Asylkrise darf österreichisch-tschechische
 Beziehungen nicht trüben

 

erstellt am
16. 10. 15
09:00 MEZ

Tschechische Senatsdelegation zu Besuch im Parlament
Prag/Wien (pk) – Beim Ausbau der österreich-tschechischen Kontakte gibt es noch "Reserven", stellte Bundesratspräsident Gottfried Kneifel (V) am 15.10. in einem Gespräch zwischen einer Delegation des tschechischen Senats und österreichischen Abgeordneten und Bundesräten fest, in dem beide Seiten die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen unterstrichen und ihren Wunsch nach einer weiteren Intensivierung äußerten. Als vorbildhaft betrachtete Kneifel dabei vor allem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf lokaler und regionaler Ebene. Allgemeinen Zuspruch fand die Anregung des tschechischen Delegationsleiters Milos Vystrcil, die Beziehungen zwischen den Parlamenten beider Staaten auszubauen und in diesem Sinn ein gemeinsames Treffen von tschechischen und österreichischen Abgeordneten in Slavonice abzuhalten. Konsens bestand auch darüber, dass die derzeitige Flüchtlingskrise das gutnachbarschaftliche Verhältnis zwischen Österreich und Tschechien nicht beeinträchtigen dürfe.

Tschechien für freiwillige Aufnahme von Flüchtlingen, aber gegen EU-Quote

Das Flüchtlingsthema nahm dann auch breiten Raum in den Gesprächen ein. Senator Radko Martinek warb um Verständnis für die tschechische Position und betonte, sein Land sei bereit zu helfen, lehne aber eine freie Einreise von Personen ohne Reisedokumente und ohne jegliche Kontrolle ab. Tschechien habe sich zur freiwilligen Aufnahme von Menschen verpflichtet, die in ihrer Heimat verfolgt werden. Einer verpflichtenden Quote erteilte Martinek aber eine klare Absage, wobei er die Frage in die Runde stellte, wie sein Land Menschen gegen ihren Willen zum Verbleib in Tschechien zwingen solle. Sowohl Martinek als auch Vystrcil sahen schwere Versäumnisse bei der EU, der sie vorwarfen, bloß an der Lösung der Folgen der Konflikte zu arbeiten, dabei aber die Ursachen für die Flüchtlingsströme außer Acht zu lassen.

Weitere Themen: Rechnungshof, Infrastruktur
Großes Interesse bekundeten die tschechischen Gäste auch am österreichischen Rechnungshof, dem Vystrcil hervorragende Arbeit attestierte. Vor dem Hintergrund der geplanten Kompetenzausweitung der obersten tschechischen Kontrolleinrichtung auf die Prüfung von Städten und Gemeinden werden die Erfahrungen im Nachbarland die Diskussion im Prager Senat bereichern, zeigte er sich überzeugt. Was die Infrastruktur betrifft, berichteten die tschechischen Senatoren etwa von der Verstärkung des hochrangigen Straßennetzes in Südböhmen sowie von Ausbauplänen für den Flughafen in Budweis.

Auf österreichischer Seite nahmen neben Kneifel an dem Gespräch auch die Abgeordneten Martina Diesner-Weis, Nikolaus Prinz (beide V) und Wolfgang Pirklhuber (G) sowie die Bundesräte Werner Herbert, Reinhard Pisec (beide F) und Gerald Zelina (T) teil.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

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