangenen Jahr verfünffacht.
Dadurch werden mehr RisikopatientInnen erkannt und frühzeitige Präventionsmaßnahmen ermöglicht.
Keimbahnmutationen in einem der beiden Brustkrebsgene BRCA1 oder BRCA2 erhöhen das Krebsrisiko bei beiden
Geschlechtern, allerdings sind Frauen besonders betroffen. So erkranken diese mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit
im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom und mit etwa 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs.
Schätzungen zufolge hat eine von 400 bis 700 Frauen in Österreich eine solche Mutation.
Eine molekulargenetische Untersuchung auf diese Keimbahnmutation wird an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde
der MedUni Wien und dem AKH Wien seit fast 20 Jahren angeboten. Während bis vor kurzem die genetische Testung
ausschließlich dazu diente, Frauen mit einer BRCA-Mutation zu identifizieren und ihnen eine individualisierte
Form der Früherkennung zu ermöglichen bzw. vorbeugende Operationen anzubieten (Filmstar Angelina Jolie
zum Beispiel ließ sich nach einer nachgewiesenen BRCA-Mutation vorbeugend das Brustgewebe entfernen), so
hat ein positives Mutationsergebnis durch die Entwicklung einer neuen Generation von Krebsmedikamenten nun auch
eine therapeutische Konsequenz. Medikamente mit dem neuen Wirkstoff Olaparib sorgen bei Eierstockkrebs- Patientinnen
mit BRCA-Mutationen für signifikante Therapieverbesserungen.
Kostenloser Gentest sorgt für Gewissheit
Da diese Mutationen vererbbar sind, wurden die Kosten für den recht kostspieligen Test bisher nur für
Personen mit bereits bekannten Krebsfällen in der Familie angeboten. Neu ist, dass nun auch Frauen mit einem
Ovarialkarzinom auch ohne Vorhandensein einer Familienanamnese einen derartigen Test durchführen lassen können.
"Für Patientinnen mit Eierstockkrebs, die eine solche Mutation besitzen, gibt es diesen Wirkstoff, der
bei der Therapie große Erfolge bringt", erklärt Christian Singer, Professor für Klinisch-translationelle
Gynäkologische Onkologie Onkologe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien
anlässlich des bevorstehenden internationalen Brustkrebsmonats im Oktober, "deshalb werden Betroffene
hier jetzt ebenfalls auf diese Mutationen getestet".
Österreichweites System als Modellprojekt für Europa
Die MedUni Wien nimmt mit dem Angebot des Tests österreichweit eine Vorreiterrolle ein. 80 Krebsberatungsstellen
(Kliniken, Ordinationen) aus ganz Österreich schicken Blutproben zur Testung an die Universitätsklinik
für Frauenheilkunde der MedUni Wien ins AKH Wien. "Die zentrale Durchführung des Tests und der niederschwellige
Zugang haben europaweit Modellcharakter", erklärt Christian Singer, "das und die Tatsache, dass
die Krankenkassen den Test jetzt auch für Eierstockkrebs-Patientinnen bezahlen, hat dazu geführt, dass
wir fünfmal so viele Tests wie bisher durchführen." Die dabei gesammelten Daten werden von der MedUni
Wien in zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten ausgewertet.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in
der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.
Die Brustgenberatung an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni wien fällt in den
Themenbereich des Clusters für Krebsforschung/Onkologie.
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