Forscher der Uni Graz präsentierten Projekt zu Wahlverfahren und Zufriedenheit mit der
Stimmabgabe
Graz (universität) - Wer in der steirischen Landtagswahl seine Stimme abgegeben hat, musste sich mittels
Ankreuzen für eine einzige Partei entscheiden und die restlichen Parteien ablehnen. So ist das Wahlrecht in
Österreich. Doch sind wir wirklich mit der gewählten Partei hundertprozentig einverstanden? Gibt es nicht
viele SteirerInnen, die auch anderen Parteien teilweise zustimmen? Empfinden die Wahlberechtigten das jetzige Verfahren
der Stimmabgabe als gut? Oder wäre die demokratiepolitische Zufriedenheit bei anderen Wahlrechtsformen höher?
Dass Wahlen ganz anders abgewickelt werden können, das testete das interdisziplinäre Projekt „Parallelwahl“
der Karl Franzens-Universität Graz rund um die steirische Landtagswahl Ende Mai 2015 sowie auch bei der HochschülerInnenschaftswahl
an der Universität selbst. So konnten die WählerInnen neben ihrer „normalen“ Stimmabgabe beispielsweise
die Parteien mittels Platzziffer reihen oder eine Gesamtpunktezahl nach Belieben an eine oder verteilt auf mehrere
Listen vergeben.
Das Projekt, das vom Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft der Uni Graz durchgeführt
wird, hat dafür auch am Tag der Landtagswahl eine „exit poll“ als persönliche Befragung von rund 1000
WählerInnen beim Verlassen des Wahllokals durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Erhebung präsentierten die Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Richard Sturn und Ao.Univ.-Prof.
Dr. Christian Klamler gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier, Wahlforscher und Professor für Politische
Kommunikation an der Uni Graz, am 21. Oktober 2015 im Rahmen einer Pressekonferenz.
Das interdisziplinäre Projekt „Parallelwahl“ beschäftigt sich generell mit den fundamentalen Herausforderungen
in der Analyse kollektiver Entscheidungen und dem Design von Auswahlverfahren wie Wahlregeln. Im Speziellen geht
es darum, basierend auf den individuellen Bewertungen verschiedener Alternativen (Präferenzen) durch Mitglieder
einer Gruppe eine Gruppenentscheidung zu finden, wie etwa die „beste“ Alternative oder eine kollektive Reihung
der Alternativen. Dies ist insofern wichtig, als zahlreiche Entscheidungen über ökonomische, soziale
oder eben politische Materien in und durch Gruppen getroffen werden.
Außergewöhnliche Fragestellungen, nicht alltägliche Zugänge und wenig behandelte Themen –
„unkonventionelle Forschung“ ist im Rahmen der gleichnamigen Initiative der Karl-Franzens-Universität Graz
gefragt. „Parallelwahl“ ist eines von fünf Projekten, die aus über 80 eingereichten Vorhaben ausgewählt
wurden.
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