Österreichs Wirtschaft wächst 2015 um 0,9 Prozent

 

erstellt am
16. 11. 15
11:00 MEZ

Bank Austria Konjunkturindikator rutschte im Oktober erstmals seit Februar ins Minus – Industrie gewinnt mit Unterstützung aus Europa an Zuversicht, doch Konsumentenstimmung sackt auf tiefsten Wert seit der Finanzkrise 2009 ab
Wien (bank austria) - Zu Beginn des Schlussquartals 2015 hat die ohnehin nur moderate Konjunkturerholung in Österreich offenbar noch etwas an Tempo verloren. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Oktober ins Minus gerutscht. Ein deutlicher Rückgang der Konsumentenstimmung hat den Indikator auf den tiefsten Wert seit acht Monaten gedrückt, trotz der abermals gestiegenen Zuversicht in der Industrie“, analysiert Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Neben einer zwischenzeitlichen Verlangsamung der Konjunktur in Österreich ist vom aktuellen Bank Austria Konjunkturindikator auch der weiter anhaltende gegenläufige Trend von Inlands- und Auslandsnachfrage abzulesen. „Die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Stimmungskomponenten unterstreicht, dass weder der Konsum noch die Investitionstätigkeit so recht in Schwung gekommen sind, dagegen zieht die Nachfrage aus dem Ausland langsam an. Die Auseinanderentwicklung von Binnenkonjunktur und Auslandsnachfrage scheint sich in Österreich temporär sogar verstärkt zu haben“, meint Bruckbauer.

Ein neuerlicher starker Einbruch der Konsumentenstimmung trug maßgeblich zum Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im Oktober gegenüber den Vormonaten bei. Die Erwartungen der österreichischen Verbraucher sind seit Monaten besonders pessimistisch und aktuell sogar auf den Stand vom Frühjahr 2009 zurückgefallen. Hingegen haben sich die Geschäftserwartungen der heimischen Industrie im Oktober abermals leicht verbessert und liegen nur noch geringfügig unter dem langjährigen Durchschnitt. Die langsame Stimmungsaufhellung im Produktionssektor Österreichs ist vor allem auf das günstige europäische Umfeld zurückzuführen, das neben der stabilen Erholung in Deutschland von steigender Zuversicht in wichtigen zentralen Märkten, wie Frankreich und Italien, aber auch in der Peripherie und in den osteuropäischen Märkten bestimmt wird. „Die österreichische Wirtschaft ist verhalten ins Schlussquartal 2015 gestartet. Die schlechte Stimmung der heimischen Konsumenten ist jedoch überzeichnet, daher gehen wir davon aus, dass die Binnenkonjunktur, unterstützt durch eine belebtere Auslandsnachfrage, zum Jahresabschluss mit bis zu 0,4 Prozent zum Vorquartal ein höheres Wirtschaftswachstum als im Sommer ermöglichen wird“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Nach einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 0,7 Prozent in den ersten drei Quartalen im Jahresvergleich ist damit im Gesamtjahr 2015 ein Anstieg des BIP um 0,9 Prozent erreichbar. Die Ökonomen der Bank Austria haben damit ihre Wachstumsprognose für 2015 seit Jahresbeginn nicht verändert.

Binnenkonjunktur holt 2016 auf
Seit dem Frühjahr 2014 hinkt die Binnenkonjunktur der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Österreich hinterher. Im bisherigen Jahresverlauf 2015 sorgte ausschließlich der Außenhandel für den geringen Anstieg des BIP. Die Inlandsnachfrage stagnierte bislang im Jahresvergleich , zeigte jedoch in den vergangenen Monaten eine leichte Aufwärtsbewegung, die in der sich offenbar langsam auflösenden Investitionszurückhaltung ihren Ursprung hat.

„Im Jahr 2016 wird die Binnennachfrage zum wichtigsten Träger des Wirtschaftswachstums werden, das mit 1,5 Prozent etwas höher als im laufenden Jahr ausfallen wird. Die Investitionen und der Konsum – unterstützt durch die Steuerreform – werden für mehr Schwung sorgen“, meint Pudschedl.

Einerseits wird die Investitionstätigkeit stärker in Fahrt kommen – begünstigt durch das anhaltende Zinstief und eine Ausweitung des laufenden Wertpapieraufkaufprogramms der EZB im kommenden Jahr. Auch wenn das Wachstum trotzdem nur begrenzt sein wird, da die Kapazitätsauslastung in der heimischen Wirtschaft klar unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Andererseits wird der Konsum 2016 positive Impulse setzen können. Die Steuerreform bringt einen spürbaren Reallohnzuwachs von durchschnittlich 2 Prozent und vor allem geringere Einkommensschichten mit höherer Konsumquote werden profitieren. „2016 wird die österreichische Wirtschaft von einer anziehenden Binnenkonjunktur angetrieben und zusätzlich Impulse durch die anhaltende Erholung in Europa erhalten. Die Konjunkturschwäche einiger Schwellenländer wird die robuste Aufwärtsentwicklung in Europa nach meiner Einschätzung voraussichtlich nicht in Gefahr bringen, zumal solide Daten aus China die Annahme einer weichen Landung der chinesischen Wirtschaft untermauern“, so Bruckbauer. Die Nachfrage nach ´Made in Austria` wird 2016 daher stärker als im laufenden Jahr zunehmen und zur Belebung der österreichischen Wirtschaft beitragen. Mit der anziehenden Binnenkonjunktur wird sich auch die Importnachfrage kräftiger erhöhen, so dass die Nettoexporte kaum direkt zum BIP-Anstieg in Österreich beitragen werden.

Inflation steigt nach Jahreswechsel 2015/2016 moderat an
Dank der tiefen Rohstoffpreise bleibt die Inflation in den verbleibenden Monaten des Jahres 2015 niedrig. Nach durchschnittlich 0,9 Prozent in den ersten zehn Monaten erwarten die Ökonomen der Bank Austria für das Gesamtjahr eine Teuerung von maximal 1,0 Prozent. 2016 wird die Inflation in Österreich im Jahresdurchschnitt vor allem aus drei Gründen auf 1,6 Prozent ansteigen: Erstens wird im Zuge der Steuerreform unter anderem die Anhebung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von 10 auf 13 Prozent für ausgewählte Umsätze für einen geringen erhöhenden Effekt sorgen. Zweitens ist mit dem leichten Anziehen der Binnenkonjunktur nachfrageseitig etwas Druck auf die Preise zu erwarten und drittens werden die Rohstoffpreise, wenn auch keine kräftige Aufwärtstendenz in Sicht ist, im kommenden Jahr zumindest nicht mehr eine so stark dämpfende Wirkung auf die Inflation ausüben können, wie im laufenden Jahr. „Während das Wirtschaftswachstum in Österreich mit 1,5 Prozent 2016 zum dritten Mal hintereinander etwas geringer als im Euroraum ausfallen wird, wird die Inflationsrate nun bereits das achte Jahr in Folge über dem europäischen Vergleichswert zu liegen kommen“, so Bruckbauer zusammenfassend.

 

 

 

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