Eröffnung der Ausstellung "Inventarnummer 1938" im Technischen Museum
Wien (bpd) - "Provenienzforschung und Restitution werden in der öffentlichen Wahrnehmung meist
mit der Rückgabe von wertvollen Kunstgegenständen in Verbindung gebracht. Doch unter dem nationalsozialistischen
Regime wurden in noch viel größerer Zahl Objekte des alltäglichen Lebens aus dem Eigentum von 'rassisch'
oder politisch Verfolgten entwendet. Diesen Objekten und ihren rechtmäßigen Eigentümern widmet
sich nun das Technische Museum mit einer Schau, die den Stand der Provenienzforschung zur hauseigenen Sammlung
aufzeigt", sagte Bundesminister Josef Ostermayer am 03.11. anlässlich der Eröffnung der Ausstellung
"Inventarnummer 1938" im Technischen Museum Wien.
Objekte des täglichen Lebens seien ein wesentlicher Bestandteil der Sammlung des Technischen Museums. "Der
Erforschung ihrer Herkunft kommt daher besondere Bedeutung zu. Nur so können wir die erschreckende alltägliche
Praxis des NS-Terrorregimes aufzeigen und die Basis für Rückgaben schaffen", so Ostermayer. Über
80.000 Objekte, Bücher und Archivalien des Technischen Museums seien bereits überprüft worden. "Insgesamt
konnten Rückgaben in acht Fällen abgeschlossen werden, bei weiteren acht Fällen läuft derzeit
die Suche nach Erben. Der Israelitischen Kultusgemeinde möchte ich für die Zusammenarbeit bei den oft
schwierigen Recherchen herzlich danken. Außerdem möchte ich allen Kunstrückgabeverantwortlichen
in Österreich, den Provenienzforscherinnen und -forschern in den Museen sowie den Mitgliedern der Kommissionen
und Beiräte für ihre Arbeit danken. Durch ihre Tätigkeit kann die Republik ihre Verantwortung aus
den Verbrechen des NS-Regimes wahrnehmen. Und Österreich nimmt damit eine Vorreiterrolle in der internationalen
Restitutionsforschung ein", so der Kulturminister.
"Diese Ausstellung ist in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit: Sie ist die erste Dauerausstellung zur Restitutionspraxis
im deutschsprachigen Raum. Die Schau zeichnet sich zudem durch die Verschiedenheit der ausgestellten Objekte und
deren Geschichte aus", so Ostermayer. Schließlich sei die Ausstellung mit der Hoffnung verbunden, dass
sich ihre Intention erfüllt und die damals unrechtmäßig angeeigneten Objekte den Familien der rechtmäßigen
Eigentümer zurückgegeben werden können. "Es ist die Verantwortung unserer Generation, die von
den Nationalsozialisten entwendeten Objekte zu restituieren. Und das gilt unabhängig vom materiellen Wert
der Objekte. Denn gerade Alltagsgegenstände haben oft einen hohen ideellen Stellenwert für die Familien
von Verfolgten", sagte der Kulturminister.
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