"158.000 Personen über die Schulter schauen"
St. Pölten (wknö) - Von 8. bis 10. Oktober finden in ganz Niederösterreich die Tage der offenen
Tür der Industrie statt. 44 Unternehmen zeigen, welche Leistungen sie tagtäglich für den Wirtschaftsstandort
NÖ erbringen und welche Karrieremöglichkeiten Jugendlichen offen stehen. Am 07.10. eröffneten Wirtschaftslandesrätin
Petra Bohuslav, Industriellenvereinigung NÖ-Präsident Johann Marihart und Obmann der Sparte Industrie
der Wirtschaftskammer NÖ Thomas Salzer die dazugehörige Wanderausstellung in St. Pölten.
Eine Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zeigt: Rund 158.000 Personen sind im produzierenden
Bereich in NÖ beschäftigt. Gemeinsam mit industrienahen Dienstleistungen sichert die Industrie fast 300.000
Jobs. Die NÖ Industrie erwirtschaftet damit direkt und indirekt mehr als die Hälfte der regionalen Wertschöpfung
und jeder siebente Industrie-Lehrling Österreichs wird in unserem Bundesland ausgebildet.
„Diese Ergebnisse und Zahlen bestätigen die Bedeutung der NÖ Industrie für den gesamten Wirtschaftsstandort
NÖ. Kaum ein anderes Bundesland verfügt über einen ähnlich hohen Anteil an erfolgreichen Industriebranchen.
Durch diese Heterogenität sind wir besser durch die Krise gekommen als andere Bundesländer“, sagt Johann
Marihart, Präsident der Industriellenvereinigung NÖ.
Nichtsdestotrotz brauche die Industrie dringend flexiblere Arbeitszeitregelungen sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten,
um auch international wettbewerbsfähig sein zu können. „Die Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche
schlägt dabei in die völlig falsche Richtung“, so Marihart. Schon alleine die öffentliche Diskussion
darüber würde den Industriestandort Österreich gefährden, weil dadurch seitens der Unternehmen
ein Vertrauensverlust entstehe. „Zudem bremsen wir uns durch die überbordende Bürokratie derzeit selbst
aus“, sagt Marihart. Schließlich können Wohlstand, Wachstum und sichere Arbeitsplätze nicht durch
Reglementierungen, Quotenregelungen und Gesetze verordnet werden. „Vielmehr müssen den Betrieben Anreize und
Möglichkeiten geboten werden, um Jobs zu schaffen“, so der IV-Präsident.
Bohuslav: „Gemeinsam Herausforderungen und Chancen anpacken“
„Wir als Land Niederösterreich haben es uns zur Aufgabe gemacht, im Rahmen, der uns zur Verfügung
steht, eine wirtschaftsfreundliche Atmosphäre in unserem Land zu schaffen. Daher arbeiten wir kontinuierlich
daran, die Unterstützungsinstrumente für die NÖ Wirtschaft laufend zu verbessern und an die Bedürfnisse
der Unternehmen anzupassen. Dazu zählt auch, auf aktuelle Entwicklungen und Chancen wie Industrie 4.0 gemeinsam
mit unseren Industriebetrieben zu reagieren. In der niederösterreichischen Wirtschaftsstrategie 2020 und
dem FTI-Programm sind zahlreiche Instrumente eingebettet, die die Unternehmen fit für Industrie 4.0 machen.
So haben wir erst vor wenigen Tagen einen Fördercall mit den Schwerpunkten intelligente Oberflächen und
Systeme gestartet. Hier wollen wir Forschung und Wirtschaft zusammen führen“, erklärt Wirtschaftslandesrätin
Petra Bohuslav.
Salzer: „Brauchen mehr Rechtssicherheit für die NÖ Industrie“
Thomas Salzer, Spartenobmann der NÖ Industrie, sieht darüber hinaus Handlungsbedarf, was die Kapitalausstattung
der Unternehmen angeht: „Während die Großunternehmen der NÖ Industrie über eine solide Eigenkapitalquote
von durchschnittlich 42 Prozent verfügen, gibt es Verbesserungspotenzial bei den KMU, wo die Quote knapp über
30 Prozent liegt. Wir können hier jede Unterstützung brauchen, welche die Eigenkapitalquote der KMU stärkt!“
Außerdem verweist Salzer auf Kuriositäten in der Bundesgesetzgebung, die das Unternehmerleben schwer
machen: „Ein gutes Beispiel ist das Energie-Effizienzgesetz, das im Jänner 2015 beschlossen wurde. Bis heute
kann es aufgrund unklarer Definitionen nicht ordnungsgemäß umgesetzt werden. Die NÖ Industrie fordert
daher sowohl Straffreiheit für Gesetze, die nicht umgesetzt werden können und generell mehr Rechtssicherheit,
die immer einer unserer Standortvorteile war! Nur so kann die NÖ Industrie das sein, was sie ist: Ein verlässlicher
Partner des NÖ Wirtschaftsstandorts, der Arbeitsplätze vor Ort sicherstellt.“
Auch für Philipp Brunner, stv. Geschäftsführer des IWI, liegt die Bedeutung der NÖ Industrie
für den Wirtschaftsstandort auf der Hand: „Die Industrie betrifft die gesamte Wirtschaft und ist damit ein
wichtiger Impulsgeber für die Regionalwirtschaft. Durch Aufträge an regionale Dienstleister und Lieferanten
erhöht sie die Wirtschaftsleistung und den Wohlstand. Denn wird bei der Herstellung von Waren in NÖ ein
Produktionswert von 1.000 Euro erwirtschaftet, entsteht in der heimischen Wirtschaft eine zusätzliche Produktion
von weiteren 800 Euro.“
Über die Wanderausstellung und die „Tage der offenen Tür der NÖ Industrie“
Die Wanderausstellung „Industrie NÖ“ ist ab sofort drei Wochen in der HTL St. Pölten zu sehen. Die Besucher
erfahren, was die blau gelbe Industrie leistet und wo die Produkte der Industrie im Alltag vorkommen. Die Ausstellung
macht ab November in allen HTL-Standorten Niederösterreichs Halt. Die Plakate der Wanderausstellung designten
Absolventen der New Design University (NDU) St. Pölten.
Die Tage der offenen Tür der NÖ Industrie finden von 8. bis 10. Oktober statt. 44 NÖ Industriebetriebe
ergreifen die Gelegenheit, sich Besucher zu öffnen, um sie auf die spannende Reise vom Rohstoff zum fertigen
Produkt mitzunehmen. Alle Informationen und alle teilnehmenden Betriebe auf: http://www.noeindustrie.at
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