„Kinder brauchen auch Männer – der Kindergarten als Arbeitsplatz für Frauen und Männer
– eine Herausforderung für Elementarpädagogik und Geschlechterpolitik.“
Raiding/Eisenstadt (blms) - „Kinder brauchen auch Männer – der Kindergarten als Arbeitsplatz für
Frauen und Männer“ – zu diesem Thema wurde am 20.11. auf Initiative von Landeshauptmann Hans Niessl im Lisztzentrum
in Raiding ein Symposium der Kindergarten- und HortpädagogInnen abgehalten. „Ich selbst habe 25 Jahre unterrichtet
- dabei auch erste Klassen. Aus dieser Erfahrung heraus empfinde ich größten Respekt und Anerkennung
für die Arbeit der KindergartenpädagogInnen, denn in den Kindergärten wird wertvolle Arbeit geleistet.
In den Kindergärten erhalten die künftigen ‚Taferlklassler‘ jene Kompetenzen, die sie dann in der Schule
brauchen. Daher sind auch die Kindergärten die erste und damit eine sehr wichtige Bildungsstätte. Eine
Bildungsstätte, in der nicht nur Wissen, sondern auch Werte, wie Solidarität und Menschlichkeit, Teamfähigkeit
und soziale Kompetenz vermittelt werden. Der Kindergarten hat daher auch eine sehr große Bedeutung für
die Persönlichkeitsentwicklung. Im Kindergarten wird ein ganz wichtiges Fundament für die Zukunft junger
Menschen geschaffen. Je besser die Kinder in vorschulischen Einrichtungen auf die Schule vorbereitet werden, umso
bessere Startbedingungen haben sie dann in der Schule. Daher sage ich auch ganz deutlich, dass wir die besten Rahmenbedingungen
für unsere Kindergärten benötigen“, so Landeshauptmann Hans Niessl, der seit dem Sommer für
das Kinderbetreuungswesen zuständig ist und damit für die Kontrolle der Einrichtungen, für die pädagogische
Aufsicht und für die Förderung von Neubauten bzw. Sanierungen verantwortlich zeichnet.
Vor wenigen Tagen, so Niessl weiter, wurde die mit Spannung erwartete Bildungsreform präsentiert. Die Ergebnisse,
denen ich grundsätzlich positiv gegenüberstehe, zeigen, dass das Burgenland bereits eine Modellregion
im Bereich der Bildung ist, denn vier bis fünf wichtige Punkte, die dabei erst beschlossen wurden, haben wir
im Burgenland bereits umgesetzt. Wir haben mit dem Landesschulrat eine gemeinsame Verwaltungsbehörde. Bei
den Modellregionen ist das Burgenland in einer Vorreiterfunktion. In den Bezirken Jennersdorf und Güssing
gibt es bereits keine AHS, sondern nur mehr die NMS. Wir haben bereits jetzt ein Objektivierungsverfahren, das
bis zu einem externen Assessment reicht. Praktisch gibt es bereits im Burgenland auch das verpflichtende zweite
Kindergartenjahr, denn 99,7% der Drei- bis Fünfjährigen im Land besuchen den Kindergarten. Bei der Betreuung
der 3 bis 5-Jährigen liegt das Burgenland damit bundesweit an erster Stelle, bei der Betreuung der 0- bis
2-Jährigen auf Platz 2. „Was mich bei der Bildungsreform besonders freut, ist die Tatsache, dass nun auch
die Bundesregierung festgeschrieben hat, dass der Kindergarten die erste, wichtige Bildungseinrichtung ist. Dieser
Tatsache sind wir uns im Burgenland schon lange bewusst. Sehr positiv finde ich – und das ist ein neuer Ansatz
– dass die Frühkindpädagogik gestärkt werden soll. Das Konzepte für die Elementarpädagogik
entwickelt werden, denn diese sind bis jetzt unterbewertet. Wir müssen neue, wissenschaftliche Erkenntnisse
in das Bildungskonzept der Kindergärten einbauen, denn das wichtigste - und das ist das große Ziel der
Bildungsreform - ist, dass die Qualität der Bildung weiter angehoben wird - vom Kindergarten, über die
mittleren und höheren Schulen bis hin zu den Hochschulen“, betonte der Landeshauptmann.
