Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom November 2015
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2015 auf einen moderaten Wachstumskurs eingeschwenkt.
Das Wachstum beschleunigte sich auf rund +0,3 % im zweiten und dritten Quartal 2015 (zum Vorquartal). Die konjunkturelle
Dynamik wird sich über den Jahreswechsel hinaus weiter festigen. Dazu tragen maßgeblich zwei Sondereffekte
bei: Erstens führt die im März 2015 beschlossene Steuerreform im kommenden Jahr zu einer spürbaren
Lohn- und Einkommensteuerentlastung und damit zu einer Zunahme des verfügbaren Haushaltseinkommens der privaten
Haushalte. Zweitens stützen die Ausgaben der öffentlichen Hand für die Versorgung der Flüchtlinge
das BIP-Wachstum. Der OeNB-Konjunkturindikator vom November erwartet daher für das vierte Quartal 2015 und
das erste Quartal 2016 ein Wachstum des realen BIP von +0,4 % bzw. +0,5 % (saison- und arbeitstägig bereinigt,
Trend-Konjunktur-Komponente, gegenüber dem Vorquartal).
Die zuletzt nachlassende Wachstumsdynamik der Schwellenländer – vor allem Chinas – hat bislang keine Auswirkungen
auf Europa gezeigt; die Konjunkturerholung im Euroraum ist gegenwärtig breit abgestützt. Im zweiten Quartal
verzeichneten alle Länder des Euroraums (mit Ausnahme von Luxemburg) ein positives Wachstum. Weiters stützen
die niedrigen Energiepreise auch über den Jahreswechsel hinaus die Konjunktur. In weiterer Folge, trägt
das Extended Asset Purchase Programm des Eurosystems zur weiteren wirtschaftlichen Erholung des Euroraums bei.
Das Wirtschaftswachstum in Österreich hat sich im Sog der Euroraumkonjunktur gefestigt. Mit +0,3 % im dritten
Quartal liegt das Wachstum nur geringfügig unter dem langfristigen Durchschnittswert von knapp +0,4 % (qoq).
Das Wachstum der Exporte lag mit +1,4 % im dritten Quartal über dem langjährigen Durchschnitt (+1,0 %)
und bestätigt die positive Einschätzung des OeNB-Exportindikators vom Oktober. Auch die Bruttoanlageinvestitionen
tragen seit Jahresbeginn wieder zum Wachstum bei. Positiv ist insbesondere die Dynamik im Bereich der Maschinen
und Ausrüstungen. Die Wohnbauinvestitionen entwickelten sich im dritten Quartal hingegen noch rückläufig.
Der Trend der letzten Quartale deutet jedoch auf ein baldiges Ende des Schrumpfungsprozesses hin. Die Kreditvergabe
an Unternehmen hat sich in den letzten Monaten beschleunigt.
Nicht in Schwung kam im bisherigen Jahresverlauf die Industrieproduktion und trübt somit noch das Konjunkturbild.
Auch die Kapazitätsauslastung ging zuletzt zurück. Dem entgegen steht die derzeit gute und sich weiter
verbessernde Auftragslage der heimischen Unternehmen. Nachfrageseitig wird die österreichische Konjunktur
seit 2012 vor allem durch die Entwicklung des privaten Konsums gebremst. Dahinter verbergen sich einerseits eine
ungünstige Entwicklung der realen Haushaltseinkommen und andererseits ein ausgeprägtes Vertrauensproblem.
In Summe ergibt sich jedoch eine moderat positive konjunkturelle Grunddynamik, die auch über den Jahreswechsel
hinaus fortbestehen wird.
Zwei Sondereffekte werden in den kommenden Quartalen zu einer weiteren Belebung führen: Die im März 2015
beschlossene Steuerreform tritt mit 1.1.2016 in Kraft. Die expansiven Maßnahmen beinhalten insbesondere eine
Lohn- bzw. Einkommensteuer senkung, die zu einer Erhöhung des verfügbaren Einkommens der Haushalte
und damit zu einer Belebung des privaten Konsums führen wird. Die OeNB erwartet hiervon für das erste
Quartal 2016 einen positiven Wachstumseffekt von +0,1 Prozentpunkten. Die Ausgaben für die Versorgung der
Flüchtlinge wirken in der kurzen Frist ebenfalls konjunkturstimulierend. Die OeNB geht für das vierte
Quartal 2015 und das erste Quartal 2016 diesbezüglich von einem Wachstumseffekt von jeweils +0,1 Prozentpunkten
aus.
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