Mailath: "Überzeugende Verbindung von Alt und Neu mit einer klaren und urbanen Architektursprache"
Wien (rk) - Der Gewinner des internationalen Architekturwettbewerbs zur Neugestaltung des Wien Museums am
Karlsplatz steht fest. Aus 274 Einreichungen aus 26 Ländern hat die international besetzte Jury in der Sitzung
am 19. 11. den Entwurf des österreichischen Architektenteams Winkler + Ruck (Klagenfurt) und Ferdinand Certov
(Graz) zum Siegerprojekt gekürt. Im Zentrum des Entwurfs steht ein schwebender Baukörper, der den Haerdtlbau
als Fundament für Entwicklung neu in Szene setzt und das Museum zum Karlsplatz hin öffnet. "Es ist
ein ebenso naheliegender wie bestechender Gedanke: Die Erweiterung für das Museum kommt aufs Dach", heißt
es unter anderem in der Jurybegründung. Alle Einreichungen und Preisträger des Architekturwettbewerbs
für das WIEN MUSEUM NEU werden ab 26.11. in einer Ausstellung im Wien Museum Karlsplatz bei freiem Eintritt
präsentiert.
Für Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die Gewinner gemeinsam mit dem Juryvorsitzenden Emanuel Christ
und dem Direktor des Wien Museums Matti Bunzl am 20.11. präsentierte, ist das Siegerprojekt eine "überzeugende,
architektonische Lösung für den sensiblen, von historischen Gebäuden geprägten Ort. Der Entwurf
stellt eine beeindruckende Verbindung zwischen Alt und Neu her, indem er die denkmalgeschützte Substanz von
Oswald Haerdtl respektiert und dabei gleichzeitig mit einer klaren, urbanen und selbstbewussten Architektursprache
in die Zukunft weist."
„Das Siegerprojekt entspricht hervorragend den Ansprüchen des Wien Museums und ist eine sensible, aber deutliche
Aufwertung des Karlsplatzes. Mutig ist dieses Projekt deswegen, weil es sich dem Funktionalismus der Aufmerksamkeit
verweigllert, jedoch den Karlsplatz und das Wien Museum respektvoll weiterentwickelt“, so Christoph Chorherr, Planungssprecher
der Grünen.
"Die Idee ist einfach und einprägsam. Und überzeugend gelöst“, betonte Emanuel Christ, Christ
& Gantenbein Architects und Juryvorsitzender. In Einer zeitlichen Stapelung wird der denkmalgeschützte
Baukörper des Haerdtl-Gebäudes um eine 'lichte Stirn' ergänzt. Von dort aus, von der Terrasse des
Wien-Raums, die wie eine transparente Fuge zwischen Alt und Neu inszeniert ist, hat man einen Panoramablick über
den Karlsplatz und über weite Teile der Stadt. Als Besucher nimmt man unweigerlich eine Perspektive in der
Schwebe ein und kann auf alles, was man vom Wien Museum aus erblickt, zurückblicken. Das Wien Museum tritt
buchstäblich in einen offenen Dialog mit der Stadt. Eine so schöne, wie funktionell sinnvoll gestalterische
Geste.“
Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums erklärte zum Siegerentwurf: „Ich bin überglücklich über
diese Entscheidung. Das Projekt des Architektenteams Winkler, Ruck und Certov ergänzt das Museum auf wunderbare
Weise und setzt den Haerdtlbau neu in Szene. Mit der neuen Eingangsfront und dem zum Platz öffnenden Café
schafft es eine Architektur der Begegnung.“
Aus dem Statement der Jury
Der Entwurf von Winkler + Ruck mit Certov hat das große Potenzial, durch feinfühlige Detaillösungen
eine insgesamt selbstbewusste Haltung für das Wien Museum am Karlsplatz zu schaffen. Ein klassisch moderner
Pavillon mit geschlossener Fassade soll auf das Dach des in anderer Form klassisch modernen Haerdtl-Pavillons gesetzt
werden. Die Idee ist einfach und einprägsam – und in diesem Fall überzeugend gelöst. Nach Einschätzung
des Preisgerichts ist die Proportionierung gelungen gelöst und schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
Bestand und Neubau. Eine besondere Rolle spielt dabei der Raum zwischen dem Altbau und dem darüber liegenden
Neubau. Dieser Zwischenraum soll als transparente Fuge inszeniert sein. Diese symbolische und gestalterische Geste
ist die große kompositorische Qualität des Beitrags. Auf der Ebene der Fuge liegt u.a. der Wien-Raum,
die öffentliche Terrasse zur Stadt.
