Bozen (lpa) - Was hat Südtirol in den vergangenen 15 Jahren im Bereich der Entwicklungszusammen- arbeit
getan? Und was kann es nun im Rahmen der neu definierten Nachhaltigen Entwicklungsziele 2016-2030 tun? Diese waren
Themen der Tagung "Für eine bessere Zukunft" am 23.10. im Palais Widmann mit Landeshauptmann Arno
Kompatscher, Bischof Ivo Muser und zahlreichen Referenten und Interessierten.
Die Tagung wurde vom Amt für Kabinettsangelegenheiten der Landesabteilung Präsidium und Außenbeziehungen
in Zusammenarbeit mit Missio Bozen organisiert, anlässlich des Auslaufens der Millenniums-Entwicklungsziele
2000-2015 und der Unterzeichnung der Agenda für Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in New
York am 25.09.
Landeshauptmann Arno Kompatscher gab einen Rückblick auf die Anstrengungen des Landes zur Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele.
"Das Land Südtirol konnte vor allem in den Bereichen Bildung und Berufsausbildung, Kampf gegen extreme
Armut und Hunger, Gesundheitswesen und Aufbau von globalen Partnerschaften sehr positive Ergebnisse erzielen",
sagte er. "Insgesamt hat das Land seit 1991 50 Millionen Euro in die Entwicklungszusammenarbeit investiert",
so Kompatscher. Südtirol wolle sich auch weiterhin diesbezüglich engagieren, auch mit mehr finanziellen
Mitteln: "Im Haushalt 2016 werden die Mittel des Landes für Entwicklungszusammenarbeit verdoppelt",
kündigte der Landeshauptmann an. Aufgrund der häufigen Nahrungskrisen in Afrika kooperiert das Land Südtirol
vor allem mit Ländern in Afrika südlich der Sahara wie Burkina Faso, Uganda, Tansania, Kenia, Südsudan,
Benin und Äthiopien, wo mit Hilfe von langjährigen Partnerschaften mit einigen Regionen und intersektoriellen
Programmen große Erfolge im Bereich der Armuts- und Hungerreduzierung registriert werden konnten.
Bischof Ivo Muser erinnerte an die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit im Zusammenhang mit den aktuellen Flüchtlingsbewegungen:
"Entwicklungsprojekte auch getragen vom kleinen Land Südtirol können bewirken, dass Menschen in
ihrer Heimat bleiben können und eine Perspektive sehen." Er sagte, Kirche sei Mission und rief dazu auf,
sich von jenen zu distanzieren, die "den Menschen nicht als Menschen sehen mit seinen Bedürfnissen."
Er lud die Zuhörer ein, Abstand von einer zweigeteilten Sicht der Welt zu nehmen "zuerst wird und dann
die anderen." Seine Botschaft: "Die Würde des Menschen ist unteilbar."
"Im Unterschied zu den Millenniumszielen, die insbesondere Entwicklungsländern galten, wurden die neuen
nachhaltigen Entwicklungsziele für alle Länder konzipiert und das Thema Nachhaltigkeit wesentlich stärker
betont", sagte der Landeshauptmann zur Agenda 2016-2030. Damit werden neben sozialen auch ökonomische
sowie insbesondere ökologische Aspekte mit in die Entwicklungsagenda aufgenommen, die bis zum Jahr 2030 läuft.
Zentrale Aspekte sind dabei ein sozial inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Konsumverhalten, die
Beseitigung von extremer Armut, Hunger und Unterernährung, die Schaffung von Chancengleichheit sowie auch
ein nachhaltiges Management von natürlichen Ressourcen.
Der österreichische Experte für Entwicklungszusammenarbeit Friedbert Ottacher sagte die Agenda sei das
Ende der Entwicklungszusammenarbeit Nord-Süd: "Es soll keine Entwicklungszusammenarbeit mehr geben, sondern
nur mehr eine internationale Zusammenarbeit, die alle gleichermaßen in die Pflicht nimmt." Simone De
Santi, im italienischen Außenministerium für Internationale Entwicklungszusammenarbeit zuständig,
erklärte die Agenda und sagte, die größte Herausforderung werde weiterhin der Kampf gegen Armut
bleiben, auch wenn viele weitere Ziele dazu gekommen seien.
Ein Einblick in einige der Projekte, die das Land Südtirol zur Erreichung der Millenniumsziele in den vergangenen
15 Jahren unterstützt hat, wurde in einer Bilderausstellung und in Kurzfilmen von Wolfgang Penn (Missio Bozen)
aufgezeigt. "Mit Hilfe aus Südtirol wurden über 500 Schulen gebaut und über 800 Trinkwasserbrunnen
gebohrt", rechnete Penn vor.
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