6. Tiroler Integrationsenquete zum Thema „raum für vielfalt?!
Innsbruck (lk) - „Dort, wo es ‚menschelt‘, wo Menschen verschiedener Herkunft aufeinandertreffen, gemeinsam
arbeiten, ihre Freizeit verbringen und Erlebnisse teilen, dort geschieht gelebte Integration“, ist Integrationslandesrätin
Christine Baur überzeugt. Um diese persönlichen Kontakte zu fördern, müssen die notwendigen
Rahmenbedingungen geschaffen werden. Aus diesem Grund befasst sich die diesjährige – und inzwischen schon
zum sechsten Mal stattfindende – Integrationsenquete mit der Frage „raum für vielfalt?!“ und beleuchtet den
wechselseitigen Einfluss zwischen Integration und Stadt- und Raumplanung. In ihren Begrüßungsworten
betonte LHStvin Ingrid Felipe, dass Tirol klare Akzente für die Aufnahme von ZuwandererInnen setzt. „Beim
Thema Integration, Flucht und Ankommen braucht es aber auch den Rückhalt der Zivilbevölkerung. Und damit
alle die Möglichkeit haben, Begegnung auf Augenhöhe zu erleben, müssen Sozial- und Begegnungsräume
geschaffen werden. In diesem Sinne bauen wir Zukunft und mit Sicherheit keine Zäune.“
In aller Unterschiedlichkeit gut zusammenleben
„Die Erfordernisse von Zuwanderung sind vielseitig“, weiß Johann Gstir, Leiter des Fachbereichs Integration
und Organisator der Integrationsenquete, zu der namhafte ExpertInnen aus Stadtentwicklung und Raumplanung, aber
auch SoziologInnen geladen sind. Es gehe darum, unser engeres und weiteres Umfeld so zu gestalten, dass wir in
aller Unterschiedlichkeit gut zusammenleben können. Von kleinen Einheiten wie Wohnanlagen bis hin zu Stadtteilen
und Gemeinden können Begegnungszonen geschaffen werden, in denen Menschen in Beziehung zueinander treten.
So präsentierte Landschaftsarchitekt Martin Rein-Cano das Projekt Superkilen in Kopenhagen. Dort wurde das
in einem international geprägten Quartier unter Einbindung der dort lebenden Menschen unterschiedlichster
Herkunft ein Park als städtischer Begegnungsraum neu gestaltet. Der Kultur- und Erziehungssoziologe Dietrich
Bukow plädierte für die Stärkung der Urbanität, die einen starken Motor für Inklusion
darstellt.
Im Rahmen von Impulsvorträgen wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Bau- und Raumordnung, aber auch
die konkreten Erfahrungen mit Integration aus dem ländlichen Raum beleuchtet. Auch die Ergebnisse der Österreichischen
Raumordnungskonferenz zu Vielfalt und Integration wurden präsentiert.
Zusammenleben in Vielfalt
In Gesprächskreisen zu Themen wie Architektur und Gestaltung, Wohnen und Nachbarschaft, Gemeinwesenarbeit,
Vielfalt im Stadtteil und Religionspraxis in Gemeinden konnten die TeilnehmerInnen ihre eigenen Erfahrungen und
Meinungen einbringen und über Handlungsmöglichkeiten diskutieren. Klar wurde dabei, dass man mit der
bewussten Gestaltung von Lebensräumen – seien sie städtisch oder ländlich geprägt – das Zusammenleben
in Vielfalt fördern kann. Es gibt bereits viele Erfahrungen und gute Projekte dazu, auf die man sich stützen
kann. Das gilt auch für das Zusammenleben in Wohnanlagen, wo sich immer wieder zeigt, dass vermeintliche „Kulturkonflikte“
ganz banale Konflikte um Lärm, Sauberkeit und dergleichen sind, die dann kulturell aufgeladen werden, wenn
Zugewanderte beteiligt sind. Für die wichtige Gemeinwesenarbeit vor Ort müssen Zuständigkeiten geklärt
werden – und letztlich ist auch zu entscheiden, wer die Kosten dafür übernimmt. Religion und entsprechende
Räume sind für viele Menschen wichtige identitätsstiftende Elemente. Das zeigt sich zum Beispiel
sehr gut an Friedhöfen – denn beerdigt will man dort werden, wo man dazugehört.
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