Bank Austria Konjunkturindikator rutschte im Oktober erstmals seit Februar ins Minus – Industrie
gewinnt mit Unterstützung aus Europa an Zuversicht, doch Konsumentenstimmung sackt auf tiefsten Wert seit
der Finanzkrise 2009 ab
Wien (bank austria) - Zu Beginn des Schlussquartals 2015 hat die ohnehin nur moderate Konjunkturerholung
in Österreich offenbar noch etwas an Tempo verloren. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Oktober
ins Minus gerutscht. Ein deutlicher Rückgang der Konsumentenstimmung hat den Indikator auf den tiefsten Wert
seit acht Monaten gedrückt, trotz der abermals gestiegenen Zuversicht in der Industrie“, analysiert Bank Austria
Chefökonom Stefan Bruckbauer. Neben einer zwischenzeitlichen Verlangsamung der Konjunktur in Österreich
ist vom aktuellen Bank Austria Konjunkturindikator auch der weiter anhaltende gegenläufige Trend von Inlands-
und Auslandsnachfrage abzulesen. „Die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Stimmungskomponenten unterstreicht,
dass weder der Konsum noch die Investitionstätigkeit so recht in Schwung gekommen sind, dagegen zieht die
Nachfrage aus dem Ausland langsam an. Die Auseinanderentwicklung von Binnenkonjunktur und Auslandsnachfrage scheint
sich in Österreich temporär sogar verstärkt zu haben“, meint Bruckbauer.
Ein neuerlicher starker Einbruch der Konsumentenstimmung trug maßgeblich zum Rückgang des Bank Austria
Konjunkturindikators im Oktober gegenüber den Vormonaten bei. Die Erwartungen der österreichischen Verbraucher
sind seit Monaten besonders pessimistisch und aktuell sogar auf den Stand vom Frühjahr 2009 zurückgefallen.
Hingegen haben sich die Geschäftserwartungen der heimischen Industrie im Oktober abermals leicht verbessert
und liegen nur noch geringfügig unter dem langjährigen Durchschnitt. Die langsame Stimmungsaufhellung
im Produktionssektor Österreichs ist vor allem auf das günstige europäische Umfeld zurückzuführen,
das neben der stabilen Erholung in Deutschland von steigender Zuversicht in wichtigen zentralen Märkten, wie
Frankreich und Italien, aber auch in der Peripherie und in den osteuropäischen Märkten bestimmt wird.
„Die österreichische Wirtschaft ist verhalten ins Schlussquartal 2015 gestartet. Die schlechte Stimmung der
heimischen Konsumenten ist jedoch überzeichnet, daher gehen wir davon aus, dass die Binnenkonjunktur, unterstützt
durch eine belebtere Auslandsnachfrage, zum Jahresabschluss mit bis zu 0,4 Prozent zum Vorquartal ein höheres
Wirtschaftswachstum als im Sommer ermöglichen wird“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Nach einem
Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 0,7 Prozent in den ersten drei Quartalen im Jahresvergleich ist damit
im Gesamtjahr 2015 ein Anstieg des BIP um 0,9 Prozent erreichbar. Die Ökonomen der Bank Austria haben damit
ihre Wachstumsprognose für 2015 seit Jahresbeginn nicht verändert.
Binnenkonjunktur holt 2016 auf
Seit dem Frühjahr 2014 hinkt die Binnenkonjunktur der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Österreich
hinterher. Im bisherigen Jahresverlauf 2015 sorgte ausschließlich der Außenhandel für den geringen
Anstieg des BIP. Die Inlandsnachfrage stagnierte bislang im Jahresvergleich , zeigte jedoch in den vergangenen
Monaten eine leichte Aufwärtsbewegung, die in der sich offenbar langsam auflösenden Investitionszurückhaltung
ihren Ursprung hat.
„Im Jahr 2016 wird die Binnennachfrage zum wichtigsten Träger des Wirtschaftswachstums werden, das mit 1,5
Prozent etwas höher als im laufenden Jahr ausfallen wird. Die Investitionen und der Konsum – unterstützt
durch die Steuerreform – werden für mehr Schwung sorgen“, meint Pudschedl.
Einerseits wird die Investitionstätigkeit stärker in Fahrt kommen – begünstigt durch das anhaltende
Zinstief und eine Ausweitung des laufenden Wertpapieraufkaufprogramms der EZB im kommenden Jahr. Auch wenn das
Wachstum trotzdem nur begrenzt sein wird, da die Kapazitätsauslastung in der heimischen Wirtschaft klar unter
dem langjährigen Durchschnitt liegt. Andererseits wird der Konsum 2016 positive Impulse setzen können.
Die Steuerreform bringt einen spürbaren Reallohnzuwachs von durchschnittlich 2 Prozent und vor allem geringere
Einkommensschichten mit höherer Konsumquote werden profitieren. „2016 wird die österreichische Wirtschaft
von einer anziehenden Binnenkonjunktur angetrieben und zusätzlich Impulse durch die anhaltende Erholung in
Europa erhalten. Die Konjunkturschwäche einiger Schwellenländer wird die robuste Aufwärtsentwicklung
in Europa nach meiner Einschätzung voraussichtlich nicht in Gefahr bringen, zumal solide Daten aus China die
Annahme einer weichen Landung der chinesischen Wirtschaft untermauern“, so Bruckbauer. Die Nachfrage nach ´Made
in Austria` wird 2016 daher stärker als im laufenden Jahr zunehmen und zur Belebung der österreichischen
Wirtschaft beitragen. Mit der anziehenden Binnenkonjunktur wird sich auch die Importnachfrage kräftiger erhöhen,
so dass die Nettoexporte kaum direkt zum BIP-Anstieg in Österreich beitragen werden.
Inflation steigt nach Jahreswechsel 2015/2016 moderat an
Dank der tiefen Rohstoffpreise bleibt die Inflation in den verbleibenden Monaten des Jahres 2015 niedrig. Nach
durchschnittlich 0,9 Prozent in den ersten zehn Monaten erwarten die Ökonomen der Bank Austria für das
Gesamtjahr eine Teuerung von maximal 1,0 Prozent. 2016 wird die Inflation in Österreich im Jahresdurchschnitt
vor allem aus drei Gründen auf 1,6 Prozent ansteigen: Erstens wird im Zuge der Steuerreform unter anderem
die Anhebung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von 10 auf 13 Prozent für ausgewählte Umsätze
für einen geringen erhöhenden Effekt sorgen. Zweitens ist mit dem leichten Anziehen der Binnenkonjunktur
nachfrageseitig etwas Druck auf die Preise zu erwarten und drittens werden die Rohstoffpreise, wenn auch keine
kräftige Aufwärtstendenz in Sicht ist, im kommenden Jahr zumindest nicht mehr eine so stark dämpfende
Wirkung auf die Inflation ausüben können, wie im laufenden Jahr. „Während das Wirtschaftswachstum
in Österreich mit 1,5 Prozent 2016 zum dritten Mal hintereinander etwas geringer als im Euroraum ausfallen
wird, wird die Inflationsrate nun bereits das achte Jahr in Folge über dem europäischen Vergleichswert
zu liegen kommen“, so Bruckbauer zusammenfassend.
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