im Museum der Moderne Salzburg am Mönchsberg [3] & [4] von 21. November 2015 bis 28.
Februar 2016
Salzburg (mdm) - Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert eine umfassende Retrospektive zum Werk
der US-amerikanischen Künstlerin Carolee Schneemann. Vorgestellt wird ein sechs Jahrzehnte umspannendes Werk
als Genealogie einer Malerei, die in Bewegung gerät und in neue Formen von Kunst mündet.
Mit einer Ausstellung auf zwei Ebenen im Haus am Mönchsberg widmet das Museum der Moderne Salzburg dem Werk
von Carolee Schneemann (geb. 1939 in Fox Chase, Pennsylvania, lebt in New Platz, New York) eine umfassende Rückschau
und würdigt damit die Künstlerin als eine der wichtigsten ihrer Generation. Als Pionierin der Performance-Kunst
ist Schneemann in die Geschichte der Kunst eingegangen. Ihre Arbeit über Geschlechterrollen, Sexualität
und die Verwendung des Körpers in der Kunst ist von wegweisendem Einfluss auf die nachfolgenden Künstlergenerationen.
Das Museum der Moderne Salzburg präsentiert in dieser Werkschau Schneemanns berühmte Arbeiten und Performances
gleichzeitig mit bisher noch nie oder selten gezeigten Werken und rückt damit neue Facetten ihres künstlerischen
Wirkens in den Fokus. "Basierend auf einer wissenschaftlich fundierten Aufarbeitung wird ihr Werk in dieser
Retrospektive in einer bisher noch nie dagewesenen Breite und Tiefe im Kontext der Malerei be- leuchtet und für
ein breites Publikum erschlossen", unterstreicht Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg
und Kuratorin der Ausstellung.
Ausgehend von Schneemanns früher Landschafts- und Portraitmalerei aus Mitte der 1950er-Jahre, die sich
zu objekthaften "Gemälde-Konstruktionen" entwickelt, wird die Rolle von Malerei in Verbindung mit
ihren Performances, Choreografien und experimentellen Filmarbeiten untersucht. Die Ausstellung erstreckt sich auf
eine Fläche von 1.700 m² in der rund 350 Arbeiten gezeigt werden, darunter Leihgaben aus dem Museum of
Modern Art, New York, der Tate, London, und dem Schneemann Archiv in den Special Collections an den Stanford University
Libraries.
Carolee Schneemann studierte Malerei am Bard College in Annandale-on-Hudson, NY, an der Columbia University und
an der University of Illinois. Sie begann früh, ihre Gemälde mit einfachen Mechanismen in Bewegung zu
setzen und Fotografien und Gegenstände aus ihrem Alltag in Arbeiten zu integrieren, für die sie den Begriff
Painting Constructions prägte. Zahlreiche Werke aus dieser Gruppe, in denen sie unter anderem auch Feuer als
gestalterisches Material einsetzte, sind in der Ausstellung zum ersten Mal zu sehen. 1961 zog die Künstlerin
nach New York und wurde dort Teil der avantgardistischen Entwicklungen der Downtown-Kunstszene in Film, Tanz, Happening
und Event. Sie war eine der Performerin in Claes Oldenburgs Store Days (1961), choreografierte als erste bildende
Künstlerin für das Judson Dance Theater (1962-1964), und trat als Manets Olympia in Robert Morris' Site
(1964) auf. Der Wunsch, die Malerei über die Leinwand hinauszutragen und zugleich Schöpferin und Darstellerin
ihrer Bilder zu sein, führte zu einer hybriden Form von Performance und Fotografie in der sie ihren Körper
in ihrem Studio mit Werken wie u.a. Four Fur Cutting Boards (1962) einbrachte und damit Eye Body: 36 Transformative
Actions for Camera (1963) schuf.
In zahlreichen Werken und Texten setzte sich Schneemann speziell mit dem weiblichen Körper im historischen
und gesellschaftlichen Kontext auseinander und untersuchte Lust und Erotik aus einer weiblichen Sichtweise. In
ihrem sexuell expliziten Film Fuses (1965) portraitierte sie sich selbst und ihren Lebensgefährten, den Komponisten
und Musiktheoretiker James Tenney beim Sex. Schneemann enthüllte darin gemeinsame Intimität und untergrub
gleichzeitig die Formen gängiger Pornografie. In einer ihrer wohl bekanntesten Arbeit Interior Scroll (1975/1977)
bringt Schneemann ihren Körper als Quelle "inneren" Wissens in Stellung: Sie zieht eine Papierrolle
aus ihrer Vagina und liest Zentimeter für Zentimeter einen Text über Sexismus und die Geringschätzung,
die Frauen in der Kunstwelt entgegenschlägt, vor. Ein Meilenstein und die wohl bekannteste unter ihren Arbeiten
ist ihr "Kinetisches Theaterstück" Meat Joy ("Fleischliche Freuden", 1964), eine Gruppenperformance
als ekstatisch-opulentes Fest aus Sexualität, Popmusik und Fleisch. Als kritische Antwort auf die Malerei
des Abstrakten Expressionismus entwickelte Schneemann mit Up to and Including Her Limits (1973-1977) eine Performance-Installation,
welche den Körper der Künstlerin als Medium der künstlerischen Markierung hervorhebt. Jüngere
Werke wie die skulpturale Installation Flange 6rpm (2011-2013) zeugen von der Intensität, mit der die Künstlerin
nach wie vor aktiv ist.
Katalogveröffentlichung
Zur Ausstellung erscheint mit dem Katalog Carolee Schneemann. Kinetische Malerei bzw. Carolee Schneemann. Kinetic
Painting die erste umfassende Publikation über Carolee Schneemann, herausgegeben von Sabine Breitwieser für
das Museum der Moderne Salzburg, mit Aufsätzen von Sabine Breitwieser, Branden W. Joseph, Mignon Nixon, Ara
Osterweil und Judith Rodenbeck sowie Texten von Carolee Schneemann.
Separate deutsche und englische Ausgabe, gebunden, 280 x 240 mm, 320 Seiten, München, Prestel Verlag.
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