Brüssel/Wien (universität) - Christian Göbel ist Sinologe, Politikwissenschaftler und Experte
für politische Innovation in China. Für sein Forschungsprojekt zu den Auswirkungen des Internets auf
Bürgernähe und Regimestabilität in China erhält er einen mit rund 1,3 Millionen Euro dotierten
ERC Starting Grant. Das Geld wird in Grundlagenforschung investiert werden. Insgesamt gingen bisher 32 ERC Grants
an die Universität Wien.
"ERC-Grants werden höchst kompetitiv vergeben und sind ein wichtiger Indikator für die internationale
Wettbewerbsfähigkeit einer Universität", so Rektor Heinz W. Engl. "Die Universität Wien
ist daher stolz, dass bereits der 32. ERC Grant an die Universität Wien, diesmal an den Sinologen und Politikwissenschafter
Christian Göbel, geht. Ich gratuliere Professor Göbel und wünsche ihm viel Erfolg für die Tätigkeit
im Rahmen des Projekts".
Proteste und Onlinebeteiligung in China
Seit den 1990er Jahren nehmen soziale Unruhen in China rapide zu. Um sozialer Instabilität entgegen zu
wirken, haben rund zwei Drittel aller chinesischen Stadtregierungen öffentliche Beschwerdeplattformen im Internet
eingerichtet. Das von Christian Göbel initiierte Projekt "The Microfoundations of Authoritarian Responsiveness:
E-Participation, Social Unrest and Public Policy in China" untersucht die Auswirkungen der digitalen Partizipationsinstrumente
auf Regierungsperformanz und die Beziehung zwischen Staat und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Nehmen
Regierungen die Beschwerden ernst? Helfen die Beschwerden, Politik zu verbessern und damit die Performanzlegitimität
des Regimes zu stärken? Nimmt als Konsequenz die Protestbereitschaft unzufriedener Bürger ab? Oder werden
vielmehr Bevölkerungsgruppen mit mangelnden technischen Fähigkeiten weiter marginalisiert und dadurch
noch protestbereiter? Um diese Fragen zu beantworten, verbindet das Projekt vergleichende Fallstudien mit Computersimulationen
und maschinenlernenden Verfahren. Die Ergebnisse helfen die Bürgernähe der chinesischen Regierung sowie
soziale Stabilität in China besser einschätzen zu lernen. Darüber hinaus vermitteln sie wichtige
Einsichten in die Funktionsweise autoritärer Staaten im digitalen Zeitalter.
Über Christian Göbel
Christian Göbel ist Professor für Sinologie mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Universität
Wien. Er studierte Politikwissenschaft und Moderne Sinologie in Erlangen, Taipei und Heidelberg. An der Universität
Duisburg-Essen promovierte er zur Reform des ländlichen Steuersystems in China. Nach einem Postdoktorat in
Lund und Professurvertretungen in Heidelberg und Duisburg wurde er 2012 als Senior Lecturer für Politikwissenschaft
an die Universität Lund und kurz darauf als Juniorprofessor für Wirtschaft und Gesellschaft Chinas an
die Universität Heidelberg berufen. 2013 nahm er den Ruf der Universität Wien an.
Insgesamt bereits 32 ERC Grants für die Universität Wien
Seit 2007 wurden bisher 15 ForscherInnen mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet. Dank zwölf Advanced Grants,
einem ERC Proof of Concept und vier ERC Consolidator Grants liegt die Universität Wien bei nunmehr 32 ERC-Förderungen
seit 2007.
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