Gestohlene altägyptische Statuette kehrt wieder nach Ägypten heim – Bundeskriminalamt
(.BK) und Landeskriminalamt Tirol stellen gestohlene Antiquität sicher; über 2.500 Jahre alter „Uschebti“
kehrt nach Afrika zurück.
Wien (bka) - Am 16.11. konnte an den Botschafter der Arabischen Republik Ägypten, Exzellenz Khaled
Abdelrahman Abdellatif Shamaa, ein über 2.500 Jahre alter „Uschebti“ übergeben werden. Die von der Staatsanwaltschaft
Innsbruck beschlagnahmte Statuette wurde zwischenzeitlich im Kunsthistorischen Museum aufbewahrt, wo von Expertinnen
und Experten des Hauses ein Gutachten erstellt wurde.
KHM-Generaldirektorin Dr. Sabine Haag und die zuständige Abteilungsleiterin im .BK, Mag. Regine Wieselthaler-Buchmann
überreichten im Kunsthistorischen Museum zusammen die kleine Figur mit großer Geschichte an den Vertreter
Ägyptens und bedankten sich auch bei den anwesenden Ermittlern. „Einmal mehr sehe ich die ausgezeichnete Zusammenarbeit
unserer Einheiten mit den Landeskriminalämtern. Und auch die Kooperation mit externen Stakeholdern, in diesem
Fall dankeswerterweise dem Kunsthistorischen Museum, funktioniert hervorragend“, erläutert die Abteilungsleiterin
zu dem Fall.
Die Statuette war höchstwahrscheinlich vor drei Jahren während der Revolution in Ägypten gestohlen
und in Folge illegal nach Österreich gebracht worden. In einer gemeinsamen Aktion von Expertinnen und Experten
für Kulturgut des .BK und des LKA Tirol wurden Ende März 2015 in Tirol zwei Beschuldigte beim Versuch,
die Statuette um 2 Millionen Euro zu verkaufen, festgenommen. Die beiden gebürtigen Ägypter gaben an,
die Antiquität auf einem Flohmarkt in Tirol gekauft zu haben. Von der Staatsanwaltschaft Innsbruck wurde die
Beschlagnahme der Statuette verfügt und diese dem Kunsthistorischen Museum zur Begutachtung und Verwahrung
übergeben.
„Der altägyptische Besitzer des Uschebtis, das uns zur Begutachtung vom .BK übergeben wurde, ist kein
Unbekannter. Hor-ir-aa war ein hoher Beamter aus der 26. Dynastie (ca. 610-570 v. Chr.), dessen unversehrtes Grab
in Saqqara schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde. Vergleichbare Uschebti finden sich auf der Roten
Liste (Red List) der gefährdeten Kulturgüter Ägyptens des internationalen Museumsrates ICOM“, so
Dr. Regina Hölzl, Direktorin der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums.
Im alten Ägypten wurden den Verstorbenen 365 Uschebti-Figuren, für jeden Jahrestag eine, ins Grab mitgegeben,
dazu oft 36 sogenannte Aufseher-Uschebtis. Diese Figuren verrichteten im Jenseits stellvertretend für den
Toten die verpflichtende Feldarbeit. Die Bezeichnung „Uschebti“ geht auf das altägyptische Wort „wescheb“
das heißt „antworten“ zurück, denn nach Vorstellung der Ägypter sollte die Figur im Jenseits beim
Aufruf zur Arbeit stellvertretend für ihren Besitzer Antwort geben.
Bei der Hauptverhandlung im Landesgericht Innsbruck wurden die beiden wegen versuchter Hehlerei Angeklagten im
Zweifel freigesprochen. Mit Beschluss des Landesgerichtes Innsbruck wurde die Beschlagnahme der Statuette aufgehoben
und die Ausfolgung an die Botschaft der Arabischen Republik Ägypten beschlossen.
Details
Maße: Höhe 18 cm, Breite 5,2 cm, Tiefe 4,7 cm, Gewicht 294 g Material: Fayence, hell grau-grün
Datiert: 26. Dynastie, ca. 610-570 v. Chr., aus dem Grab des Hor-ir-aa in Saqqara
Wert: ca. 5.000-10.000 Euro
Details und Beschreibungen weiterer Uschebti aus dem Grab des Hor-ir-aa finden sich bei Glenn Janes, Shabtis. A
private view. Paris 2002, p. 192-194
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