Das Architektenteam Winkler + Ruck mit Certov
Mit der Wahl von Winkler + Ruck mit Certov Architekten zum Siegerprojekt der Jury fand der im März gestartete
international ausgelobte Architekturwettbewerb für das WIEN MUSEUM NEU gestern seinen Abschluss.
Die Wettbewerbsgewinner dazu: "Wir sind überwältigt. An der Diskussion über ein Filetstück
Wiener Architektur teilnehmen zu dürfen, fordert unseren größten Respekt und Einsatz heraus. Architektur
als Kunst des Hintergrundes, als Qualität zu sehen, die vielleicht zurückhaltend, aber umso präziser
und stringenter die Basis des Erlebens einer Stadt prägt, war vielleicht der Schlüssel für den Erfolg
dieser äußerst sensiblen Aufgabe."
Das Projekt Wien Museum ist die erste Zusammenarbeit der beiden Architekturbüros. Beide eint eine ähnliche
architektonische Grundhaltung. Charakteristisch für die Arbeiten von Roland Winkler und Klaudia Ruck sind
kräftige und einfache, oft zeichenhafte Auseinandersetzungen mit Kontext, Tektonik, Materialität und
Proportion. Unabhängig von der Bauaufgabe beweisen die Architekten große Eigenständigkeit, legen
ihr Augenmerk auf hohe handwerkliche Qualität und schaffen ausgewogene, klare Architekturen, für die
sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurden.
Urban Renewal am Karlsplatz
Gesucht waren Entwürfe und Lösungen für die Errichtung eines zukunftsweisenden Neubaus unter
Einbeziehung des historischen Haerdtl-Gebäudes, der unter dem Gesichtspunkt von „Urban Renewal“ die Möglichkeiten
des Standorts optimal verwirklicht. Der Haerdtl-Bau am Standort Karlsplatz mit seiner derzeitigen Nettonutzfläche
von circa 6.900 m² diente als Fundament für Entwicklung. Nach Fertigstellung des Neubauprojekts soll
das Wien Museum am Karlsplatz über ca. 12.000 m² Nettonutzfläche verfügen, hierfür werden
neben einem Aufbau zusätzlich unterhalb des Karlsplatzes Raumflächen geschaffen. Erstes und zweites Obergeschoss
beherbergen die permanente Präsentation, das abgehobene Dachgeschoss die Sonderausstellung. Zwischen diesen
entsteht ein Fugengeschoss, in dem der Wien-Raum entsprechenden Platz findet. Dieser ist über den Lift unabhängig
vom Museum aus erschlossen und verfügt über eine Terrasse mit Panoramablick über den Karlsplatz
auf Wien. Und alles, was man von hier erblickt, kann zurückblicken und erkennt nun einen neuen, selbstbewussten
Teilnehmer am Leben des Karlsplatzes.
Die nächsten Schritte
Dem Architekturwettbewerb für das WIEN MUSEUM NEU folgt nun ein Verhandlungsverfahren mit den Gewinnern,
mit dem Ziel, das Siegerprojekt umzusetzen. Anfang des Jahres 2016 startet die Zürich Versicherung einen geladenen
Architekturwettbewerb für das benachbarte Winterthurgebäude. Die Ergebnisse beider Wettbewerbe bilden
die Grundlage für das Flächenwidmungsverfahren. Nach dem geplantem Spatenstich im Jahr 2017 soll die
Umbauphase für das WIEN MUSEUM NEU bis Ende 2019 andauern. Nach derzeitigem Planungsstand wird das Wien Museum
voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2017 geschlossen, die Wiedereröffnung ist für 2020 vorgesehen.
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