Wenig Digitale Innovatoren unter Österreichs Unternehmern - Lehrlinge zukünftige
Innovation- Champions - Duale Ausbildung braucht digitales Update
Wien (juliusraabstiftung) - Die Rahmenbedingungen für gesamtgesellschaftlichen Erfolg haben sich durch
den Digitalen Wandel grundlegend geändert. Der globale Wettbewerb um Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung
wird härter. Österreich und Europa sind gefordert die Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle weiterzuentwickeln.
„Die Haltung der Leistungsträger in unserem Land, also der Unternehmer, ist für diesen Transformationsprozess
von immenser Bedeutung“, so die Präsidentin der Julius Raab Stiftung, Bettina Lorentschitsch, MSc, MBA. Die
Julius Raab Stiftung hat sich daher mit dem Meinungsforschungsinstitut IMAS das Meinungsbild der heimischen Unternehmer
zu den Themen Innovation und Digitaler Wandel genauer angesehen. Dafür wurden 905 Unternehmer aus ganz Österreich
befragt.
Innovation, ja aber...
Die vorliegenden Daten zeigen, dass Österreichs Unternehmer dem Digitalen Wandel und Innovationen für
die Zukunftsfähigkeit ihrer Betriebe sehr wohl Bedeutung zumessen. Es wird aber ebenfalls klar, dass viele
den Veränderungen abwartend bis skeptisch gegenüberstehen.
Innovation wird für den Unternehmenserfolg grundsätzlich als bedeutsam angesehen: Knapp jeder zweite
Wirtschaftstreibende (46%) erachtet es als sehr wichtig und ein weiteres Drittel (32%) als einigermaßen wichtig
für den wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Betriebs, neuartige Produkte, Prozesse und Vertriebskanäle
anzudenken und einzuführen. Ein Fünftel der Befragten (21%) ist jedoch gegenteiliger Ansicht.
Innovation – meistens nicht die höchste Priorität
Innovation scheint in den Unternehmen bereits eine Rolle zu spielen, jedoch in begrenztem Ausmaß. Auf
einer Skala von 1 bis 7 wird ein Durchschnittswert von 3,21 vergeben. Es besteht also ein gewisses Interesse und
Neugier für Innovationen seitens der Unternehmer, allerdings noch mit deutlich Luft nach oben.
Vergleichsweise intensiv haben sich bereits der Handel sowie IT- bzw. Consulting-Firmen mit dem Thema Innovation
auseinandergesetzt. Dementsprechend zeichnet sich auch im Umgang mit Innovationen eine Kombination aus Tradition
und Innovation ab. Am stärksten stimmen die Unternehmer der Aussage zu, in der Geschäftstätigkeit
auf die bisherigen, alt-bewährten Methoden zurückzugreifen. Es wird aber ebenfalls festgestellt, dass
aktuelle Entwicklungen und Innovationen in der eigenen Branche sehr aktiv mitverfolgt und in die Unternehmensabläufe
eingebunden werden. Dennoch wird auch klar: Bei kaum einem Unternehmer nimmt Innovation den höchsten Stellenwert
ein.
Mäßiger Ressourceneinsatz
Es werden zwar Ressourcen, wie Mitarbeiter oder finanzielle Mittel, für Innovationsförderung zur
Verfügung gestellt, jedoch scheint sich der Einsatz in Grenzen zu halten. Tendenziell stellen Unternehmen
jener beiden Branchen, die sich bislang am vergleichsweise intensivsten mit dem Thema Innovation auseinandergesetzt
haben (Handel und IT), auch überdurchschnittlich viele Ressourcen für Innovationsprozesse zur Verfügung.
Der Digitale Wandel – Chance oder Risiko?
Die relative Mehrheit der Unternehmer erhofft sich positive Auswirkungen durch den Digitalen Wandel, sowohl
für das eigene Unternehmen und die Branche als auch für den Wirtschaftsstandort Österreich und die
EU. Ausschließlich negative Konsequenzen werden nur von Minderheiten vermutet. Allerdings geben sich zwischen
einem Drittel und zwei Fünftel der Befragten eher neutral. Sie gehen davon aus, dass der Digitale Wandel sowohl
positive als auch negative Aspekte mit sich bringen wird.
Duale Ausbildung: Lehrlinge als Innovation-Champions
Die Umfrage zeigt, dass nur 5 % der Befragten davon ausgehen, dass die aktuellen Lehrlingsprogramme sehr stark
auf die digitale Zukunft vorbereiten. 40 % hingegen können bzw. wollen dazu nicht einmal eine Angabe machen.
„Unsere duale Ausbildung braucht einen Innovationsschub. Die Dynamik der technologischen Entwicklung wird sich
nicht verlangsamen. Der Digitale Wandel wird in einigen Jahren durch andere, technische Revolutionen abgelöst
bzw. ergänzt werden. Das erfordert Skills im Umgang mit Innovationen.“ Lorentschitsch schlägt daher vor,
Innovation-Skills gezielt in die Lehrlingsausbildung zu integrieren: „Unsere Lehrlinge könnten Innovation-Champions
in den Betrieben werden.“
Handlungsbedarf sieht Lorentschitsch auch bei der Digitalisierung der dualen Ausbildung: Unsere Lehrlingsprogramme
brauchen rasch ein Update, um jungen Menschen weiterhin eine gute und nachhaltige Ausbildung in der digitalen Wirtschaft
ermöglichen zu können“, so Lorentschitsch.
Härterer Wettbewerb
Unter den Befragten herrscht relative Einigkeit im Hinblick auf einen Aspekt: Der Digitale Wandel verschärft
den Wettbewerb. „Das ist ein Auftrag an die Politik“, so Lorentschitsch. „Wenn wir unsere Unternehmer weiterhin
durch Bürokratisierung und belastende Rahmenbedingungen einschränken, gefährden wir damit die Wettbewerbsfähigkeit
unseres Standorts.
Innovations-Bremse Golden-Plating
Die in der Studie erarbeitete Unternehmer-Typologie zeigt auf: Es finden sich mit 7 % relativ wenig „Digitale
Innovatoren“ unter den Befragten. „Das ist nicht weiter erstaunlich“, meint Lorentschitsch. „Schließlich
sind wir in Österreich Weltmeister im Golden-Plating von EU-Regulierungen. Unsere Unternehmer brauchen aber
keine Beschäftigungstherapie. Sie brauchen Zeit um ihre Betriebe weiterzuentwickeln. Und unsere Unternehmer
brauchen mehr unternehmerische Freiheit, damit sie auch in Zukunft Arbeitsplätze schaffen können.“
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