Innsrbuck (universität) - Mit ihrem Vorhaben, eine post-säkulare Konflikttheorie
zu entwickeln, war die Soziologin Kristina Stoeckl beim Europäischen Forschungsrat (ERC) erfolgreich. Das
Projekt untersucht am Beispiel der Russisch-Orthodoxen Kirche, welche Allianzen konservative Akteure zur Verteidigung
„traditioneller Wertvorstellungen“ eingehen. Für ihr Vorhaben erhält die Forscherin bis zu 1,4 Millionen
Euro.
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) unterstützt Pionierforschung von herausragenden
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Mit den ERC Starting Grants werden erfolgreiche junge Forscherinnen
und Forscher mit hoch dotierten Projektbudgets ausgestattet.
Verteidigung „traditioneller Werte“
Gesellschaftspolitische Fragen wie die Gleichstellung der Geschlechter, Fortpflanzungsmedizin und Abtreibung führen
weltweit zu Konflikten in Gesellschaften. Sie werden zivilgesellschaftlich und politisch breit diskutiert, auch
in internationalen Institutionen wie im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, und beschäftigen supranationale
Gerichte, etwa den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. „Im nun geförderten Projekt will
ich mit meinem Team diese neuen Konfliktlinien analysieren und mir Argumente, Strategien und politischen Agenden,
die konservative Kreise in Abgrenzung von liberalen Tendenzen ins Feld führen, genauer ansehen“, erläutert
Kristina Stoeckl.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Russisch-Orthodoxen Kirche, mit deren Einfluss sich Kristina Stoeckl bereits
in ihrem Buch The Russian Orthodox Church and Human Rights (2014) beschäftigt hat. „Zwar wird das Naheverhältnis
zwischen dem Russisch-Orthodoxen Patriarchen und Präsident Putin medial immer wieder beleuchtet, die eigenständige
Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche auf der internationalen Bühne ist bisher auf wissenschaftlicher Ebene
allerdings wenig untersucht und vor allem noch kaum theoretisch reflektiert worden“, erklärt die Soziologin.
Mit ihrem Projekt will die gebürtige Salzburgerin das nun ändern und eine post-säkulare Konflikttheorie
entwickeln. In den nächsten sechs Jahren wird die Forscherin – zusammen mit einem Team an Doktoranden und
Post-Doktoranden – an der Umsetzung arbeiten. Neben der Publikation der Forschungsergebnisse und der Einrichtung
einer eigenen Website sind internationale Konferenzen und Vortragsreihen geplant.
Zur Person
Mag. Dr. Kristina Stoeckl, MA (*1977 in Salzburg) ist seit Herbst 2015 wieder an der Universität Innsbruck
tätig. Neben dem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft (2001) war sie von 2007 bis 2009 als Koordinatorin
der Forschungsplattform Weltordnung-Religion-Gewalt bereits an der Universität Innsbruck. Ein MA-Studium in
„International Relations and European Studies“ an der Central European University in Budapest hat sie 2003 abgeschlossen.
Ihr Doktorat in Sozial- und Politikwissenschaften am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz folgte 2007,
danach ein Aufenthalt als Marie-Curie-Fellow an der Universität Rom Tor Vergata (2009–2012) und ein APART-Stipendium
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Universität
Wien und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (2012–2015). Für ihr nun vom ERC gefördertes
Vorhaben mit dem Kurztitel „Postsecular Conflicts“ erhielt sie im Sommer 2015 bereits einen mit 1,2 Millionen Euro
dotierten START-Preis des FWF.
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