Bank Austria Konjunkturindikator liegt im September unverändert bei 0,1 Punkten: Verbesserte
Industrieeinschätzung gleicht verschlechterte Stimmung der Konsumenten aus
Wien (bank austria) - Trotz steigender globaler Unsicherheiten setzt sich die Erholung der österreichischen
Wirtschaft auch zu Herbstbeginn fort. „Mit 0,1 Punkten hat sich der Bank Austria Konjunkturindikator im September
gegenüber dem Vormonat nicht verändert. Die bessere Stimmung in der heimischen Industrie sowie ein stärkerer
Rückenwind aus Europa konnten die Eintrübung der Verbraucherstimmung kompensieren“, meint Bank Austria
Chefökonom Stefan Bruckbauer. Seit sechs Monaten weist der Bank Austria Konjunkturindikator auf eine stabile,
allerdings träge Erholung der österreichischen Wirtschaft hin. „Mit einem durchschnittlichen Indikatorwert
im dritten Quartal von 0,1 sind derzeit weiter keine Anzeichen für eine spürbare Aufhellung der Konjunktur
auszumachen“, meint Bruckbauer.
Die österreichischen Verbraucher sind im europäischen Vergleich überdurchschnittlich pessimistisch.
Im September hat sich die Stimmung der heimischen Konsumenten sogar nochmals verschlechtert Gleichzeitig beurteilen
die österreichischen Haushalte ihre eigene finanzielle Situation jedoch als besonders gut. Auch die vorliegenden
Daten zum Einzelhandel lassen darauf schließen, dass die schlechte allgemeine Konsumentenstimmung überzeichnet
ist und der private Konsum im dritten Quartal zum Wirtschaftswachstum beigetragen hat. „Die Erholung der österreichischen
Wirtschaft ist über den Sommer in Schwung geblieben. Die moderate Unterstützung durch den privaten Konsum
hat in Kombination mit einer etwas kräftigeren Exportnachfrage sogar dafür gesorgt, dass der BIP-Anstieg
vom Frühjahr von 0,5 Prozent im Jahresvergleich im dritten Quartal übertroffen worden sein dürfte“,
meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der verstärkte Rückenwind vom Außenhandel spiegelt
sich in der im September verbesserten Stimmung in der heimischen Industrie infolge der positiven Vorgaben aus Europa
wider.
Moderate Belebung 2016
Trotz zunehmender Risiken, etwa durch die Konjunktureintrübung in einigen Schwellenländern wie u.a. China,
der Krise im Nahen Osten oder der Belastungen durch die EU-Sanktionen gegen Russland, wird die österreichische
Wirtschaft auch im kommenden Jahr auf Erholungskurs bleiben und voraussichtlich sogar stärker zulegen können
als 2015. „Die Anzeichen für ein höheres Wachstumstempo sind vorhanden. Nach dem Anstieg der Wirtschaftsleistung
von 0,9 Prozent im Jahr 2015 erwarten wir für das kommende Jahr eine leichte Belebung auf 1,5 Prozent“, so
Pudschedl. Die österreichische Wirtschaft wird vor allem von zwei Entwicklungen profitieren: Einerseits wird
der Konsum durch zusätzliche Impulse durch die Steuerreform belebt. Andererseits ist angesichts der weiteren
Festigung der Erholung in Europa auch vom Außenhandel mehr Schwung als im Jahr 2015 zu erwarten. Dabei unterstützen
zum einen die anhaltend niedrigen Rohstoffpreise, die die Inflation dämpfen und damit die Kaufkraft der Haushalte
stärken. Zum anderen sorgt der schwächere Euro für günstige Rahmenbedingungen für den
Export.
EZB wird 2016 nachlegen
Die Konjunkturverlangsamung in einigen Schwellenländern und die dadurch nachlassenden Rohstoffpreise dämpfen
die Inflationserwartungen und konfrontieren die Erholung in Europa mit einem stärkeren Gegenwind. Daher ist
auch eine weitere geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank im Jahr 2016 zu erwarten. „In einem
weniger sicheren wirtschaftlichen Umfeld, das von zunehmenden Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation
geprägt ist, gehen wir davon aus, dass die EZB ihr Wertpapieraufkaufprogramm im kommenden Jahr ausdehnen wird.
Als wahrscheinlichstes Szenario sehe ich eine Ausweitung ab Herbst 2016 um rund 300 bis 400 Milliarden Euro, also
rund 30 Prozent des laufenden Ankaufprogramms“, meint Bruckbauer. Die EZB wird mit einer erneuten Ausweitung vor
allem auch darauf abzielen, eine durch die Fundamentaldaten gestützte Aufwertung des Euros, die das Erreichen
des Inflationsziels erschweren würde, abzuwehren. Eine weitere Senkung der Einlagenzinsen und/oder ein negativer
Leitzinssatz sind nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria dagegen unwahrscheinlich. Das untere Ende der
Zinsspanne sollte bereits erreicht sein. „Mehr und mehr Gründe sprechen für ein „QE 2“ der EZB, wir halten
dennoch an unserer Einschätzung, dass sich die Erholung im Euroraum fortsetzen wird, fest. Für den Euroraum
erwarten wir unverändert ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent im Jahr 2016, geringfügig höher
als in Österreich“, meint Bruckbauer abschließend.
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