Neue Präventionsprojekte des BMFJ starten – Projekt von „Safer Internet“ zu Glorifizierung
von Essstörungen in den sozialen Medien
Wien (bmfj) - „Rund 7.500 junge Österreicherinnen und Österreicher unter 20 Jahren leiden an einer
Essstörung. 90 bis 97% der Betroffenen sind Mädchen. Das lässt mich als Familien- und Jugendministerin
nicht kalt. Wir als BMFJ werden deswegen neue Präventionsprojekte starten, Aufklären und Informieren“,
so Sophie Karmasin. In letzter Zeit sei noch dazu ein bedenklicher Trend zu erkennen: Jugendliche glorifizierten
ihre Essstörungen in den sozialen Medien (Pro Ana/Pro Mia) und geraten dabei oft in eine gefährliche
Spirale.
Eine Studie zeige, dass nur 42% der unter 15jährigen Österreicherinnen und Österreich zufrieden
mit ihrem Körpergewicht seien. Mädchen seien besonders unzufrieden mit ihrem Gewicht. „Es gibt zahlreiche
Risikofaktoren die zu Essstörungen führen. Etwa mangelndes Selbstwertgefühl, wenig Anerkennung oder
starre Geschlechterrollen. Es ist oft also auch ein ‚Hunger nach Anerkennung‘ der junge Menschen in eine Magersucht
treibt“, so die Familienministerin, die die aktuellen Zahlen als Grundlage für neue Präventionsprojekte
nimmt.
So startet das BMFJ im Jänner 2016 die Workshopreihe „body.talks“ bei der die Körperwahrnehmung und Ernährung
im Zusammenhang mit digitalen Medien mit Jugendlichen thematisiert werden. Es ginge um das Erkennen von vertrauenswürdigen
Quellen und die Diskussion über Diäthilfen im Netz und über Körperkult von Stars und in der
Werbung. Zudem werde das Familien- und Jugendministerium seine bestehenden Beratungsangebote für Eltern und
Jugendliche zum Thema Esstörungen, auf Plattformen wie http://www.digi4family.at
und http://www.eltern-bildung.at, ausgebaut und stärker
beworben werden.
„Es geht beim Thema Esstörungen vor allem um mehr Information und Aufklärung sowie um Beratung. Wir müssen
an die Jugendlichen heran und mit ihnen über dieses schwierige Thema sprechen und wir müssen die Eltern
sensibilisieren, wie sie auf ungewöhnliches Verhalten ihrer Kinder reagieren“, so die Jugendministerin.
Hinzu kommt ein gefährlicher neuer Trend bei Jugendlichen mit Essstörungen, den Medienforscher Jochen
Tschunko für Safer Internet in den letzten Wochen unter die Lupe genommen hat. Es gehe um die Glorifizierung
von pathologischem Essverhalten. Unter dem Titel „Pro-Ana/-Mia“ (als Begriffsableitungen von Anorexia Nervosa (Magersucht)
und Bulimia Nervosa (Ess-Brechsucht)) tauschen sich Betroffene in sozialen Medien über ihre Essstörung
aus und geben sich gegenseitig Tipps wie man noch mehr Gewicht verlieren könne. Ana werde so zu einem personifizierten
Idealbild für Menschen mit Essstörung und werde zu einer digitalen Freundin der Betroffenen, die oft
im realen Leben keine Freunde hätten.
„Ich halte diesen neuen Kult um Essstörungen für extrem gefährlich. Ana und Mia sind keine Freundinnen,
sie sind eine Krankheit. So klar müssen wir das unseren Jugendlichen vermitteln und die Eltern sensibilisieren,
dass sie auffälliges Verhalten ihrer Kinder, in den sozialen Medien wie im realen Leben, erkennen und richtig
darauf reagieren“, so Karmasin abschließend.
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