'Hommes des Lettres' mit Verdienstzeichen des Landes Wien vergoldet
Wien (rk) - Kulturstadtradt Andreas Mailath-Pokorny zeichnete am 11.11. den Autor und Verleger des Hanser-und
Zsolnay-Verlages Michael Krüger mit dem Verdienstzeichen des Landes Wien aus: „Wir haben Michael Krüger
für das zu danken, was er für die deutschsprachige, vor allem die österreichische Literatur und
das Verlagswesen in der Stadt getan hat. Er verkörpert das Idealbild eines Verlegers, eines 'Homme des Lettres',
der sein Leben als Vertreter der auch heute noch gefährdeten Aufklärung, dem geschriebenen Wort widmete.
Er ist sprachgewandt, empathisch, visionär – und dabei auch als Autor selbst ein Sprachvirtuose. Sein Wirken
macht ihn zu einem großen Förderer heimischer Literatur, dem es gelungen ist, Grenzen in den Köpfen
aufzuheben“, so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seiner Eröffnungsrede.
Laudator Armin Turnher dankte dem Verleger Michael Krüger auf sehr persönliche Weise: „Mein Buch, so
wie tausende Bücher andere, gäbe es ohne Michael Krüger nicht. Schließe ich von mir auf andere,
dann bestand Krügers Tätigkeit als Verleger unter anderem und im Vornehmsten darin, Autorinnen und Autoren
zu inspirieren. Er hauchte ihnen ein, dass sie es tun müssen. ‚Du musst schreiben‘: Diese Worte habe nicht
nur ich gehört, sondern viele meiner Kolleginnen und Kollegen. Sein verlegerisches Verdienst liegt vor allem
darin, mit dem österreichischen Zsolnay und Deuticke-Verlag und dem schweizerischen Nagel & Kimche-Verlag
ohne den Gestus kultureller Zwangsbeglückung autonome Töchterverlage in Österreich und der Schweiz
in das Hanser-Reich integriert zu haben. Dabei ist ihm der Balanceakt gelungen, weder die Literatur ans Geschäft
zu verraten, noch das Geschäft als Grundlage des Literaturbetriebs vernachlässigt zu haben. Man spricht
nach dem Tod des Suhrkamp-Eigentümers Siegfried Unseld nicht umsonst von Michael Krüger als der letzten
bedeutenden Verlegerpersönlichkeit im deutschsprachigen Raum“, so Turnherr in seiner Laudatio.
Michael Krüger bedankte sich für die Auszeichnung mit Anekdoten und Gedanken aus seinem bewegten Leben,
die, ob der zahlreichen prominenten AutorInnen, die darin Erwähnung fanden, nahezu literaturhistorische Elemente
in sich bargen: „Die Österreichische Literatur begleitet mich mein ganzes Leben. Ich erinnere mich an eine
Begegnung mit Elias Canetti, den ich in London auf dem Trafalgar Square traf, wo gerade eine Beatles-Premiere stattfand
und Canetti, der große Massenspezialist begeistert war, hier die Massenphänomene sozusagen vor Augen
zu haben, die er in seinem großen Buch beschrieben hat. Ein Werk übrigens, das wir heute, wo wir wieder
mit Fluchtmassen zu tun haben, viel mehr konsultieren sollten. Ich danke für die Auszeichnung und werde der
österreichischen Literatur weiterhin verbunden bleiben!“, so Michael Krüger in seinen Dankesworten.
Biografie
Michael Krüger wurde 1943 in Wittgendorf, Kreis Zeitz, geboren. Er wuchs in Berlin auf. Nach seinem Abitur
1961 absolvierte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Herbig-Verlag und als Buchdrucker. Daneben studierte
er Philosophie an der Freien Universität Berlin. Von 1962 bis 1965 arbeitete er als Buchhändler bei Harrods
in London.
1968 nahm er beim Münchner Carl Hanser Verlag eine Tätigkeit als Lektor auf. Seit 1995 war Krüger
auch geschäftsführender Gesellschafter des Hanser-Verlags. In dieser Funktion hat er das erfolgreiche
Repertoire wesentlich mit aufgebaut und dabei mit deutschen und ausländischen Autoren etliche Bestseller-Erfolge
wie Ecos "Der Name der Rose" oder Jostein Gaarders "Sophies Welt" gelandet. Auch der Wiener
Zsolnay-Verlag wurde im Februar 1996 von Hanser mit der Absicht, an die große literarische Tradition des
Hauses in den Anfangsjahren anzuschließen, erworben. Unter der Leitung Michael Krügers wurde der Zsolnay-Verlag
weiterhin als Brennpunkt des Österreichischen Literaturschaffens geführt.
Michael Krüger machte auch als Autor auf sich aufmerksam. 1972 begann er mit dem Schreiben von Gedichten,
die 1976 im Band "Reginapoly" veröffentlicht wurden. In rascher Folge kamen weitere Gedichtbände
hinzu, wie 1978 "Diderots Katze", ein Jahr später "Nekrologe" oder die 1982 entstandenen
"Wiederholungen", in denen der Autor den Versuch unternommen hatte, die Momente des Tages in literarische
Formen zu bannen. Mitunter, so 1981 in "Lidas Taschenmuseum", versah Krüger seine Anthologien auch
mit eigenen Zeichnungen. 1986 erhielt er für den Band "Die Dronte" den Peter-Huchel-Preis.
1984 stellte Krüger mit "Was tun? Eine altmodische Geschichte" seinen ersten Erzählband vor.
Es folgten u. a. 1990 "Das Ende des Romans" und 1993 der mit dem "Prix Medicis 1996" ausgezeichneten
Roman "Himmelfarb".
Krügers Bücher wurden in 15 Sprachen übersetzt.
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