Konjunkturumfrage der IV-NÖ für das 3. Quartal 2015 – Nach dem fragilen Zwischenhoch
vom 2. Quartal zeigt das 3. Quartal 2015 wieder eine Talfahrt in der Industriekonjunktur
St. Pölten (iv-net) - "Wie befürchtet war das Konjunkturhoch vom 2. Quartal nur von kurzer
Dauer", sagt Mag. Michaela Roither, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung (IV) Niederösterreich
über die jüngsten Ergebnisse der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der IV-NÖ. Insgesamt zeige
sich im 3. Quartal 2015 ein durchwegs negatives Ergebnis. "Das zeigt einmal mehr den dringenden Reformbedarf,
vor allem im Rahmen einer Lohnnebenkostensenkung und einer Arbeitszeitflexibilisierung", so Roither.
Das IV-Konjunkturbarometer schlage zudem in die gleiche Kerbe wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität
(WU) Wien: Diese stellt der Wettbewerbsfähigkeit und dem Investitionsklima in Österreich schlechte Noten
aus. "Seit 2005 gehen die realen Wachstumsraten gegenüber Deutschland zurück, und seit zwei Jahren
hinken wir auch im EU-Vergleich hinterher", sagt Roither über die Studienergebnisse der WU. Ein großes
Problem seien dieser Studie zufolge auch die hohen Lohnstückkosten in Österreich, die sich negativ auf
die Produktivität auswirken.
Es sei, so Roither, übrigens ein Irrtum, zu glauben, dass sich die heimische Investitionsschwäche bei
verbesserte Konjunktur "in Luft auflöst". Die Investitionsschwäche liege an Strukturproblemen,
die in den vergangenen Jahren weiter verschärft anstatt abgeschwächt worden seien. "Dazu kamen kontraproduktive
Maßnahmen und Forderungen, die die Unternehmen weiter belasteten, wobei doch eigentlich eine Entlastung dringend
notwendig wäre", so die Geschäftsführerin der IV-NÖ.
Konjunkturumfrage zeigt Verschlechterung in allen Bereichen
Das IV-Niederösterreich Konjunkturbarometer - als Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen
und zukünftigen Geschäftsentwicklung -ist deutlich abgesackt. Nachdem im 2. Quartal 2015 mit 20 Punkten
ein Zwischenhoch erreicht wurde, findet sich dieser Wert für das Geschäftsklima im 3. Quartal mit 0,7
Punkten nur noch knapp im positiven Bereich.
Die Einschätzung der 38 befragten Unternehmen mit insgesamt 13.650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ergab
zudem eine Verschlechterung in allen abgefragten Bereichen. Zwar beurteilen 42 Prozent der befragten Unternehmen
die aktuelle Geschäftslage sowie 53 Prozent der Unternehmen den aktuellen Auftragsstand als gut. In beiden
Fällen ergibt sich hier aber jeweils ein geringerer Saldo als im zweiten Quartal 2015. Unterm Strich bedeutet
das, dass es zwar immer noch mehr Unternehmen gibt, die ihre aktuelle Situation positiv einschätzen - die
Differenz zu jenen, die ihre Lage negativ beurteilen, ist jedoch kleiner geworden.
Die größten Sorgen bereiten jedoch die Ausblicke: Der Index Produktionstätigkeit in drei Monaten
weist einen Negativsaldo von 23 Prozentpunkten auf - das bedeutet wiederum, dass wesentlich mehr Unternehmen mit
einem Rückgang in der Produktion rechnen als mit einem Anstieg. Schließlich erwarten nur 11 Prozent
aller befragten Unternehmen eine gute Produktionstätigkeit in drei Monaten, gut die Hälfte (56 %) geht
von einer gleichbleibenden Produktionstätigkeit aus, und ein Drittel (33 %) rechnet hier mit einer schlechteren
Entwicklung.
Bei den Verkaufspreisen in drei Monaten gehen zwei Drittel der befragten Betriebe von gleichbleibenden Preisen
aus, während ein Viertel eine schlechtere Entwicklung erwartet. Nur fünf Prozent der befragten Unternehmen
rechnen mit steigenden Verkaufspreisen. Somit entsteht ein Negativsaldo von 20 Prozentpunkten. "Hier kommt
es durch die international weiterhin vorhandenen Überkapazitäten zu einem hohen Preisdruck, der wiederum
zu fallenden Verkaufspreisen führt", erklärt Roither.
Was die Produktionskapazität in drei Monaten betrifft, herrscht bei den Unternehmen ebenso verhaltene Stimmung:
Ein Drittel (33 %) rechnet mit einer fallenden Kapazität, 57 Prozent mit gleichbleibender Produktionskapazität,
nur elf Prozent gehen von einer Steigerung aus (Saldo: -22).
Nahezu ident sind die Einschätzungen bezüglich des Beschäftigtenstands in drei Monaten. Knapp ein
Drittel (30%) rechnet mit weniger Beschäftigten, nur 11 Prozent glauben an eine Verbesserung - wodurch ein
negativer Saldo von 19 Prozentpunkten entsteht. "Die sich im Sommer abzeichnende leichte Aufhellung der Perspektiven
am Arbeitsmarkt erwies sich daher, wie befürchtet, als nicht nachhaltig", so Roither.
Auch bei der Entwicklung für das nächste halbe Jahr herrscht trübe Stimmung. Nur neun Prozent aller
Befragten rechnen mit einer guten Geschäftslage in sechs Monaten, 28 Prozent erwarten im gleichen Zeitraum
eine fallende Geschäftslage. Bei der Ertragssituation in sechs Monaten geht ebenso ein knappes Drittel (29
%) von einer Verschlechterung aus, 13 Prozent erwarten eine Verbesserung. Als Folge sei daher zu befürchten,
dass die Bruttoanlageinvestitionen weiter schrumpfen werden. "Und das ist eine schlechte Ausgangssituation,
um in den nächsten Jahren wieder zu höherem Potenzialwachstum zurückzufinden", resümiert
Roither.
Befragungsmethode: Den Unternehmen werden
drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten)
Prozentanteile dieser Antwortkategorien, zudem wird der konjunktursensible "Saldo" aus den Prozentanteilen
positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Saldi werden als Werte
für die grafische Darstellung des Konjunkturbarometers herangezogen.
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