ViraTherapeutics GmbH eröffnet neues Forschungslabor in Innsbruck
Wien (scinews) - Das österreichische Biotechnologieunternehmen „ViraTherapeutics GmbH“ entwickelt eine
weltweit neue Behandlung von Tumoren auf Basis krebstötender (onkolytischer) Viren. Auf dem langjährigen
Weg zur einsetzbaren Therapie gegen fortgeschrittenen Krebs erreicht das Start-up ein weiteres Etappenziel. Die
junge Firma eröffnet amn 09.11. ihr neues Labor in Innsbruck.
Noch in diesem Jahrzehnt soll die neuartige Behandlung Krebskranken zugutekommen, bei denen die bisher gängigen
Standardtherapien versagt haben. Die in der Tiroler Landeshauptstadt entwickelte tumorzerstörende Immunimpfung
gilt deshalb als „weltweites Novum, da sie laut allen bisherigen Ergebnissen im Zellkultur- sowie Mausmodell auch
bei mehrfacher Anwendung hochspezifisch wirksam bleibt und gesunde Zellen verschont. Das unterscheidet unser onkolytisches
Virus von den über 20 weiteren, die derzeit als neue Krebstherapeutika erforscht werden“, sagt Prof.in Dr.in
Dorothee Holm-von Laer. Die Virologin ist Gründerin und Geschäftsführerin der ViraTherapeutics GmbH
sowie Direktorin der Sektion für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI).
Innovation aus Tirol - Ein Gesundheitserreger mit Tarnkappe
Das in Innsbruck in molekularbiologischer und genetischer Feinarbeit entworfene Virus heißt kurz „VSV-GP“.
Es ist eine Kombination zweier für den Menschen als harmlos geltenden Viren. Das Hülleiweiß des
Vesikulären Stomatitisvirus (VSV) wurde dazu gegen das Glykoprotein (GP) des Lymphozytären Choriomeningitisvirus
(LCMV) ausgetauscht. „Diese Hülle fungiert wie eine Tarnkappe. Sie schützt VSV-GP teilweise vor der Erkennung
durch das Immunsystem. Auch bei wiederholter Gabe kann dieses onkolytische Virus daher Krebszellen zerstören“,
erklärt Dr.in Lisa Egerer. Die Biochemikerin ist Leiterin des neuen Labors der ViraTherapeutics GmbH.
Die VSV-GP-Therapie für fortgeschrittene Krebserkrankungen kann das junge Biotechnologieunternehmen im neuen
Labor durch den im heurigen Sommer erfolgten Einstieg der Boehringer Ingelheim Venture Fund GmbH (Sitz Ingelheim
Deutschland), der Heidelberger EMBL Ventures GmbH sowie der Venture-Capital-Initiative der Austria Wirtschaftsservice
GmbH (aws) als Investoren nun weiterentwickeln. Im Visier hat das Team eine verbesserte Therapie jener fortgeschrittenen
Tumore, die bisher schwer zu behandeln oder besonders aggressiv sind. Schlüssel dazu ist das Wirkprinzip der
Virotherapie. Diese neuartige Behandlung von Krebs greift nicht nur lokal. Vielmehr können onkolytische Viren
und das durch sie aktivierte Immunsystem Krebszellen im gesamten Körper zerstören und somit auch Metastasen
wirksam bekämpfen.
Vorarbeiten für erste klinische Studie laufen
Im neuen Labor samt Büro mit einer Gesamtfläche von rund 300 Quadratmetern laufen derzeit die zur Zulassung
neuer Therapeutika gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen. Die Ergebnisse dieser Effizienz- und Sicherheitsstudien
sind ausschlaggebend dafür, dass eine kleine, ausgewählte Gruppe von Krebspatientinnen und –patienten
VSV-GP im Zuge einer ersten klinischen Studie verabreicht bekommen kann. Nach Angaben des Unternehmens wird dies
frühestens in eineinhalb Jahren der Fall sein. Aktuell können noch keine Patient/inn/en in Studien aufgenommen
werden.
Die ViraTherapeutics GmbH mit Sitz in Innsbruck ist in mehrfacher Hinsicht jung. Das Unternehmen arbeitet in einem
international neuen Forschungsfeld. Es ist eine Ausgründung der MUI und besteht seit 2013. Das elfköpfige
Team des Start-up hat ein Durchschnittsalter von nur 30 Jahren. Auf das therapeutische Virus hält das Unternehmen
das Basispatent. Dass VSV-GP „ein großes Potenzial als therapeutisches Virus, damit als Gesundheitserreger
hat“, konnte die Gruppe durch die Ergebnisse aller bisher durchgeführten Studien bestätigen. „Im Mausmodell
wirkt dieses onkolytische Virus gegen sämtliche bisher getesteten, bösartigen Geschwülste. Das sind
Hirntumore, Haut-, Lungen-, Eierstock- sowie Prostatakrebs. Die Voraussetzungen von VSV-GP als krebszerstörender
Wirkstoff sind daher sehr gut“, betonen Holm-von Laer und Egerer uni sono.
Krebs neuartig behandeln
Die Virotherapie ist ein aufstrebendes Forschungsfeld. Viren zur Behandlung von Krebs einzusetzen, ist erst seit
wenigen Jahren Thema. Die Wissenschaftler/innen kombinieren dazu bestimmte Funktionen von Viren. Sie rüsten
diese Partikel zu ihrem Angriff auf bösartige Geschwülste hoch. Am molekularbiologischen Reißbrett
dazu entworfene onkolytische Viren - wie das Innsbrucker VSV-GP - können Tumore auf dreifache Art und Weise
angreifen. Sie vermehren sich ausschließlich in Krebszellen und lösen diese dadurch auf (Lyse). Tumorantigene
werden dabei freigesetzt. Diese Bausteine zerstörter Krebszellen regen das Immunsystem dazu an, Tumore im
gesamten Körper gezielt zu attackieren. Lokale Entzündungen treten dabei auf. Diese Reaktionen zerstören
weiters die Mikroumgebung von Tumoren. Das ist jenes Milieu, das sich Krebszellen für ihr ungebremstes Wachsen
und Voranschreiten schaffen. Durch alle diese Wirkungen kann die Virotherapie zu einem Umbruch in der Onkologie
beitragen. Der Grund: Bisher eingesetzte Standardtherapien gegen fortgeschrittenen Krebs sind in ihrem Erfolg häufig
begrenzt.
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