St. Pölten (clubnoe) - Sie sind wirklich "unstoppable", die Ehrenamtlichen in Niederösterreich.
Ihre Zahl und ihr Engagement sind im Wachsen begriffen, ein Aufbruch also, der aber auch mit einem Umbruch einhergeht.
Denn während die traditionellen Formen der Freiwilligenarbeit in Vereinen stagnieren, betätigen sich
immer mehr Menschen informell und Projekt bezogen. Ebenfalls im Wandel sind die Motive, die bewegen, und die Bereiche,
in denen man aktiv wird und Verantwortung übernimmt. Eine große Herausforderung, vor allem aber eine
enorme Chance für die Gesellschaft, die ohne zivilgesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement um vieles
ärmer und kälter wäre. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse und zentralen Botschaften der Konferenz
"Unstoppable. Ehrenamt zwischen Umbruch und Aufbruch", zu der der Club Niederösterreich gemeinsam
mit dem Service Freiwillige und der HYPO NOE vergangene Woche nach St. Pölten eingeladen hatte.
Im ersten Block der Konferenz wusste Landesrat Mag. Karl Wilfing mit beeindruckenden Zahlen und einem klaren Bekenntnis
aufzuwarten: "47 Prozent aller Niederösterreicher sind freiwillig engagiert und leisten 3,4 Millionen
Stunden pro Woche. Diese Leistung können wir gar nicht hoch genug schätzen. Deshalb haben Freiwillige
auch unsere vollste Unterstützung verdient, die wir seitens des Landes Niederösterreich auch mit zahlreichen
Maßnahmen leisten - beispielsweise mit einem Fonds für Freiwillige und einer eigenen Servicestelle und
Hotline." Zahlen, die durch eine Studie belegt wurden, die 2012 von der Hypo NOE bei der Donau-Universität
Krems in Auftrag gegeben worden war und von Generaldirektor Dr. Peter Harold präsentiert wurde. Dabei betonte
er, dass seine Bank eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Niederösterreich nicht
nur empfinde, sondern durch Partnerschaften mit ehrenamtlich tätigen Organisationen sowie die Unterstützung
von Sozialprojekten lebe.
Konrad Tiefenbacher, Verantwortlicher für das Service Freiwillige in der NÖ.Regional.GmbH, verwies auf
die zahlreichen Herausforderungen für Vereinsfunktionäre angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen wie
Allergenverordnung und Registrierkassenpflicht sowie bereits geltender Regelungen, deren Bewältigung durch
Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen erleichtert werde. Darüber hinaus müssten sich viele
Vereine einer kritischen Diskussion über die Zukunftsfähiglkeit ihrer traditionellen Strukturen stellen,
denn "der Trend geht weg von jahrelanger Verbundenheit mit einem Verein hin zu projektbezogener, zeitlich
befristeter Arbeit".
In der von NÖN-Chefredakteur Martin Gebhart moderierten Podiums- und Publikumsdiskussion bekannte der Langauer
Bürgermeister Franz Linsbauer, dass Gemeinden ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen auf vieles verzichten müssten,
das gemeinhin als Lebensqualität empfunden werde. In die gleiche Kerbe schlug die Landesobfrau der NÖ
Dorf- und Stadterneuerung, Maria Forstner, die das Freiwilligenwesen als wesentlichen Motor des gesellschaftlichen
Zusammenhaltes in den Kommunen erachtet. Ehrenamt und bezahlte Beschäftigung sind für Wirtschaftkammer-Direktor
Dr. Franz Wiedersich keinesfalls Gegener, vielmehr "steht ganz eindeutig die Win-win-Situation im Vordergrund".
Martin Lammerhuber, Holdinggeschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich, strich die Weiterbildungsbereitschaft
der Freiwilligen hervor, die nicht nur den AkteurInnen selbst, sondern auch der Allgemeinheit zu Gute käme.
Letztlich gehe es aber immer darum, "dass Freude, Sinn und Wertschätzung im Vordergrund stehen".
Für den Landesgeschäftsführer des Niederösterreichischen Roten Kreuzes, DI Peter Kaiser, haben
insbesondere die letzten Wochen deutlich gemacht, dass das freiwillige Engagement in Österreich starken Veränderungen
unterworfen ist: "Es bietet sich an, dass wir als Rotes Kreuz im Zusammenspiel mit unseren bewährten
Strukturen als Andockstelle für spontane Freiwilligenhilfe fungieren." Mit seinem abschließenden
Bekenntnis - "Ich bin dankbar, in einem Land zu leben, wo Menschen hinschauen und anpacken und sich nicht
umdrehen und weggehen" - nahm er nochmals Bezug auf die zivilgesellschaftliche Leistung bei der Versorgung
und Integration der Flüchtlinge in Österreich und sprach damit einen Themenaspekt an, der die gesamte
Konferenz prägte und begleitete. Abgerundet und bereichert wurde die Veranstaltung durch einen "Marktplatz
der Ehrenamtlichen", bei dem elf herausragende Freiwilligen-Organisationen sich, ihren Tätigkeitsbereich
und ihr Angebot präsentierten.
Der Club Niederösterreich räumt dem Ehrenamt und dem Freiwilligenwesen in seinem Jahresprogramm 2015
einen besonderen Stellenwert ein: Vor wenigen Tagen wurden die Ergebnisse einer Fachjury für den Fotowettbewerb
"Freiwillige vor!" veröffentlicht und die breite Öffentlichkeit dazu aufgerufen, das endgültige
Ranking via Online-Voting auf der Homepage des Club Niederösterrreich www.clubnoe.at zu fixieren. Bis 1. November
kann noch gevotet werden!
Die Preisverleihung findet am 04.11. um 18.00 Uhr im Studio 44 der Österreichischen Lotterien statt. Der
Abend wird ganz im Zeichen der Wertschätzung von Ehrenamt und freiwilligem Engagement stehen und den Gästen
ein vielfältiges Programm mit einem Impuslvortrag von Career Moves - Gründer Gregor Demblin, einer Lesung
von Jung-Autor Franz Schmid und fetzigen Klängen der "Big Boys" bieten. Höhepunkt wird die
Präsentation der Siegerfotos durch Club Niederösterreich-Präsident Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll
und Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner (Österreichische Lotterien) sein.
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