E-Wirtschaft diskutierte Geschäftsmodelle,
Innovationen und Services der Zukunft

 

erstellt am
16. 10. 15
09:00 MEZ

Innovationsstaatssekretär Harald Mahrer sieht Digitalisierung als „Tor zu einer neuen Welt“
Wien (oesterreichsenergie) - "Energy x.0 - Geschäftsmodelle - Energiedienstleistungen - Technologien" lautete der Titel des 3. Trendforums. am 14.10. Harald Mahrer, Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, bezeichnete in seinem Impulsstatement vor rund 140 Gästen die Digitalisierung als die "größte Veränderung seit der Erfindung des Buchdrucks".

Wolfgang Anzengruber, Präsident von Oesterreichs Energie verwies auf den massiven und rapiden Wandel, in dem sich die traditionsreiche Branche befindet. "Künftig wird es nicht mehr ausreichen, Kilowattstunden zu verkaufen. Stattdessen müssen die Unternehmen Servicepakete entwickeln, um die Kunden beim Management ihres Energiebedarfs und damit ihrer Energiekosten zu unterstützen", so Anzengruber. Es gehe darum, neue Geschäftsmodelle, Energiedienstleistungen und Technologien für die zunehmend digitalisierte Elektrizitätswirtschaft zu finden und einzuführen. Dabei empfehle sich die Vernetzung mit innovativen Start-ups, die die Energiewende als Chance betrachten.

Als zentrales Werkzeug des Wandels sieht Anzengruber die Digitalisierung, die die Interaktion mit den Kunden erleichtert und damit eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle möglich macht. "Die europäische Wirtschaft hat genug Daten über ihre Kunden. Aber die Wertschöpfung daraus ziehen Unternehmen in den USA. Das müssen wir ändern", betonte Anzengruber.

Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, verwies auf weitere zentrale Trends: Die neuen Technologien ermöglichten Kunden erstmals echte Teilnahme an der Stromerzeugung und machen sie zu aktiven Partnern im System der Elektrizitätsversorgung. Hier sei die E-Wirtschaft gefordert, konstatierte Schmidt. Strom aus erneuerbaren Quellen ist zudem die wichtigste Zukunftsenergie. "Der Einsatz von Strom in den Bereichen Verkehr und Raumwärme ist somit aus Sicht der Branche ein Ansatzpunkt für erhebliche Effizienzsteigerungen", so Schmidt.

Dramatische Änderungen
"Die Digitalisierung ist ein Tor in eine neue Welt. Da sie nur mit elektrischer Energie funktioniert, brauchen wir die E-Wirtschaft, die die kritische Infrastruktur für die Stromversorgung bereitstellt", erläuterte Staatssekretär Harald Mahrer. Die Bundesregierung werde noch im Herbst beginnen, eine "Open-Innovation-Strategie" für Österreich auszuarbeiten. Er lud die E-Wirtschaft ein, "sich intensivst einzubringen: "Ich bin von der Innovationskraft der Branche überzeugt und zähle auf sie." Mahrer erwartet auch grundlegende Änderungen des Kundenverhaltens und der Kundenwünsche auf Basis der Digitalisierung. Die Wucht der Entwicklung sei gewaltig. Schon im Jahr 2030 würden laut aktuellen Schätzungen rund 30 Milliarden Objekte, vor allem Maschinen sowie Sensoren aller Art, mit dem Internet verbunden sein werden. Das bringe "dramatische Auswirkungen" auf die gesamte Wirtschaft mit sich.

Energieeffizienz von oben und unten
Andreas Kuhlmann, der vor kurzem bestellte Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), betonte bei seinem ersten Besuch in Österreich in dieser Funktion, Energieeffizienz sei ein "Innovationsthema". Erstens würden neue Maschinenparks installiert, die anderen Anforderungen gerecht zu werden hätten als die bisher genutzten Anlagen. Zweitens werde die Digitalisierung die gesamte Systematik der Energieversorgung verändern. Bisher werde die Energiewende als eine "Top-down"-Unternehmung betrachtet, die von der Politik eingeleitet worden sei und von dieser gesteuert werde. Immer häufiger jedoch würden die Energiekunden selbst initiativ und entwickelten neue Versorgungsstrukturen. Dies stelle die Energieversorger und die Netzbetreiber vor erhebliche Herausforderungen. Es gelte, diesen "Bottom-up"-Ansatz der Energiewende mit dem "Top-down"-Ansatz der Politik zu verbinden und in Einklang zu bringen.

