Wien (oj) - In „Me and Earl and the Dying Girl“ (USA 2014) zeigt Alfonso Gomez-Rejon eine außergewöhnliche
Beziehung zwischen zwei 17-jährigen amerikanischen Jugendlichen. Als Rachel erfährt, dass sie Leukämie
hat, bittet Gregs Mutter ihn, seine Mitschülerin zu besuchen. Obwohl anfangs beide nicht viel von dieser Idee
halten, entwickelt sich mit der Zeit eine enge Freundschaft und so verbringt Rachel die Tage damit, die von Greg
und dessen Kumpel Earl gecoverten Filmklassiker zu verschlingen.
Wenn man sich „Louomenoi“ (GR 2008) von Eva Stefani ansieht, könnte man glatt annehmen, dass es die
Krise in Griechenland nie gegeben hat. In einem Spa-Ressort verbringen griechische Pensionisten ihre Zeit mit Heilbädern.
Stefani zeigt ein anderes Griechenlandbild als das von den Medien in den letzten Jahren geprägte. Sie stellt
Alltagsrituale in den Vordergrund, die den Menschen trotz ihres Alters die Pflege sozialer Beziehungen ermöglichen.
Ein ganz anderes Bild von Griechenland sehen wir in „To agori troei to fatigo tou pouliou“ (GR 2012). Darin
stellt Ektoras Lygizos seinen Protagonisten vor vollendete Tatsachen. Er erfährt, dass er für das Engagement
als Sänger noch zu unerfahren ist, da er die Rechnungen nicht bezahlen kann, wird zuerst das Wasser in der
Wohnung abgestellt und als er eines Nachmittags nach Hause kommt, stehen seine Sachen, samt Käfig mit dem
Kanarienvogel, vor der Türe. Hunger, Durst und Obdachlosigkeit sind zentrales Thema dieses verstörenden
Films.
„Ben Zaken“ (Israel 2014) heißt eine abseits der israelischen Landeshauptstadt lebenden Familie. Die
Siedlung wird von vielen Arbeitslosen bewohnt, der Alltag ist trist und Aussichten auf eine Verbesserung der finanziellen
Lage gibt es kaum. Die Filmemacherin Efrat Corem wollte ein anderes Israel zeigen, eine Stadt, in der sie selbst
aufgewachsen ist.
Chloé Zhao greift in „Songs My Brothers Taught Me“ (USA 2015) das Thema der nordamerikanischen Politik
gegenüber der indigenen Bevölkerung. John Reddy lebt mit seiner Schwester Jashaun und der Mutter in einem
Reservat in South Dakota und verdient mit illegalem Alkoholhandel, um eines Tages seiner Freundin nach Los Angeles
folgen zu können. Doch wird er, der das Reiten und die Freiheit gewohnt ist, dort leben können? Es scheint,
als würden sich alle anderen diese Frage stellen, nur er nicht.
Karamakake begleitete 1909 den Forscher Theodor Koch-Grünberg bei seiner Amazonas-Expedition, um eine Rausch-
und Heilpflanze zu finden. Nicht wenig verwundert ist er, als 30 Jahre später ein junger Amerikaner, Richard
Evans Schultes, bei ihm auftaucht und denselben Weg gehen möchte. In Schwarz-Weiß zeigt Ciro Guerra
in „El abrazo de la serpiente“ (Kolumbien/Venezuela/Argentinien 2015), was passieren kann, wenn Menschen
das Negative der indigenen und der europäischen Kultur übernehmen.
In „Deux Rémi, deux“ (F 2015) setzt sich Pierre Léon mit dem Motiv des Doppelgängers
auseinander. Rémi ist ein introvertierter, ruhiger und nicht besonders witziger Mann um die 30. Als plötzlich
sein Double auftaucht, wundert sich niemand und alle scheinen den neuen, den brillanten und eleganten Rémi
lieber zu haben. Nur Delphine, Rémis Verlobte, lässt sich nicht täuschen. Und eines Tages muss
es zu einer Konfrontation zwischen dem Original und seinem Doppelgänger kommen.
In der Dokumentation „Dreamcatcher“ (GB 2015) stellt Kim Longinotto die Arbeit einer NGO vor, die sich um
junge Frauen in Chicago kümmert. Brenda Mayers-Powell, Begründerin der Organisation, betreut Prostituierte,
Drogenabhängige und sexuell missbrauchte Jugendliche. Sie selbst kennt ihre Probleme und Ängste aus
eigener Erfahrung und möchte ihnen einen neuen Weg zeigen.
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