Die Investitionen in den Betreuungsausbau sind enorm, denn seit dem Jahr 2009 hat das Land Burgenland rund 25,8
Millionen Euro für die Kinderbetreuungsförderung aufgewendet. 1,4 Millionen Euro sind in den Bereich
Schulstartgeld geflossen. Bis zu 500 Euro im Jahr schießt das Land pro Kindergartenplatz zu. Die Unterstützung
pro Krippenkind fällt mit 1.000 Euro sogar doppelt so hoch aus. Hier hat das Land eine Vorbildfunktion, denn
andere Bundesländer fördern nur die Kindergartenplätze. Dadurch hat sich etwa die Anzahl der Kinder,
die eine Krippe besucht, seit dem Jahr 2000 von 193 auf 1.064 mehr als verfünffacht. Parallel dazu stieg auch
die Anzahl der KindergartenpädagogInnen, wo dadurch viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten.
Mit dem Kindergartenjahr 2015/16 gibt es für die sprachliche Frühförderung auch mehr Geld vom Bund.
677.000 Euro stehen dem Land bis zum Kindergartenjahr 2017/18 zur Verfügung. Die sprachliche Frühförderung
erfolgt dabei nicht - wie bisher - über externes Personal, sondern die neue Förderrichtlinie ermöglicht
in Gemeinden mit einer größeren Anzahl an Kindern mit einem sprachlichen Förderbedarf, zusätzliche
fix eingesetzte PädagogInnen dazu einzusetzen, wobei die Finanzierung zu 2/3 vom Bund, zu 1/6 vom Land und
zu 1/6 von der jeweiligen Gemeinde übernommen wird.
Weiters fördert das Land die Neubauten und die Sanierungsmaßnahmen mit 20% der anerkannten zweckmäßigen
Baukosten bzw. 30% bei gemeindeübergreifenden Kinderkrippen. Für einen 1-gruppigen Kindergarten können
somit etwa bis zu 110.000 Euro an Fördermittel ausgelöst werden. Auch der laufende Betrieb - Stichwort
Lohnkosten Personal, Sachkosten, kleinere Reparaturen - wird bei Kindergärten bis zu 60% der Gruppenkosten,
bei Krippen sind es sogar bis zu 80% vom Land gefördert. Bei gemeindeübergreifenden Einrichtungen sind
die Förderungen sogar noch höher. Das Land fördert auch IntegrationspädagogInnen für 311
Kinder und 32 mobile SonderkindergärtnerInnen von Caritas und Rettet das Kind. „Der Kindergarten ist die erste
und damit eine sehr wichtige Bildungsstätte. Hier bekommen Kinder das beste Rüstzeug für ihren künftigen
Weg. Die Arbeit der Kindergarten- und HortpädagogInnen ist daher sehr wichtig. Kinder brauchen aber vielleicht
auch Männer. Aktuell gibt es in den burgenländischen Kindergärten nur 3 männliche pädagogische
Fachkräfte sowie 5 männliche Kindergartenhelfer. Es wird angenommen, dass Kinder auch davon profitieren,
Männer in einer sorgenden und verantwortlichen Rolle zu sehen. Wir leben heute in einer Zeit der Veränderungen,
wo Kinder vieler Nationalitäten im Kindergarten untergebracht sind. Darauf zu reagieren und hier dementsprechend
zu agieren ist nicht einfach. Es ist zwar auch ein schwieriges Thema, mehr Männer als Pädagogen in den
Kindergarten zu bringen, es ist dies aber eine spannende und aus vielen Blickwinkeln interessante Aufgabe“, so
Niessl abschließend.
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