Mit Arbeiten der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21) und der Sammlung Juan & Patricia
Vergez
Wien (belvedere/TBA21) - Die Ausstellung BAROQUE BAROQUE zeigt eine bedeutende Auswahl von Werken des dänisch-isländischen
Künstlers Olafur Eliasson aus zwei privaten Sammlungen, der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21) und
der Juan & Patricia Vergez Collection, und präsentiert diese vor der Kulisse der prunkvollen barocken
Architektur des Winterpalais. Die ehemalige Stadtresidenz des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) war im barocken
Wien ein Ort der Förderung der Künste und Wissenschaften. BAROQUE BAROQUE ist das Aufeinandertreffen
von Kunstwerken, ästhetischen Sensibilitäten und Weltanschauungen aus zwei zutiefst unterschiedlichen
Epochen. Diese Begegnung fordert die Wahrnehmungsgewohnheiten der Besucher heraus und gibt Anstoß, die Wirklichkeit
in ständiger Wandlung zu verstehen, als Prozess kontinuierlicher Verhandlung. Überraschende Bezüge
zwischen Eliassons Arbeiten und ihrem temporären Ausstellungsort werden dort deutlich, wo Gegenüberstellungen
die Beziehungen zwischen Objekt und Betrachter, zwischen Repräsentation und Erfahrung oder zwischen dem Tatsächlichen
und dem Virtuellen erkunden. So entsteht der Begriff des doppelten Barock - BAROQUE BAROQUE -, der das Historische
mit dessen Konstruktion überlagert.
Während Eliassons Werke die Art und Weise hervorheben, wie Räume durch Geschichte und Tradition gebildet
werden, fordern sie zugleich die körperliche Erfahrung des Betrachters ein. Projektionen, Schatten und Reflexionen
verstärken die Beziehung zwischen Körper, Wahrnehmung und Abbild und verankern die Handlungsmacht des
Betrachters in seinem in Bewegung befindlichen Körper und Denken. Zu einer aktiven Teilnahme eingeladen, erfährt
der Besucher mittels Spiegelungen, Fragmentierungen und Umkehrungen seine eigene Positionierung im Raum.
„Für mich ist inspirierend“, so Olafur Eliasson, „dass sich das Barock durch eine so große Offenheit
auszeichnet – für fließende Übergänge zwischen Realitätsmodellen und der Realität
an sich. Die Präsentation meiner Arbeiten im Winterpalais entstand aus der Überzeugung heraus, dass es
möglich ist, Realität zu konstruieren; gestaltet nach unseren Träumen und Visionen und getragen
von der Vorstellung, dass Konstrukte und Modelle genauso real sind wie alles andere.“
„Die Installationen von Olafur Eliasson bilden eine nahezu perfekte Symbiose mit der barocken Opulenz des Winterpalais.
Eliassons Faszination für die Phänomene der Natur steht in enger Verbindung zum Prinzen Eugen, der als
Bauherr dieses einzigartigen architektonischen Juwels eine große Begeisterung für Neues, die Wissenschaften
und den technischen Fortschritt hegte. Dieser Geist wird in der Ausstellung spürbar, sogar erlebbar gemacht
und verändert unsere Wahrnehmung für die Atmosphäre des Ortes – ganz im Sinne des Barock“, so Agnes
Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.
TBA21-Gründerin Francesca von Habsburg: „Diese Ausstellung vereint einige Elemente, welche nicht nur die Vision
der Sammler und deren Verantwortung zum Ausdruck bringen, sondern auch deren Fähigkeit, Kunstprojekte jenseits
traditioneller Kategorien zu kreieren. Patricia und Juan Vergez sammeln und fördern so wie ich das Werk von
Olafur Eliasson mit großem Enthusiasmus seit vielen Jahren. Olafur ist in der Tat ein Mann der Renaissance
mit vielen Talenten! In dieser Ausstellung wollten wir eine Parallele aufzeigen, die Olafur selbst in den Ausstellungsräumen
gespiegelt hat, die das wertvolle barocke kulturelle Erbe Wiens der Arbeit eines Künstlers, dem ich mich sehr
nahe fühle, gegenüberstellt.“
„Als Francesca mit diesem großartigen Projekt für das Winterpalais an uns herantrat, waren wir sofort
begeistert, es war wie ein lang ersehnter Traum, der endlich in Erfüllung ging. Wir erhoffen uns von der Ausstellung,
dass der Besucher lernt, loszulassen, indem er seine Sicht auf die Wirklichkeit verändert und dadurch neue
Gefühls- und Erfahrungswelten eröffnet“, meint Patricia Vergez. „Außerdem ist unsere Hoffnung,
dass die Besucher in der Ausstellung Freude empfinden, wenn sie die Grenzen ihrer Vorstellungskraft austesten,
genauso wie Francesca und wir dies tun seit dem Moment, als wir Olafurs Werk zum ersten Mal begegnet sind.“
Im Eingangsvestibül flutet die Lichtinstallation Die organische und kristalline Beschreibung (1996) Wände,
Boden und Decke mit anschwellenden Wellen blauen und gelben Lichts und schafft so einen Ozean aus Farbe, der das
Raumempfinden des Besuchers destabilisiert. In Yellow corridor (1997) wird Monofrequenzlicht eingesetzt, um unsere
prekäre Beziehung zum sichtbaren Raum zu verstärken. Eliassons optische Maschinen und Installationen
wie etwa Kaleidoscope (2001), New Berlin Sphere (2009), Your welcome reflected (2003) und Seu planeta compartilhado
(Your shared planet), (2011) reflektieren seine fortwährende Erforschung von Licht, Wahrnehmung, Transformation
und Dekonstruktion – eine Untersuchung, die sich besonders im barocken Kontext als überaus produktiv herausstellt.
Ein durchgängiger Spiegel, der die Enfilade der Prunkräume durchzieht, ist eine ortsspezifische Installation,
die den Besucher durch das stete Überlappen und Falten der gespiegelten und realen Räume zusätzlich
desorientiert. Im Schlachtenbildersaal inszeniert Wishes versus wonders (2015), ein an die Spiegelwand montierter
Halbring aus Edelstahl, Begegnungsfelder zwischen Realität, Illusion und der aufwendigen Künstlichkeit
der Umgebung, die zugleich Multiplikatoren von Möglichkeiten darstellen.
Innerhalb dieses Terrains der Verdopplungen und Paradoxe fordert Eliasson unsere angeeigneten Gewohnheiten der
räumlichen Wahrnehmungen grundlegend heraus. Seine Werke lassen uns staunen und scheinbar Gegebenes überdenken
und verleihen der rätselhaften Verdoppelung, die BAROQUE BAROQUE eigen ist, anschauliche Bedeutung.
Der Katalog zur Ausstellung wird von Belvedere und TBA21 in Zusammenarbeit mit der Juan & Patricia Vergez Sammlung
herausgegeben und erscheint bei Sternberg Press. Mit Beiträgen von Mario Codognato, Irmgard Emmelhainz, Paul
Feigelfeld, Georg Lechner, Sandra Noeth, Mirjam Schaub und Daniela Zyman.
Die Ausstellung ist vom 21. November 2015 bis zum 6. März 2016 im Winterplalais des Prinzen Eugen (Himmelpfortgasse
8, 1010 Wien)zu sehen.
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