Chefin der Atomaufsichtsbehörde gesteht Verfehlungen ein
Linz (lk) - „Ich habe mir nicht gedacht, dass solch ein Schlendrian in Tschechien möglich ist“, gestand
Dana Drábová, Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde, am 04.11. in einem Interview in
der Tageszeitung „Lidové noviny“. Es geht um die Sicherheitslücke, die während der Abschaltung
von drei Blöcken im AKW Dukovaný zur Reparatur von Schweißnähten ans Licht gekommen ist.
Denn eine der defekten Schweißnähte müsste laut den internen Aufzeichnungen intakt sein: „Diese
Schweißstelle wurde vor einem halben Jahr repariert. Seltsam war dabei die Tatsache, dass zu dieser Schweißnaht
ein ordnungsgemäßes Röntgen-Foto vorhanden war. Logisch interessiert man sich dann dafür,
wie dieses Foto zustande gekommen ist“, so Drábová im Interview. Sie deutet damit an, dass die Reparatur
damals vielleicht gar nicht durchgeführt wurde, es sich also um eine gefälschte Röntgenaufnahme
handeln könnte. Die Ursache für das womöglich gefälschte Kontrollbild sieht sie darin, dass
die technischen Kontrollen an eine externe Firma ausgelagert sind. „CEZ hat das mit dem Outsourcing übertrieben“,
sagt Drábová im Gespräch mit der Zeitung. In tschechischen AKWs werden Arbeitsschritte zur Sicherheitskontrolle
an Fremdfirmen vergeben – gerade im sensiblen Atombereich sind solche Fremdvergaben aber höchst fraglich.
Oberösterreichs Landesrat Rudi Anschober: "Nun gesteht sogar die Chefin der tschechischen Atomaufsichtsbehörde
ein, dass sie solch unhaltbare Zustände bei den Sicherheitskontrollen der AKWs nicht erwartet hätte.
Seit Monaten appelliere ich an Bundesminister Rupprechter, eine internationale Expertenkommission zum Gesamtcheck
der tschechischen Atomkraftwerke einzusetzen. Auch bei bilateralen Gesprächen zwischen Österreich und
Tschechien muss das Thema Sicherheit in AKWs weitaus kritischer hinterfragt und vorgelegte Dokumente umfassend
geprüft werden.“
Brisant in diesem Zusammenhang: Für den bereits 30 Jahre alten ersten Block in Dukovaný ist eine Laufzeitverlängerung
für mindestens weitere zehn Jahre geplant. Die Genehmigung ist von der tschechischen Aufsichtsbehörde
zu erteilen – wohl auch der Grund für die aktuelle Prüfung, die schier unfassbares zu Tage brachte. „Es
darf zu keiner automatischen Laufzeitverlängerung kommen. Darum fordere ich erneut eine grenzüberschreitende
Umweltverträglichkeitsprüfung, um die massiven Sicherheitsdefizite umfassend zu klären“, so Landesrat
Anschober abschließend.
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