Mailath überreichte der Künstlerin im Rahmen einer Vernissage das „Goldene Ehrenzeichen
für Verdienste um das Land Wien“
Wien (rk) - Gerda Fassel, Bildhauerin und erste Professorin für Bildhauerei in Österreich, wurde
am 07.10. mit dem "Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien" ausgezeichnet: "Gerda
Fassel hat als Künstlerin wie auch als erste österreichische Professorin für Bildhauerei das Kunstschaffen
mehrerer Generationen geprägt. Ihr einzigartiges Werk ist von Eigenständigkeit und Konsequenz gekennzeichnet.
Mit ihrer Pionierleistung in der Männerdomäne Bildhauerei ist sie für Frauen in der Kunst ein großes
Vorbild", betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seiner Laudatio.
Die Verleihung fand in der kleinen galerie im Rahmen der Ausstellungseröffnung "Für Gerda Fassel"
statt, an der auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, Gemeinderat Ernst Woller, Vorsitzender des städtischen
Kulturausschusses, zahlreiche Familienmitglieder, FreundInnen und WeggefährtInnen der Ausgezeichneten teilgenommen
haben.
Die Ausstellung "Für Gerda Fassel" ist noch bis 15. Oktober 2015 in der kleinen galerie zu sehen
(3., Kundmanngasse 30).
Gerda Fassel wurde 1941 in Wien in eine Arbeiterfamilie geboren. 1960/61 besuchte Fassel die Wiener Kunstschule
und versuchte sich bei Hans Staudacher in abstrakter Malerei. Von 1962 bis 1965 hielt sich Fassel in den USA, in
Florida und New York, auf. Sie finanzierte ihren Aufenthalt durch die Arbeit in Hotel- und Gastbetrieben und konnte
dadurch auch ein Jahr an der Art Students League in New York Bildhauerei bei José De Creeft studieren. Nach
ihrer Rückkehr nach Wien studierte sie von 1968 bis 1972 die Bildhauerei an der Universität für
angewandte Kunst zuerst bei Hans Knesl, ihrem hoch geschätzten Lehrer, und dann bei Wander Bertoni. 1972 diplomierte
sie in Bildhauerei.
1996 bis 2006 leitet sie - in der Nachfolge Alfred Hrdlickas - die Meisterklasse für Bildhauerei am Institut
für bildende Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien - zwei Jahre als Gastprofessorin,
dann als Ordinaria.
Gerda Fassels Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland zu sehen, so z. B. 1979 im Civic Center
Museum in Philadelphia, 1981 bei der Biennale Internationale del Bronzetto in Padua, 1991 im Museum für moderne
Kunst in Bozen und 1999 im Heiligenkreuzerhof Wien.
Im Zentrum ihrer plastischen Arbeiten, hauptsächlich figurale Bronzeplastiken, steht die Auseinandersetzung
mit der menschlichen Figur. Um Begrenzungen aufzulösen und der Ideolo¬gie vom unversehrten Körper
entgegenzuwirken, arbeitet Gerda Fassel hauptsächlich mit der Fragmentierung des (weiblichen) Körpers.
Es sind Torsi, es ist scheinbar Unfertiges, eine ständige Annäherung an Ideale. Das Non finito ist bei
ihr nicht Attitüde oder Eingeständnis von Scheitern am Formalen, sondern systemimmanent.
Gerda Fassel hat vor wenigen Jahren eine großzügige Schenkung mehrerer ihrer frühen Arbeiten an
die zeitgenössische Kunstsammlung der Stadt Wien übergeben, darunter auch ihre Diplomarbeit die "Große
Liegende".
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