Karmasin: „7.500 Jugendliche in Österreich leiden
 unter Essstörungen. Wir müssen etwas tun!“

 

erstellt am
13. 11. 15
11:00 MEZ

Neue Präventionsprojekte des BMFJ starten – Projekt von „Safer Internet“ zu Glorifizierung von Essstörungen in den sozialen Medien
Wien (bmfj) - „Rund 7.500 junge Österreicherinnen und Österreicher unter 20 Jahren leiden an einer Essstörung. 90 bis 97% der Betroffenen sind Mädchen. Das lässt mich als Familien- und Jugendministerin nicht kalt. Wir als BMFJ werden deswegen neue Präventionsprojekte starten, Aufklären und Informieren“, so Sophie Karmasin. In letzter Zeit sei noch dazu ein bedenklicher Trend zu erkennen: Jugendliche glorifizierten ihre Essstörungen in den sozialen Medien (Pro Ana/Pro Mia) und geraten dabei oft in eine gefährliche Spirale.

Eine Studie zeige, dass nur 42% der unter 15jährigen Österreicherinnen und Österreich zufrieden mit ihrem Körpergewicht seien. Mädchen seien besonders unzufrieden mit ihrem Gewicht. „Es gibt zahlreiche Risikofaktoren die zu Essstörungen führen. Etwa mangelndes Selbstwertgefühl, wenig Anerkennung oder starre Geschlechterrollen. Es ist oft also auch ein ‚Hunger nach Anerkennung‘ der junge Menschen in eine Magersucht treibt“, so die Familienministerin, die die aktuellen Zahlen als Grundlage für neue Präventionsprojekte nimmt.

So startet das BMFJ im Jänner 2016 die Workshopreihe „body.talks“ bei der die Körperwahrnehmung und Ernährung im Zusammenhang mit digitalen Medien mit Jugendlichen thematisiert werden. Es ginge um das Erkennen von vertrauenswürdigen Quellen und die Diskussion über Diäthilfen im Netz und über Körperkult von Stars und in der Werbung. Zudem werde das Familien- und Jugendministerium seine bestehenden Beratungsangebote für Eltern und Jugendliche zum Thema Esstörungen, auf Plattformen wie http://www.digi4family.at und http://www.eltern-bildung.at, ausgebaut und stärker beworben werden.

„Es geht beim Thema Esstörungen vor allem um mehr Information und Aufklärung sowie um Beratung. Wir müssen an die Jugendlichen heran und mit ihnen über dieses schwierige Thema sprechen und wir müssen die Eltern sensibilisieren, wie sie auf ungewöhnliches Verhalten ihrer Kinder reagieren“, so die Jugendministerin.

Hinzu kommt ein gefährlicher neuer Trend bei Jugendlichen mit Essstörungen, den Medienforscher Jochen Tschunko für Safer Internet in den letzten Wochen unter die Lupe genommen hat. Es gehe um die Glorifizierung von pathologischem Essverhalten. Unter dem Titel „Pro-Ana/-Mia“ (als Begriffsableitungen von Anorexia Nervosa (Magersucht) und Bulimia Nervosa (Ess-Brechsucht)) tauschen sich Betroffene in sozialen Medien über ihre Essstörung aus und geben sich gegenseitig Tipps wie man noch mehr Gewicht verlieren könne. Ana werde so zu einem personifizierten Idealbild für Menschen mit Essstörung und werde zu einer digitalen Freundin der Betroffenen, die oft im realen Leben keine Freunde hätten.

„Ich halte diesen neuen Kult um Essstörungen für extrem gefährlich. Ana und Mia sind keine Freundinnen, sie sind eine Krankheit. So klar müssen wir das unseren Jugendlichen vermitteln und die Eltern sensibilisieren, dass sie auffälliges Verhalten ihrer Kinder, in den sozialen Medien wie im realen Leben, erkennen und richtig darauf reagieren“, so Karmasin abschließend.

 

 

 

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