Mit einer Sound-Installation von PHILIP RIZK – von 25. November 2015 - 23. Jänner 2016
im FOTOHOF Salzburg
Salzburg (fotohof) - Der FOTOHOF zeigt eine gemeinsames Projekt von Tobias Zielony (geb. 1973 in Wuppertal)
und Philip Rizk (geb. 1983 in Limassol, Zypern), beide Vertreter Deutschlands auf der diesjährigen Biennale
in Venedig. Es handelt sich um eine fotografische Recherche zur politisch äußerst prekären Situation
in Palästina, die Zielony im Herbst 2013 in Ramallah entwickelt hat. In seiner ersten expliziten Landschaftsarbeit
geht es um die Westbank als Ort des Konflikts um Land, Wasser, Infrastruktur, aber auch um identitäre Fragen.
Auf Einladung von Tobias Zielony hat der in Kairo lebende deutsch-ägyptische Videokünstler und politischer
Aktivist Philip Rizk den Bildern einen Text beigestellt, der als eigenständige literarische Arbeit mit in
die Ausstellung eingeht — und der expliziter das ausspricht, was sich in den Bildern von Tobias Zielony nur in
subtilen Andeutungen wiederfindet: das Auffinden individueller Geschichten von Menschen, die untrennbar mit einer
Form der neoliberalen Kolonisierung verbunden sind, die die Einwohner durch Konsum und Kredite individualisiert
und so die politische Solidarität unterhöhlt. Entsprechend trägt die Ausstellung von Tobias Zielony
mit einer Textarbeit von Philip Rizk auch den Titel "A Colonial Landscape".
Tobias Zielonys künstlerisches Interesse drückt sich von jeher aus durch das In- Beziehung-Setzen der
jeweiligen Protagonisten zum Raum und deren Inszenierung von Rollen. In 24 großformatigen Wandbildern zeigt
der Künstler nun eine Auswahl seiner kraftvollen Bildkompositionen, die zwar von einer dokumentarischen Haltung
geprägt sind, deren narrative Elemente aber immer als assoziatives Spiel verstanden werden mit dem Ziel der
Schaffung eines subjektiv gefärbten und autonomen Bildes.
So verwandelt sich zum Beispiel das aufmerksame Gesicht einer palästinensischen Schülerin bei einem naturkundlichen
Experiment mit Skorpionen im fluoreszierenden Schwarzlicht zu einem geradezu gespenstischen Porträt, das im
Kontext des Zyklus metaphorisch auch für einen psychotischen Zustand von instabiler Politik gesehen werden
kann.
Philip Rizk hat sich in seinem vielfältigen künstlerischen Werk als politischer Aktivist hervorgetan
und sich auch in Künstlerkollektiven, konkret bedingt durch seine eigene Biografie, mit hochpolitischen Fragen
auseinandergesetzt und sie unter anderem auch zu Videos verarbeitet.
Für seine Arbeit im FOTOHOF hat der Künstler seine Begegnungen mit Bewohnern des Westjordanlandes und
seine persönlichen Erlebnisse aus tagebuchartigen Notizen zu einem Stück Literatur geformt. Die gleichermaßen
poetischen wie explizit aufklärerischen Essays hat er als Sound-Installation für den Galerieraum entwickelt.
Dort entfalten sie sich sehr eigenständig und bieten darüber hinaus dem Besucher der Ausstellung die
Möglichkeit, die großformatigen Wandarbeiten Zielonys im Gleichklang zu rezipieren.
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