Den Opfern Namen und Gesicht geben

 

erstellt am
10. 11. 15
11:00 MEZ

Grazer Holocaust-Zentrum feierlich eröffnet
Graz (stadt) - Am 09.11., dem 77. Jahrestag des Pogroms des Jahres 1938, eröffnete die israelitische Kultusgemeinde das "Haus der Namen" – das erste Holocaust- und Toleranzzentrum in der Steiermark. In einer beeindruckenden Ausstellung im Untergeschoß der Synagoge wird darin der Leidensweg der Grazer JüdInnen zwischen 1938 und 1945 sichtbar gemacht. Den richtigen Ton für den Abend trafen Timna Brauer und Elias Meiri mit ihren Klezmer- und Jazzklängen.

Zur Eröffnung waren neben Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl auch rund 150 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Medien und Gesellschaft, Religion und Wissenschaft gekommen.

Unter den Gästen befanden sich unter anderem Landesrat Christian Buchmann, die Grazer Stadträtinnen Mario Eustacchio, Lisa Rücker und Elke Kahr, die Landtagspräsidentin Bettina Vollath, der Chefredakteur der Kronenzeitung Christoph Biro sowie Superintendent Hermann Miklas, Bischofsvikar Heinrich Schnuderl und Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz.

"Den Opfern einen Namen geben"
"Im November 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt und der größte industrialisierte Raubmord gegen Menschen in Gang gesetzt", erinnert die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde Dr. Ruth Kaufmann an den Pogrom und betonte gleichzeitig die Notwendigkeit, den Blick nach vorne zu richten: "Durch die Namen geben wir den Opfern eine Stimme, und wir wollen damit verhindern, dass wir künftigen Generationen ein solches Schicksal ersparen."

"Die richtigen Lehren daraus ziehen"
Klare Worte zum Holocaust fand Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer: "Die Geschehnisse der NS-Zeit gehören zu den dunkelsten Stunden Österreichs und damals wurden auch viele Steirerinnen und Steirer - viel zu viele - zu Tätern und Zuschauern. Das Mindeste, das wir heute tun können, ist, die richtigen Lehren daraus zu ziehen."
Welche diese sind, umriss der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl: "Wir müssen uns ehrlich um die Integration von Migrantinnen bemühen, wir sind die Stadt der Menschenrechte und haben dafür wichtige Institituionen wie das Friedensbüro und das Europäische Trainingszentrum für Menschenrechte. Und wir müssen im Dialog mit den Religionen bleiben."

Das "Haus der Namen" spannt einen weiten Bogen entlang der Geschichte zweier jüdischer Kinder, Adele und Bertl. Die Ausstellung spiegelt das jüdische Leben in Graz vor 1938, sie dokumentiert die Zerstörung der Synagoge und die Judenverfolgung, die Ghettoisierung und den Holocaust. Ein einziger kleiner Kieselstein - ein Gedenkstein an die ermordete Adele - weist aber auch den Weg in die Zukunft, denn das Haus versteht sich auch als Zentrum der Toleranz, das seine Türen für Interessierte weit aufmacht.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.ikv-graz.at/deutsch/haus-der-namen/

 

 

 

 

 

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