Das Stift Klosterneuburg ist ein Ort christlichen Glaubens und zwischenmenschlicher Begegnung.
Es ist auch ein Ort gelebter Tradition, an dem religiöses und weltliches Kulturerbe von Generation zu Generation
weitergegeben wird.
Klosterneuburg (ludwig) - An kaum einem anderen Ort sind sakrale, künstlerische und politische Bedeutung
derart eng miteinander verwoben wie im Stift Klosterneuburg. Kaum ein anderes Objekt weist einen derartigen materiellen
und ideellen Wert auf, wie die heilige Krone des Landes, der Österreichische Erzherzogshut, der seit 1616
immer in unmittelbarer Nähe zu den Reliquien des Landesheiligen Leopold aufbewahrt werden soll. „2016 widmet
sich die Jahresausstellung des Stiftes diesem Ereignis, da es sich zum 400. Mal jährt und sowohl für
unser Haus, als auch für Österreich ein bedeutendes Jubiläum darstellt“, so Stiftskustos Dr. Nicolaus
Buhlmann.
Aber nicht nur dem Österreichischen Erzherzogshut ist 2016 eine große Ausstellung gewidmet, sondern
auch der christlichen Kunst aus Bulgarien. „Einem Land, mit dem das Stift seit Jahren in kulturellem Austausch
steht und dessen Kultur wir Ihnen näher bringen möchten“, so Abtprimas Propst Bernhard Backovsky, „daher
werden ausgewählte Schätze aus dem Archäologischen Nationalmuseum Sofia 2016 im Stift zu sehen sein“.
„Der 14. November 2015 war für die Augustiner-Chorherren ein besondere Tag, es war der 70. Jahrestag der Rückkehr
in das Stift Klosterneuburg, nach der 1941 erfolgten Vertreibung der durch die Reichsfinanzverwaltung, dafür
sind wir dankbar“, betonte Abtprimas Propst Bernhard Backovsky, „mögen solche Zeiten nie wieder kommen“.
„Dieser Leopoldi ist ein besonderer Jubiläumsfeiertag, da es vor 70 Jahren erstmals wieder möglich war
den Landesfeiertag abzuhalten“, so der NÖ Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, „in Zeiten wie diesen sollte
man sich an solche historischen Daten besonders erinnern“. Das Stift ist nicht nur ein bedeutender Kulturtouristischer
Faktor Niederösterreichs – rund 100.00 Besucher pro Jahr – sondern es ist vor allem auch ein Symbol unserer
christlichen Werte, zu denen wir stehen sollten. Daher galt und gilt es das Stift auch in seiner baulichen Substanz
für die nächsten Generationen zu erhalten, für das sich das Land Niederösterreich seit Jahren
besonders einsetzt. Aber auch die kommende Jahresausstellung des Stiftes Klosterneuburg, „400 Jahre Österreichischer
Erzherzogshut“, wird vom Kulturland Niederösterreich finanziell unterstützt, um so die Geschichte unseres
Landes von Generation zu Generation weiter zu geben.
Renovierungsarbeiten gehen weiter
Renovierungsarbeiten sind ein fixer Bestandteil im Stift und seinen 28 Pfarren. „Die Erhaltung der kulturhistorisch
bedeutenden Bauwerke hat im Stift einen großen Stellenwert“, so Dir. Mag. Andreas Gahleitner. Im kommenden
Jahr wird ein statisches und konservatorisches Sanierungskonzept für die Stiftsmauer entlang der Wienerstraße,
die ehemalige Stadtmauer im Teichgarten, die Stützmauer in der Hundskehle, sowie für die „Alte Pfalz“
Mauer erstellt.
Soziales Engagement
Das soziale Engagement des Stiftes Klosterneuburg hat eine mehr als 900 Jahre währende Tradition. Markgraf
Leopold III., der das Stift 1114 begründete, wurde nicht zuletzt dafür heiliggesprochen, dass er für
die Schwachen und Hilfsbedürftigen eintrat. Dem Stift hat er den Auftrag zum sozialen Handeln als eines seiner
Vermächtnisse hinterlassen. „Es ist aber nicht nur dieses Vermächtnis, das uns antreibt, sondern der
eigene Wunsch, das Bedürfnis, jenen Menschen unter uns zu helfen, die unsere Hilfe so dringend brauchen“,
so Dir. Mag. Andreas Gahleitner, “daher gab sich das Stift im Jahr 2000 ein Sozialstatut, um damit die uralte Tradition
seines sozialen Engagements zu manifestieren: Mindestens 10% des Ertrages der Wirtschaftsbetriebe sollen für
soziale Aufgaben aufgewendet werden, tatsächlich sind es aber wesentlich höhere Summen, in Österreich
und weltweit, die wir jährlich einsetzen.
Mit dem Verein „Ein Zuhause für Straßenkinder“ unterstützt das Stift seit dem Jahr 2000 die „Concordia
Sozialprojekte“ in Rumänien, Bulgarien und der Republik Moldau. Kommendes Jahr feiern die Concordia Sozialprojekte
ihr 25-jähriges Jubiläum. Gemeinsam mit dem Stift wird es etliche Veranstaltungen und auch einen eigenen
Jubiläumswein geben.
Seit November 2014 sind in der Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg bis zu 300 Asylwerber untergebracht. Flüchtlinge,
die auf der Suche nach einer sicheren und lebenswerten Zukunft, sowie auf die Hilfsbereitschaft der Mitmenschen
angewiesen sind. 2015 hat das Stift Klosterneuburg Teile des ehemaligen Kasernenareals gekauft und sich intensiv
um eine Möglichkeit für den Verbleib der Flüchtlinge bemüht. Aktuell nutzt das Innenministerium
die Kaserne bis auf weiteres unentgeltlich .
