Forschung zum Entkoppeln von Personen- und Gepäckstransport
St. Pölten (fh) - Gepäcksstücke sind oft lästig und schwer und daher im Alltag ein häufiger
Grund für das Nutzen des Autos statt umweltschonender und platzsparender Verkehrsmittel. Das Carl Ritter von
Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten untersucht mit KooperationspartnerInnen
in mehreren Forschungsprojekten, wie Gepäckstransport erleichtert oder im Idealfall vollständig vom Personenverkehr
getrennt werden kann.
Bequeme Gepäcksaufbewahrung
Wer hat sich nicht schon mal geärgert, wenn das einzig freie Schließfach am Bahnhof in der obersten
Reihe nicht die passende Größe für die eigenen Gepäckstücke hatte? Nach Lösungen
für solche Situationen sucht das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
der FH St. Pölten als Kooperationspartner in Forschungsprojekten. Unter dem Titel "store & go"
forscht ein interdisziplinäres Team an modernen Systemen zum Aufbewahren von Gepäck: Gepäckstücke
sollen ebenerdig und barrierefrei aufgegeben und abgeholt werden können; die Behältertechnik im Hintergrund
soll alles automatisch platzsparend verstauen - ohne lästiges Stopfen und Quetschen.
Das Gestalten von effektiven Verkehrsstationen ist für den öffentlichen Personenverkehr ein wichtiger
Erfolgsfaktor, um die Attraktivität und Leistung der Verkehrssysteme zu erhöhen. "Konventionelle
Schließfachanlagen sind durch ihre Struktur und Gestalt jedoch ineffizient in der Raumnutzung und nicht für
alle Personengruppen problemlos zu handhaben. Die enorme Größenvielfalt der temporär zu lagernden
Waren oder Gepäckstücke führt unmittelbar zu großvolumigen und unökonomischen Anlagen",
erklärt Frank Michelberger, Leiter des Carl Ritter von Ghega Instituts für integrierte Mobilitätsforschung
der FH St. Pölten.
In zwei aufeinanderfolgenden Projekten wurden Konzepte für Aufbewahrungssysteme untersucht und wurde ein Prototyp
für ein barrierefreies und einfach zu handhabendes System entwickelt und getestet.
Ohne Gepäck unterwegs
Einen Schritt weiter geht das Projekt "GepäckLoS": Nach dessen Vision sollen sich Menschen gar
nicht mehr mit Taschen und Koffern abmühen. "Gepäck ist einer der Hauptgründe, weshalb bei
Reisen und in der Alltagsmobilität vorrangig auf den Pkw zurückgegriffen wird. Um aktive und nachhaltige
Mobilitätsformen zu fördern, ist es unumgänglich, Gepäcktransport und Personenverkehr zu entkoppeln",
sagt Michelberger. Das Projekt "GepäckLoS" sucht nach Logistiksystemen, die das ermöglichen.
Ein mögliches intermodales Gepäckslogistiksystem, also eines, das alle Verkehrsmittel umfasst, funktioniert
im Idealfall parallel und zeitgleich zum Personenverkehr. Im Projekt "GepäckLoS" werden verschiedene
Konzepte hinsichtlich Akzeptanz, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit untersucht und die Bedürfnisse von potentiellen
KundInnen erhoben.
"In unseren Projekten erforschen wir den Bedarf nach Verkehrslösungen der Zukunft und entwickeln dazu
erste Prototypen. Ziel sind leichter zu benutzende Systeme, barrierefreie Zugänge und nachhaltigere Verkehrsformen",
sagt Michelberger.
Kleingut auf Reisen
Im Projekt "smartBOX" arbeitet die FH St. Pölten an der Verbesserung eines Transportsystems
für Kleingut (Stückgut, Gepäck und Pakete), das in Zukunft die Anwesenheit bei der Paktanlieferung
hinfällig macht. Basis dafür sind Mehrwegbehälter (die "smartBOX") sowie Abhol-und Aufgabeterminals.
Die FH St. Pölten untersucht dabei schwerpunktmäßig die Auswirkungen dieses Systems auf die Umwelt.
Der Transport von Kleingut nimmt nicht zuletzt durch die steigende Nachfrage im Onlinehandel stark zu. Heutige
Zustellservices sind hinsichtlich der KundInnenbedürfnisse jedoch relativ unflexibel (z. B. ist die persönliche
Anwesenheit an der Zustelladresse oder eine persönliche Abholung in einer Filiale erforderlich). Andererseits
sind sie durch häufig notwendige mehrere Zustellversuche ineffizient.
Durch ein integriertes System für autonome Kleinguttransporte soll es ermöglicht werden, das Gesamtverkehrsaufkommen
bei steigendem Transportbedarf massiv zu reduzieren. Zum Beispiel können Personen Kleingüter verschiedenster
Art befördern lassen, statt diese selbst per Pkw zu transportieren, wodurch eine Art öffentlicher Güterverkehr
parallel zum öffentlichen Personenverkehr installiert wird. Das Forschungsprojekt "smartBOX" konzipiert
die Komponenten für ein solches System.
Alle erwähnten Projekte werden vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)
in der Programmlinie "Mobilität der Zukunft" gefördert und partnerschaftlich mit netwiss, dem
LOGISTIKUM der FH Oberösterreich und anderen PartnerInnen umgesetzt.
Das Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung der FH St. Pölten erforscht
in interdisziplinären Projekten Verkehrssysteme der Zukunft: vom gepäcklosen Individualverkehr über
Arbeitsplätze in Leitstellen bis zu einem Spiel, mit dem sich nachhaltige Mobilität erlernen lässt.
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