Von 9.10.2015 – 31.1.2016 im Essl Museum Klosterneuburg
Klosterneuburg (essl museum) - Unter dem Titel Konkrete Kunst zeigt das Essl Museum ab 9. Oktober 2015 eine Personale
der Künstlerin Johanna Kandl. Zu sehen sind überwiegend neue Arbeiten aus dem Atelier, Kurator der Ausstellung
ist Günther Oberhollenzer. Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit Fragen der Malerei
und gesell- schaftlichen Themen, insbesondere mit Ökonomie und Kapitalismus. Ihrer Malerei geht eine intensive
Recherchearbeit voraus, oft in Zusammenarbeit mit ihrem Mann, dem Künstler Helmut Kandl. Johanna Kandl interessiert
sich für das Konkrete, das Detail, das Genaue. "In der Malerei mache ich Dinge deutlicher - so, wie wenn
man davon sprechen würde", betont die Künstlerin.
In ihren aktuellen Arbeiten geht sie der Malerei buchstäblich auf den Grund und untersucht deren Ausgangsmaterialien
wie Terpentin, Gummi arabicum, Mastix, Perlleim oder Leinöl auf ihre Stofflichkeit und Herstellung hin. Kandl
legt dabei globale wirtschaftliche und kulturgeschichtliche Zusammenhänge offen, thematisiert die Produktionsbedingungen
und die Menschen dahinter, aber auch die Geschichte des Materials. Die Arbeit an diesem Thema führte die Künstlerin
unter anderem zu den Terpentinbäumen (Pinus nigra austriaca) ins Wiener Becken, zum Gebiet des Mastixanbaus
auf der griechischen Insel Chios und zu afrikanischen Anbaugebieten des Gummiarabikumbaumes (Senegal-Akazie).
Die einfachen, oft poetischen Erzählungen über das Material vermitteln vieles über Ökonomie,
Geschichte und Politik - wie es z. B. die Beschäftigung mit dem Material Gummi arabicum vor Augen führt,
so Johanna Kandl. Gummi arabicum etwa ist eine unverzichtbare Ingredienz für Coca Cola.
Das Interesse an den stofflichen Bestandteilen der Malerei hat auch autobiografische Hintergründe: Johanna
Kandl wuchs als Kind in der Farbenhandlung ihrer Eltern in Wien Floridsdorf auf. Unweit davon befindet sich heute
ihr Wiener Atelier.
Neben neuen Arbeiten sind auch Malereien früherer Schaffensphasen zu sehen, in denen sich Kandl mit Markt
und Ökonomie auseinandersetzt. Immer wieder erzählt die Künstlerin über das Leben der kleinen
Händler, zeigt kleinstädtische Märkte und Geschäfte und verknüpft diese mit weltökonomischen
Fragestellungen. Kandl ist auch eine engagierte Videokünstlerin. Eine Reihe von ironisch-kritischen Videoarbeiten,
die sie zusammen mit ihrem Mann Helmut konzipiert hat, bereichert die Ausstellung.
Johanna Kandl (geb. 1954, Wien)
Die in Berlin und Wien lebende Künstlerin nimmt eine singuläre Position in der gegen- ständlichen
Malerei Österreichs ein. Im Gegensatz zu vielen anderen zeitgenössischen MalerInnen, die auf von Massenmedien
produzierte Bilder zurückgreifen und diese bearbeiten, setzt sich Kandl mit gesellschaftlichen Begebenheiten
auseinander, die sie selbst erfahren hat. Ob kleinstädtische Märkte, prekäre Arbeitsverhältnisse
oder die Anbaugebiete für Terpentin und Gummi arabicum: die auf Reisen gemachten Eindrücke verwandelt
Kandl in eine farbenfrohe Malerei mit stark konsumkritischer Botschaft.
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