Von 18. November 2015 bis 3. April 2016 im Oberen Belvedere zu sehen.
Wien (belvedere) - In der dreizehnten Meisterwerke-im-Fokus-Ausstellung widmet sich das Belvedere dem Wiener
Künstler Gerhart Frankl (1901–1965), der wie sein Vorbild Paul Cézanne etwas Bleibendes, etwas von
Bedeutung schaffen wollte. So schrieb Frankl 1925 an seine spätere Ehefrau: „Ich will kein ‚berühmter‘
Mann sein. [...] Wohl aber will ich ein wahrhaft großer Mensch sein. Ganz und gar verantwortlich. Das ist
das Wesentliche. [...] Ich will kein Feuerwerk sein, wohl aber jeden Augenblick mit meinem Gewissen ‚à jour‘
sein.“ Obwohl Autodidakt und nur kurz – von 1920 bis 1922 während der Sommermonate – Schüler Anton Koligs
in Nötsch, schuf er ein ungemein abwechslungsreiches und spannendes Œuvre, durchsetzt mit stilistischen und
thematischen Sprüngen. Die immaterielle Darstellung der Alpen in den späten Schaffensjahren zählt
zu seinen künstlerischen Höhepunkten. Vom 18. November 2015 bis 3. April 2016 fokussiert die Ausstellung
Gerhart Frankl – Rastlos im Oberen Belvedere auf Aspekte der Entwicklung in seiner Landschaftsdarstellung hin zu
den formauflösenden Bergphantasien. Seine enge Beziehung zum Belvedere – das Ehepaar Frankl wohnte nach der
Rückkehr aus dem Londoner Exil ab 1947 im Unteren Belvedere, und Gerhart Frankl war in der Restaurierwerkstatt
des Hauses tätig – ist ebenfalls Thema der Schau. Frankls Auseinandersetzung mit dem barocken Areal rund um
die beiden Schlösser sowie dem Blick über Wien fand in einer Werkserie, die in den Jahren 1947 bis 1949
entstand, ihren künstlerischen Niederschlag.
„Besonderen Anlass zu dieser Ausstellung gibt die Übergabe des umfangreichen Konvoluts von 92 Werken Gerhart
Frankls aus der Sammlung Peter Parzers an das Belvedere. Die Übernahme des Legats 2012 stellt den bis dato
bedeutendsten Sammlungszuwachs in der österreichischen Geschichte der Zweiten Republik dar, zumal auch die
beiden darin enthaltenen Ölgemälde von Gustav Klimt Sonnenblume (1907) und Familie (1909/10) für
die Sammlung des Belvedere eine unbezahlbare Bereicherung sind“, dankt die Direktorin des Belvedere und des 21er
Haus Agnes Husslein-Arco posthum dem 2010 verstorbenem Wiener Kunstsammler.
Peter Parzer interessierte sich schon zu Studienzeiten für das Werk von Gerhart Frankl, der nicht den Weg
des geringsten Widerstands wählte und selbst sein größter Kritiker war. Neben Cézanne zählen
die Alten Meister wie Tizian oder Rubens zu Frankls großen Vorbildern. Aber auch expressionistische und kubistische
Elemente sowie abstrakte und naturgetreue Studien prägten das Schaffen des Künstlers. Ungefähr zwei
Drittel seines Œuvres bestehen aus Arbeiten auf Papier, ein Medium, das Frankl besonders schätzte und das
ihm eine Plattform für einen freien künstlerischen Ausdruck bot. Frankl gelang es mit seiner selbstentwickelten
Mischtechnik aus Pastell, Gouache und teilweise Kohle, persönliche Erlebnisse in den Bergen künstlerisch
einzufangen. „Die eigentliche Undarstellbarkeit der Monumentalität, der Masse, der Erhabenheit und der Weite
der Alpen wie auch des Lichts im Gebirge, die die Malerei an ihre Grenzen bringt, löste Frankl durch Enthebung
des Gegenständlichen hin zum Formauflösenden, Gestaltlosen, fast Transzendenten“, erklärt Kuratorin
Kerstin Jesse die beeindruckenden Berg- und Alpendarstellungen Frankls.
Landschaftliche Motive und Ansichten der Alpen tauchen bereits in Frankls frühem Schaffen auf und durchziehen
grosso modo sein gesamtes Œuvre. Die Ferne des Alltags, die Loslösung von Raum und Zeit sowie das damit verbundene
Freiheitsgefühl machten die Berge für Frankl zu einem magischen Sehnsuchtsort. Als leidenschaftlicher
Motorradfahrer und Bergsteiger durchquerte er mit seiner späteren Ehefrau Christine Büringer – Nichte
des Malers und Mitglieds des Nötscher Kreises Sebastian Isepp – die Dolomiten mit seiner BMW-Maschine und
nach 1949 von London aus mit einer Triumph Contessa. Das Freiheitsgefühl auf zwei Rädern entlang kurviger
Alpenstraßen, umgeben von grandioser und gewaltiger Natur, schlug sich vor allem in seinen späten Bergbildern
nieder.
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