Der Einkauf wird sich durch Industrie 4.0 bedeutend verändern. Wie Unternehmen von den
neuen Möglichkeiten profitieren können, erforschen die Wissenschaftler von Fraunhofer Austria.
Wien (fraunhofer) - Die Kernaufgabe des Einkaufs ist die Beschaffung von Rohstoffen und Materialen - und
das kostenoptimal und anforderungsgerecht. Entwicklungen hin zur Industrie 4.0 bergen auch für den Einkauf
neue Möglichkeiten. Operative und teilweise taktische Aufgaben werden in Zukunft automatisiert erfolgen. Gleichzeitig
entstehen große Chancen zur strategischen Gestaltung und Generierung von Wertbeiträgen. Der Einkauf
wird über die gesamte Wertschöpfungskette Wettbewerbsvorteile und Chancen für das eigene Unternehmen
bringen.
Möglichkeiten des Einkaufs im Zeitalter der Industrie 4.0
Industrie 4.0 ermöglicht eine unternehmensübergreifende Optimierung der gesamten Lieferkette. Unternehmen
profitieren beispielsweise von einer verbesserten Reaktionsfähigkeit, verkürzten Wiederbeschaffungszeiten,
hoher Materialverfügbarkeit und Liefertreue sowie Senkung der Prozesskosten.
Das wohl größte Potential des Einkaufs liegt in der Abwicklung in Echtzeit. Aktuell sind Reaktionszeiten
lang und gesammelte Daten werden nicht in vollem Umfang genutzt. In Zukunft können Einkaufsprozesse durch
Vernetzung in Echtzeit erfolgen. Gesammelte Daten werden auch wirklich verwendet und durch die Erhebung fehlender
Daten optimal ergänzt.
Automatisierung trägt außerdem maßgeblich zur Senkung der Bestellkosten bei. Durch Verknüpfungen
kann z.B. der optimale Zeitpunkt von Bestellungen festgelegt werden.
Beispiele für Einkauf der Zukunft
Im E-Procurement wird die operative Beschaffung über elektronische Medien abgewickelt. Verwaltungs- und Transaktionskosten
werden erheblich gesenkt. Beispiele hierfür sind elektronische Marktplätze, Online Shops oder elektronische
Ausschreibungen.
E-Commerce wiederum bezeichnet die elektronische Abwicklung aller Tätigkeiten, die im engeren Sinne mit dem
Handel von Waren und Dienstleistungen zu tun haben. Dazu gehören etwa der Informationsaustausch, die eigentliche
Transaktionsabwicklung und die Zahlung.
Dank RFID-Technologie können Objekte mit Radiowellen berührungslos und automatisch identifiziert und
lokalisiert werden. RFID minimiert aufwändige Abstimmungen, Erfassungsfehler und Betriebsstörungen, die
Verwendung von Material kann nachvollzogen und die Effizienz gesteigert werden. Auch 3D-Druck wird zunehmend an
Bedeutung gewinnen: Er ersetzt Beschaffung und Lager und vereinfacht die Zugänglichkeit von Ersatzteilen.
Fraunhofer Austria unterstützt auf dem Weg in den Einkauf der Zukunft
Industrie 4.0 bietet zahlreiche Chancen für den Einkauf. Um diese bestmöglich zu nutzen, müssen
mögliche Technologien und Prozesse bekannt sein und bedarfsgerecht in Unternehmen eingesetzt werden. Die Experten
von Fraunhofer Austria kennen den aktuellen Stand der Technik und relevante Entwicklungen im Einkauf. Sie zeigen
Unternehmen, welche Technologien für ihren individuellen Einkauf interessant sind. Dabei berücksichtigen
sie sowohl den Nutzen als auch die Kosten.
Doch nicht nur bei der technologischen sondern auch bei der "personellen Aufrüstung" unterstützt
Fraunhofer Austria Unternehmen. Denn die neuen Möglichkeiten und komplexen Aufgaben führen zu veränderten
Anforderungen an Mitarbeiter. Einkäufer müssen künftig interdisziplinäre Kompetenzen aufweisen
- von IT- über Recht- und Prozessmanagementkenntnissen bis hin zur internationalen Vernetzung. Sie müssen
technologisch auf dem neuesten Stand und flexibel sein sowie bestehende Methoden hinterfragen und gegebenenfalls
anpassen. Der Einkäufer der Zukunft bekommt mehr Verantwortung, Einfluss und Mitentscheidungskraft.
Eine weitere Herausforderung für Unternehmen liegt in der Interdisziplinarität: Industrie 4.0 fordert
in allen Bereichen Kooperationen, so auch im Einkauf. Denn nicht jedes Unternehmen hat alle notwendigen Kompetenzen
unter einem Dach. Fraunhofer Austria bietet sich als Partner in der Forschung an. Unsere Experten vermitteln darüber
hinaus auch weitere potentielle Partner aus Disziplinen, die Unternehmen möglicherweise noch benötigen,
etwa aus dem IT-Bereich.
Außerdem bringt Fraunhofer Austria ihre langjährige Erfahrung in die Gestaltung von Ausschreibungen
mit ein. Im Rahmen der Ausarbeitung berücksichtigen wir mögliche zukunftweisende Aspekte der Industrie
4.0, um aufwändige Nachrüstungen im Nachhinein zu vermeiden.
Kurzinformation zur Fraunhofer Austria Research GmbH:
Die Fraunhofer Austria Research GmbH wurde Ende 2008 als erste europäische Tochtergesellschaft der Fraunhofer-Gesellschaft
gegründet. In den beiden Geschäftsbereichen "Produktions- und Logistikmanagement" in Wien und
"Visual Computing" in Graz arbeiten 37 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an anwendungsorientierten
Lösungen zum Nutzen der Wirtschaft und zum Vorteil der Gesellschaft. Forschen für die Praxis ist die
zentrale Aufgabe der Fraunhofer-Einrichtungen.
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