LH Kaiser fordert Gesamteuropäisches Handeln – Integration wird an Bedeutung gewinnen-
Freiwilliges soziales Jahr als große Chance
Klagenfurt (lpd) - Der 26. Europäische Volksgruppenkongress fand am 27.11. im Konzerthaus Klagenfurt
statt. Er befasste sich mit dem Themenkreis „Volksgruppen – sprachliche Vielfalt – ökonomischer Vorteil“ (Narodne
skupnosti – jezikovna raznolikost – gospodarska prednost“). Eröffnet wurde der Kongress von Volkgruppenreferent
Landeshauptmann Peter Kaiser.
„Ich glaube, dass wir hier heute die Chance haben, in einer sehr friedlichen Situation über wichtige Themen,
die historisch gewachsen sind, die aber in Zukunft einer näheren Erörterung bedürfen, sich auseinanderzusetzen“,
begann der Landeshauptmann seine Rede. Er erinnerte dabei an den ersten Volksgruppenkongress im Jahr 1990 in Villach,
der mit viel internationaler Aufmerksamkeit über die Bühne ging und dem Thema „Volksgruppen in Europa
- Freiheit und Vielfalt“ gewidmet war, über das man heute noch peripher diskutiere. „Wenn man sich geschichtlich
zurück erinnert, war das die Zeit, als der Eiserne Vorhang fiel, die Bedeutung von Volksgruppen und ihr Streben
nach Freiheit völlig neue Ausmaße annahm und Europa sich mit der Situation konfrontiert sah, dass einerseits
mit großer Freude anderseits im Bewusstsein ökonomischer Veränderungen und mit der Sicherheit,
dass sich vieles in Europa verändern werde, gekennzeichnet war“, so Kaiser. Das Land Kärnten habe seit
damals immer wieder mit verschiedenen Themen im Rahmen der Volksgruppenkongresse zu einer solchen Entwicklung,
auch in diesem Jahr, beigetragen.
In den Mittelpunkt seiner Rede stellte der Landeshauptmann in weiterer Folge die derzeitigen, riesigen Fluchtbewegungen
in Europa. „Wir haben derzeit eine Situation, in der alle Verantwortlichen eines zu berücksichtigen haben:
Im Spannungsfeld zwischen einer gewissen Verantwortungsethik und Gesinnungsethik haben wir Menschen, die in Not
sind, ohne Rücksicht auf Religion und ihre Herkunft, zu helfen“ so der Landeshauptmann. In diesem Spannungsfeld
befinde sich derzeit ganz Europa. Die Wege und der Zugang, mit denen man sich der Problematik nähere, seien
unterschiedlich. „Ich erwarte mir jedoch in dieser Frage ein einheitliches Vorgehen, in dem die Humanität
im Mittelpunkt steht und den Menschen geholfen werde“, stellte Kaiser unmissverständlich klar.
Europa müsse sich jedoch auch klar sein, dass es nicht alle Probleme allein lösen könne. Es bedürfe
jedoch den Mut der Europäischen Union klar zu formulieren, dass dort, wo Bürgerkrieg herrsche in unmittelbarer
Nähe, in den Krisengebieten und den Flüchtlingslagern, wieder menschenwürdige Zustände geschaffen
werden. Dazu brauche es europäischer Finanzmittel. „Wir müssen gemeinsam als Europa, was Asyl und Flüchtlinge
betrifft, vorgehen, um hier in der Gemeinsamkeit auch eine Stärke zu bilden, die es derzeit bedauerlicherweise
nicht gibt“, verhehlte Kaiser nicht.
Der Landeshauptmann ist sich sicher, dass die derzeitige Situation sich wieder in Normalität umwandeln werde.
„Das bedeute, dass es viele Menschen anderer Sprache, Kultur, Sozialisation einmal in unserer Gesellschaft geben
werde und der Begriff der Integration daher an Bedeutung gewinnen werde. „Unabdingbare Voraussetzung dafür
ist die Sprache jenes Landes, welches für viele neue Heimat werden wird. Diese sprachliche Vielfalt und das
Erlernen jener Sprache ist daher einer der wichtigsten Prozesse, denen wir politisch, kulturell und bildungspolitisch
nachkommen müssen“, so Kaiser.
Erneut wiederholte der Landeshauptmann einen Vorschlag, den er schon öfters gemacht hat. „Ich plädiere
einmal mehr dafür, dass wir Menschen, die einen Asylstatus haben, in Österreich den Zugang zu einem freiwilligen
sozialen Jahr ermöglichen, bei dem sie flankiert mit Sprachkursen und anderen Kulturtechniken im gemeinnützigen
Bereich Tätigkeiten machen können, wo sie Wertschätzung bekommen und wo sie einen wertvollen Beitrag
für die Gesellschaft leisten. Ich halte das für machbar. Ich glaube, dass es wichtig ist, Ziele und Perspektiven
zu geben und ich bin überzeugt, dass Integration zu einer positiven weitere Entwicklung beitragen kann“, so
Kaiser. Eines müsse jedoch allen klar sein: „Wir haben jetzt einmal mehr eine These, die bei Volksgruppenkongressen
immer wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, selbst zu leben: nämlich die Anerkennung des Anderen in
einer gemeinsamen Lebenswelt“, schloss der Landeshauptmann.
Grußworte überbrachten auch der Rumänische Botschafter in Österreich, Bogdan Mazuru, und der
slowenische Generalkonsul in Kärnten, Milan Predan. Mazuru hob die sprachliche und kulturelle Víelfalt
Europas hervor und meinte: „Die Sprache ist die Medizin der Kommunikation“. Predan zeigte sich erfreut, dass sich
Kärnten in Bezug auf die Zwei- bzw. Dreisprachigkeit auf einem guten Weg befinde.
Als Referenten und Referentinnen kamen Prof. Reinhard Neck (Alpen Adria Universität Klagenfurt), Schuldirektorin
Zalka Kuchling, Beatrice Ungar (Hermannstädter Zeitung), Romedi Arquint (ehem. Präsident der Förderalistischen
Union Europäischer Volksgruppen), Betriebswirt Oscar Kiesswetter, Hermagoras-Direktor Karl Hren, Vera Ratheiser
(FH Kärnten) zu Wort. Sie thematisierten Aspekte der Mehrsprachigkeit, des Minderheitenschutzes, die Plurikulturalität,
die Bedeutung der Wirtschaftsentwicklung für Volksgruppen, den Beitrag der Genossenschaften zur Stärkung
von Sprache und Identität, die Bedeutung der Wirtschaftsentwicklung für Volksgruppen bzw. das Diversity
Management aus Sicht der Transkulturalität.
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