USA: Der Eisenbahnmarkt boomt

 

erstellt am
08. 10. 15
09:00 MEZ

Der wachsende amerikanische Eisenbahnsektor bietet Chancen für österreichische Bahntechnologien
Los Angeles/Wien (pwk/awo) - Minneapolis/Minnesota ist diese Woche (4. bis 7. Oktober) mit der Railway Interchange 2015 und 9.000 AREMA Konferenzteilnehmern (American Railway Engineering and Maintenance-of-way Association) der Treff der nordamerikanischen Eisenbahnindustrie. "Die USA sind aufgrund der Marktgröße und starken Nachfrage ein attraktiver Markt für österreichische Bahntechnologien. 40 Prozent des US-Frachtaufkommens wird über die Bahn abgewickelt, im Vergleich zu 15 Prozent in der EU", so Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Das amerikanische Eisenbahnsystem umfasst 1,7 Mio. Wagons, 25.000 Lokomotiven und ein Schienennetz von etwa 260.000 km.

Die US-Eisenbahngesellschaften kämpfen mit steigender Zugfrequenz, höherer Achslast und knapper Zeit für Instandhaltungsarbeiten. Hersteller von Lokomotiven haben höhere Emissions- und Sicherheitsstandards zu erfüllen. Das Damoklesschwert der "Positive Train Control" (PTC) hängt über der US-Eisenbahnindustrie. Obwohl bereits nahezu 6 Mrd. USD investiert wurden, wird zur Deadline bis Ende des Jahres ein Großteil der Strecken und Lokomotiven nicht mit dem vom Kongress 2008 geforderten Sicherheitssystem ausgerüstet sein. Die Branche drängt auf eine Fristverlängerung, da sonst eine Disruption des Bahnverkehrs befürchtet wird. Thaler: "Gefragt sind im Eisenbahnsektor daher Innovationen, die den Lebenszyklus und die operative Sicherheit erhöhen. Auffällig ist beim Messerundgang der zunehmende Trend zur Digitalisierung im Eisenbahnsektor. Der Einsatz von Sensoren nimmt stark zu. Die Herausforderung ist die Übersetzung der enormen Datenmengen in überschaubare und nützliche Informationen für den Eisenbahnbetreiber. Dies eröffnet beispielsweise Chancen für spezialisierte Bahn IT-Unternehmen. Auch Drohnenanbieter sehen Einsatzgebiete bei der Überwachung der Infrastruktur."

Wachstumsmarkt USA
Das US-Schienennetz ist das zweitgrößte der Welt und bietet durch zunehmenden Bedarf an Reparaturen und Modernisierung Zulieferchancen. Höhere Emissions- und Sicherheitsstandards bei Lokomotiven und Wagons zum Transport gefährlicher Güter erfordern Milliardeninvestitionen. Im ersten Halbjahr zeigt sich eine Abflachung des Frachtaufkommens auf der Schiene durch Rückgänge bei Commodities wie Kohle und Erdöl. Unabhängig davon planen 2015 die Eisenbahngesellschaften Investitionen in Höhe von 29 Mrd. USD in den Ausbau und Instandhaltung der Infrastruktur. Eine robuste Entwicklung wird dem Intermodalverkehr prophezeit. Neue Projekte im Hochgeschwindigkeitsbereich sind auf Schiene: Beispielsweise das kalifornische Jahrhundert-Infrastrukturprojekt Los Angeles - San Francisco. Kürzlich wurde ein chinesisches Konsortium zum Bau einer Schnellverbindung zwischen Los Angeles und Las Vegas gegründet. Geplant sind weiters die etwa 50 km lange Verbindung zwischen Dallas und Fort Worth und die von privaten Investoren angepeilte Achse Dallas - Houston. Ein dynamisches Segment ist der Bau von Metros und Nahverkehrsverbindungen. WirtschaftsOskar Gewinner Siemens Österreich erhielt vergangenes Jahr von der Verkehrsbehörde in San Francisco einen Großauftrag.

Austro-Innovationen von Achszählung bis Weichensysteme
Unter den 690 Ausstellern auf der Messe in Minneapolis sind führende Anbieter österreichischer Eisenbahntechnologien vertreten. Alle sehen am amerikanischen Markt ein großes Potential für ihre Produkte und teilen den Optimismus auf dem Messeparkett.

Frauscher Sensortechnik ist Technologieführer für Raddetektion und Achszählung. Mit Sensoren werden beispielsweise heiß gelaufene Lager identifiziert und eine Strecke wird nach Passieren des Zuges wieder freigegeben. Zur intensiven Marktbetreuung wurde heuer eine US-Niederlassung gegründet.

Der führende Spezialist für Erschütterungsschutz und Lösungen zur Isolierung von Vibrationen, Firma Getzner, schloss kürzlich mit der amerikanischen Firma LB Foster eine Partnerschaft.

Linsinger Maschinenbau ist Marktführer bei Schienenfrästechnik ohne Funkenflug, was gerade bei Arbeiten in Tunnels und brandgefährdeten Gebieten Chancen eröffnet.

Weltmarktführer Plasser und Theurer stellte als Messeneuheit ein Gleisstopfaggregat vor, das unterschiedliche Schwellenabstände berücksichtigt und Gleise wie Weichen in einem Arbeitsvorgang bearbeitet.

Riegl präsentierte das laserbasierte hochpräzise Scanning System zur Überwachung der Infrastruktur. Dieses kommt beispielsweise bei der Neuplanung von Strecken und der Simulation von neuen Zuggarnituren zum Einsatz.

voestalpine ist Weltmarktführer bei Bahnsystemen und hat mit seinem US-Unternehmen voestalpine Nortrak einen Marktanteil von rund 45 Prozent bei Fahrwegskomponenten und Weichensystemen.

Palfinger stellte seinen neuen für den Eisenbahnsektor entwickelten Kran vor.
Seisinger, der Spezialist für Interieur-Lösungen im Wagonbau, nützte den Messebesuch zum Netzwerken und zur Marktsondierung.

Marktbearbeitung: Präsenz vor Ort
Entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Bearbeitung des US-Eisenbahnmarktes sind die Präsenz vor Ort, ein effizientes After Sales Service, Innovationen sowie Preis und Lieferzeiten. Thaler: "Der Markteinstieg ist zeit- und kostenaufwändig. Der ideale Start ist die Einbindung in das komplementäre Angebot eines bereits bestens etablierten befreundeten Unternehmens. Durch die starke Nachfrage im Eisenbahnsektor ergeben sich vielfach Lieferengpässe und damit jetzt die Chance, sich als alternativer Lieferant zu qualifizieren."

 

 

 

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