Viennale'15 27.10. - 29.10.
 Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac
 von den Highlights der Viennale
 

 

erstellt am
28. 10. 15
09:00 MEZ

Wien (oj) - „The Lobster“ (IRL/GB/GR/F/NL 2015) von Yorgos Lanthimos ist die Vision einer Gesellschaft, in der nur Paare Rechte besitzen. Wer niemanden an seiner Seite hat, wird in einer Klinik intensiv behandelt und muss innerhalb eines gewissen Zeitabschnitts seine bessere Hälfte finden. Gelingt es ihm nicht, wird er in ein Tier verwandelt. Dass es dennoch Singles gibt, erfährt David schon sehr bald, diese sind jedoch zu einem Leben außerhalb der Gesellschaft gezwungen, denn regelmäßig begeben sich Patienten der Klinik auf Jagd nach ihnen. Wer einen Single zurückbringt, gewinnt mehr Zeit für die eigene Partnersuche. Ein gefährliches Spiel mit Collin Farrell und Rachel Weisz in den Hauptrollen.

In „Masaan“ (Indien/F 2015) zeigt Neeraj Ghaywan ein anderes Indien, als jenes, das wir aus den Bollywood-Produktionen kennen. Auf den ersten Blick führen alle durch die Protagonisten getroffenen Entscheidungen zwangsläufig zu einer Katastrophe. Dennoch lässt sich am Ende ein schwaches Lichtlein im Tunnel entdecken.

Paul Dédalus lebt seinen Traum. Er macht immer nur das, worauf er Lust hat. Dass seine Entscheidungen verheerende Auswirkungen auf andere haben können, ist ihm nicht so wichtig. Davon handelt „Trois souvenirs de ma jeunesse“ (F 2015). Arnaud Desplechin geht darin auf drei Erfahrungen ein, die das Leben des Protagonisten so stark prägten, dass sie wahrscheinlich seine ganze Zukunft mitbestimmten.

Regisseur Sina Ataeian Dena wollte in „Ma dar Behesht“ (Iran/D 2015) nicht ‚den’ Iran zeigen, sondern lediglich den privaten Kampf einer konkreten Frau, die in den Vororten von Teheran als Lehrerin arbeitet. Dem Filmemacher zufolge liegt ihr Fehler jedoch darin, dass sie sich zwar als Opfer des Systems sieht, jedoch durch ihr Verhalten selbst Teil dieses Systems wird. Auf diese Weise kann keine Veränderung in der Gesellschaft stattfinden.

„Strella“ (GR 2009) von Panos H. Koutras wurde von Kurator Vassily Bourikas als einer der besten griechischen Filme der letzten Jahrzehnte bezeichnet. Im Mittelpunkt steht die 25-jährige transsexuelle Prostituierte Stella und Yiorgos, der nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Was die beiden tatsächlich verbindet, erfährt der Zuschauer erst viel später, als er es ahnen könnte. Es ist eine derart komplexe Beziehung, dass die Figuren selbst sich darin zu verlieren scheinen. Doch am Ende zählt das, was in allen mediterranen Ländern an erster Stelle steht – die Familie.

Damien Manivel ist mit „Un jeune poète“ (F 2014) ein außergewöhnliches Experiment gelungen. Der Regisseur begleitet den 18-jährigen Rémi während eines Sommerurlaubs in Südfrankreich. Rémi möchte Dichter werden, und da ist es kein Wunder, dass er gerade in der malerischen Kulisse von Séte am Grab von Paul Valéry mit dessen Geist ins Gespräch kommt.

Handlungsort von „A uma hora incerta“ (P 2015) von Carlos Saboga ist das Portugal der 40er Jahre. Ein jüdisches Geschwisterpaar flüchtet vor dem Naziregime in die Diktatur von Salazar. Und dennoch scheint sich der Traum von Freiheit für die beiden bald zu verwirklichen, denn der Polizeichef nimmt sich ihrer an.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.viennale.at

 

 

 

 

 

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