Bundesforste legen historische Altstraße aus Rundhölzern frei - Wissenschaftliche
Untersuchung und Konservierung abgeschlossen
Wien (bundesforste) - Einen sensationellen Fund machten Mitarbeiter der Österreichischen Bundesforste
(ÖBf) im Kobernaußer Wald in Oberösterreich: Starke Regenfälle spülten den Waldboden
entlang einer Forststraße aus und förderten dabei bestens erhaltene Überreste eines uralten sogenannten
Prügelweges zu Tage. "Der Prügelweg aus Tannenholz ist ein historisches Fundstück", zeigt
sich Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, über den Fund begeistert. "Dabei
handelt es sich um eine jahrhundertealte Form des Straßenbaus. Rundholzstämme werden quer zur Fortbewegungsrichtung
verlegt und verhindern so, dass schwere Fuhrwerke in den feuchten Untergrund einsinken. Einzelne Fundstücke
entlang der Strecke deuten darauf hin, dass der Prügelweg vor allem zum Transport von Holzkohle verwendet
wurde." In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur in Wien wurde eine dendrochronologische
Untersuchung eines geborgenen Rundholzes durchgeführt, bei der über die Holz-Jahresringe mit Vergleichsgruppen
eine Altersbestimmung erfolgt. "Die Untersuchung hat dem Prügelweg ein außergewöhnliches Alter
von rund 300 Jahren bescheinigt." Die Errichtung wird ca. auf das Jahr 1725 datiert und liegt somit noch vor
dem eigentlichen Ausbau des Wegenetzes im Kobernaußer Wald gegen Ende des 18. Jahrhunderts.
Tannenholz als historisches Baumaterial
Als Baumaterial für den historischen Prügelweg kam fast ausschließlich Tannenholz zum Einsatz,
das aufgrund seiner Robustheit auch heute etwa als Bau- und Konstruktionsholz Verwendung findet. Die quer zur Fahrtrichtung
verlegten Tannenprügel waren zwischen zehn und zwanzig Zentimeter dick und verhinderten ein Einsinken der
Fuhrwerke in den feuchten Boden. Die Fugen zwischen den Hölzern wurden mit feinem Schotter verfüllt wie
auch die gesamte Fahrbahn mit feinem Schotter abgedeckt war. Dass der historische Prügelweg bereits in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts für die Region außergewöhnlich intensiv genutzt wurde,
bezeugen das Fehlen der Rinde an der Oberseite der Holzstücke und die tief eingefahrenen Spurrillen.
Konservierung und Ausstellung
In Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und unter wissenschaftlicher Leitung von Archäologin Dr. Susanne
Klemm wurde die historische Altstraße ausgegraben und untersucht. Dabei legten Mitarbeiter der Bundesforste
rund 40 Meter Weg frei. Nach der Vermessung und wissenschaftlichen Untersuchung des Prügelweges wurde der
Großteil der wertvollen Relikte zur Erhaltung erneut mit Schotter bedeckt und im Erdreich konserviert. "Einen
Teilabschnitt aus sieben historischen Tannen-Rundhölzern haben die Bundesforste als Grundeigentümer und
somit auch Eigentümer des Fundes für alle WaldbesucherInnen öffentlich zugänglich gemacht",
erklärt der Bundesforste-Vorstand. Eine Schautafel informiert über die historische Bedeutung des alten
Prügelweges für die Region.
Holzkammer Kobernaußer Wald
Der Kobernaußer Wald gilt als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas,
seine Ausdehnung reicht vom Innviertel bis ins Hausruckviertel. Die dichten Fichten-Tannen-Buchen-Wälder werden
heute von den Österreichischen Bundesforsten im Sinne der Nachhaltigkeit bewirtschaftet: Entnommen wird nicht
mehr als nachwächst. Die Besiedelung rund um das Waldgebiet lässt sich anhand von archäologischen
Funden bis ins Jahr 5000 v. Chr. dokumentieren. Die Römer errichteten um 200 n. Chr. die ersten Straßen
durch den Kobernaußer Wald. Eine intensive Bewirtschaftung der reichen Holzbestände im Kobernaußer
Wald setzte aber erst mit dem verstärkten Ausbau des Straßennetzes gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein.
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