Produktion umstellen
Laut Brigitte Bach, der Leiterin des Energy Departments am Austrian Institute of Technology (AIT), ist Energieeffizienz speziell für Unternehmen "jedenfalls sinnvoll, weil sie Kosten vermeidet." In Österreich gebe es eine Vielzahl von entsprechenden Initiativen und Ansätzen. Jedoch fehle ein umfassender Plan: "Wir bräuchten einen großen Wurf in jedem größeren Unternehmen. Kleine Schritte wie die Nutzung von Abwärme sind natürlich zu befürworten. Notwendig wäre jedoch die Umstellung ganzer Produktionsprozesse." So sollten etwa Konzerne wie die voestalpine versuchen, Stahl ausschließlich mit elektrischer Energie zu produzieren. Cornelia Daniel, Inhaberin des Solarberatungsunternehmens Dachgold, forderte, die Politik solle hinsichtlich Energieeffizienz "die Marschrichtung vorgeben." Insbesondere gelte es, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern und zu beschleunigen, da sich der Stand wissenschaftlicher Erkenntnis rapid ändere. Als besonderes Problem bezeichnete Daniel die "billige Energie", die Effizienzmaßnahmen unattraktiv mache. Doch die notwendige Internalisierung externer Kosten erweise sich als schwierig: "Denn da sind wir bei unpopulären Themen wie der CO2-Steuer."

Wende braucht Effizienz
"Ohne Energieeffizienz gibt es keine Energiewende", warnte Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, die auch als Monitoringstelle laut Energieeffizienzgesetz agiert. In manchen Schwellenländern wie Indien werde sich der Energiebedarf in den kommenden Jahrzehnten vervierfachen. Um ihn zu decken, reichten herkömmliche Technologien nicht mehr aus. Etliche Unternehmen hätten dies erkannt und entwickelten neue Ideen: "Beispielsweise werden Baustoffe zunehmend unter dem Aspekt der Energieeffizienz betrachtet." Traupmann sprach sich dafür aus, bestehende Regulative für energieeffiziente Geräte zu entrümpeln. "Die Vorschriften für Kühlgeräte sind so kompliziert, dass niemand mehr wirklich durchblickt."

Innovation mal 10
Im Vorfeld des diesmaligen Trendforums identifizierte Oesterreichs Energie zehn besonders innovative Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen in energienahen Bereichen anbieten.

  • Die Cybergrid GmbH hat eine Software entwickelt, mit der sich Stromerzeuger und -verbraucher zu "virtuellen Kraftwerken" kombinieren lassen. Die "gebündelte" Energie kann auf Strommärkten gewinnbringend verkauft werden.
  • Die Einkaufsgemeinschaft Dachgold will den Einsatz der Photovoltaik (PV) im Gewerbebereich forcieren. Durch günstigere Einkaufskonditionen soll es möglich werden, in den kommenden Jahren 1001 PV-Anlagen bei Gewerbebetrieben zu installieren.
  • Die 3F Solar Technologies GmbH hat einen Hybridkollektor entwickelt, der sowohl Strom als auch Wärme erzeugt. Das Gerät hat eine Effizienz von bis zu 75 Prozent und ist vor allem für Einfamilienhäuser geeignet.
  • Der solaren Dampferzeugung für Industriebetriebe hat sich die Fresnex GmbH verschrieben. Mit einem Concentrated-Solar-Power-Modul (CSP-Modul) wird Dampf gewonnen und für Produktionsprozesse bereitgestellt. Die Anlage kann auch in bestehende Systeme zur Dampfversorgung integriert werden.
  • GuhIO ist eine Software, die in Strom verbrauchende Geräte eingespielt wird. So können diese über das Internet mit anderen Geräten interagieren oder über Apps gesteuert werden. Dies ist auch automatisiert möglich.
  • Einen Energiesparchip, der Energieverluste von Geräten um bis zu 50 Prozent senkt, bietet Infineon Austria an. Der Chip ermöglicht es auch, Ladegeräte sowie Netzteile erheblich kompakter und damit auch leichter zu bauen.
  • PECK ist eine Dienstleistung eines Konsortiums aus POS Architecture, TeamGMI, dem Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie (IBO) und der Tatwort GmbH. Sie eignet sich für Neubauten wie auch Bestandsanlagen und zeigt binnen kurzer Zeit, ob und wie das Gebäude auf Plusenergiestandard gebracht werden kann.
  • Bei Philips Green Warehouse handelt es sich um ein Komplettpaket für die Beleuchtung von Logistikzentralen, das aus LED-Lampen und einer kabellosen Steuerung besteht. Damit werden die LED immer dann aktiviert, wenn an einer bestimmten Stelle des Gebäudes Licht benötigt wird. In der Zwischenzeit werden sie gedimmt, was den Strombedarf senkt.
  • Die Meo Smart Home Energy GmbH bietet ein Energiemanagementsystem für Einfamilienhäuser an. Dieses ermöglicht, den Wärme- und Stromverbrauch bedarfsgerecht zu steuern und damit die Energiekosten zu vermindern.
  • Vaillant hat ein kompaktes Brennstoffzellengerät entwickelt, das nicht nur Strom erzeugt, sondern auch eine Brennwert-Einheit enthält. Dieses eignet sich sowohl für Neubauten als auch für die Altbausanierung. Der Gesamtwirkungsgrad beläuft sich auf etwa 93 Prozent.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.oesterreichsenergie.at

 

 

 

 

 

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