Sortenreiner Apfelsecco – ohne Alkohol
Zu Leopoldi wird ein neues Produkt des Stiftsweingutes, ein alkoholfreier Apfelsecco, präsentiert. Oft
stehen Gastgeber oder Gastronomen ohne Alternativen da, wenn sie ihren Gästen eine geschmackvolle, alkoholfreie
Möglichkeit zu einem schönen Glas Sekt anbieten möchten. Für diese Anlässe bietet das
Stift Klosterneuburg seit 2015 mit dem Apfelsecco eine köstliche Alternative an. Das Grundprodukt ist ein
Apfelsaft der Sorte Jonagold, mit dem das Stift Klosterneuburg heuer auch schon eine Goldmedaille bei der österreichischen
Obstsaft-Prämierung „Goldene Birne“ gewonnen hat. Ein besonders knackiger und saftiger Apfel, perfekt geeignet
für diesen sprudelnden Aperitif, der in unserer Stiftsvinothek und in der Gastronomie erhältlich ist.
400 Jahre Landeskrone Österreich (5. März – 15. November 2016)
Der Österreichische Erzherzogshut in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg feiert 2016 sein 400-jähriges
Jubiläum. 1616 übergab Erzherzog Maximilian III. den Hut dem Stift – als heilige Krone des Landes sollte
er immer in unmittelbarer Nähe zu den Reliquien des Landesheiligen Leopold aufbewahrt werden – und wird es
bis zum heutigen Tage.
Nur zur Amtseinführung eines neuen Erzherzogs durfte der Hut zur Erbhuldigung nach Wien gebracht werden. Diese
Zeremonie, bei der sich barocke Repräsentation von ihrer prächtigsten Seite zeigte, wurde zehn Mal abgehalten
– das letzte Mal 1835 für Kaiser Ferdinand I. Seinen letzten offiziellen Auftritt hatte der Hut 1989 beim
Begräbnis von Zita, der letzten Kaiserin von Österreich.
Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte und Bedeutung des Hutes. Vorgestellt werden die Person des Stifters
Maximilian III., Großmeister des Deutschen Ritterordens und Regent von Tirol und des Landesheiligen Leopold,
des himmlischen Schutzherrn der Stiftung.
Glanz des Ostens – Christliche Kunst aus Bulgarien (1. Mai – 31. Juli 2016)
Die Ausstellung zeigt an Hand von 100 Exponaten aus dem Besitz des Archäologischen Nationalmuseums Sofia
die Entwicklung des Christentums und der christlichen Kunst in Bulgarien vom 4. bis zum 17. Jahrhundert.
Am Beginn stehen Zeugnisse des frühen Christentums vom 4. bis zum 6. Jahrhundert. Die langsame Christianisierung
des zunächst heidnischen, 681 begründeten slawischen bulgarischen Staates dokumentieren Objekte, in denen
sich beide Traditionen mischen, etwa ein Ziegel mit einer schamanistischen Darstellung oder ein mit Runen verzierter
goldener Ring. Das bulgarische Königreich vom 9. bis 14. Jahrhundert ist vor allem durch Objekte aus der alten
Hauptstadt Veliki Preslav präsent, die eine Zeit lang selbst mit Byzanz in Konkurrenz treten konnte. Am Ende
stehen Zeugnisse der christlichen Kultur unter der Herrschaft der Osmanen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert.
Unter den Exponaten finden sich zahlreiche Goldschmiedearbeiten, liturgisches Gerät, architektonische Fragmente
und nicht zuletzt einige der bedeutendsten Ikonen Bulgariens.
70. Jahrestag der Rückkehr
Das Stift Klosterneuburg wurde durch die Vertreibung der Augustiner-Chorherren 1941 und den Einzug des gesamten
Vermögens durch die Reichsfinanzverwaltung 1942 aufgelöst und hatte damit de facto aufgehört zu
existieren. Das Stiftsgebäude sollte unmittelbar nach der Vertreibung der Chorherren zu einer Erziehungsanstalt
der NSDAP umgestaltet werden. Da sich aber die Räumlichkeiten als ungeeignet erwiesen, wurde eine Abteilung
des Kunsthistorischen Museums eingerichtet. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass vom Kunstbesitz des Stiftes
fast nichts verschleppt und sogar einiges restauriert wurde.
Am 30. April 1945 konnte die Verwaltung des Hauses wieder in die Hände von Propst Alipius Linda gelegt werden,
der seit dem 12. Juni 1941 in Hietzing lebte. Der Sommer 1945 war ausgefüllt mit Aufbauarbeiten im Stift.
Am 8. Juni wurde die Stiftsbibliothek, die seit 31. Mai 1943 der Nationalbibliothek im Rang einer Studienbibliothek
einverleibt war, dem Stift zurückgegeben.
Am 14. Juni 1945 wurde das Stiftsarchiv vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien und dem Archiv der Stadt Wien,
zwischen denen es im September 1943 aufgeteilt worden war, wieder dem Stift übergeben. Ab September erfolgte
die Rückgabe der stiftlichen Reviere durch die niederösterreichische Landesregierung, während die
Stadt Wien die ihr einverleibten Forstflächen erst im Juli 1947 an das Stift zurückgab.
Am 14. November 1945 fand die offizielle Rückkehr des Stiftskapitels statt. Nach einem Festkapitel im Gobelinsaal
zogen die Chorherren in die Basilika zur Vesper und nahmen sie so in feierlicher Form wieder in ihren Besitz. Nach
der Vesper wurde der Hauschor wieder eingeweiht und die Klausur errichtet.
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