Wie wir wählen wollen

 

erstellt am
22. 10. 15
09:00 MEZ

Forscher der Uni Graz präsentierten Projekt zu Wahlverfahren und Zufriedenheit mit der Stimmabgabe
Graz (universität) - Wer in der steirischen Landtagswahl seine Stimme abgegeben hat, musste sich mittels Ankreuzen für eine einzige Partei entscheiden und die restlichen Parteien ablehnen. So ist das Wahlrecht in Österreich. Doch sind wir wirklich mit der gewählten Partei hundertprozentig einverstanden? Gibt es nicht viele SteirerInnen, die auch anderen Parteien teilweise zustimmen? Empfinden die Wahlberechtigten das jetzige Verfahren der Stimmabgabe als gut? Oder wäre die demokratiepolitische Zufriedenheit bei anderen Wahlrechtsformen höher?

Dass Wahlen ganz anders abgewickelt werden können, das testete das interdisziplinäre Projekt „Parallelwahl“ der Karl Franzens-Universität Graz rund um die steirische Landtagswahl Ende Mai 2015 sowie auch bei der HochschülerInnenschaftswahl an der Universität selbst. So konnten die WählerInnen neben ihrer „normalen“ Stimmabgabe beispielsweise die Parteien mittels Platzziffer reihen oder eine Gesamtpunktezahl nach Belieben an eine oder verteilt auf mehrere Listen vergeben.

Das Projekt, das vom Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft der Uni Graz durchgeführt wird, hat dafür auch am Tag der Landtagswahl eine „exit poll“ als persönliche Befragung von rund 1000 WählerInnen beim Verlassen des Wahllokals durchgeführt.

Die Ergebnisse dieser Erhebung präsentierten die Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Richard Sturn und Ao.Univ.-Prof. Dr. Christian Klamler gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier, Wahlforscher und Professor für Politische Kommunikation an der Uni Graz, am 21. Oktober 2015 im Rahmen einer Pressekonferenz.

Das interdisziplinäre Projekt „Parallelwahl“ beschäftigt sich generell mit den fundamentalen Herausforderungen in der Analyse kollektiver Entscheidungen und dem Design von Auswahlverfahren wie Wahlregeln. Im Speziellen geht es darum, basierend auf den individuellen Bewertungen verschiedener Alternativen (Präferenzen) durch Mitglieder einer Gruppe eine Gruppenentscheidung zu finden, wie etwa die „beste“ Alternative oder eine kollektive Reihung der Alternativen. Dies ist insofern wichtig, als zahlreiche Entscheidungen über ökonomische, soziale oder eben politische Materien in und durch Gruppen getroffen werden.

Außergewöhnliche Fragestellungen, nicht alltägliche Zugänge und wenig behandelte Themen – „unkonventionelle Forschung“ ist im Rahmen der gleichnamigen Initiative der Karl-Franzens-Universität Graz gefragt. „Parallelwahl“ ist eines von fünf Projekten, die aus über 80 eingereichten Vorhaben ausgewählt wurden.

 

 

 

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