Organisatorische Neu-Ausrichtung des Trägervereins Salzburg Biennale
Havanna/Salzburg (lk) - Die fünfte Salzburg Biennale findet als Festival für authentische Musik
der Gegenwart im März 2017 erstmals unter der künstlerischen Leitung von Siegfried Mauser statt. In der
programmatischen Ausrichtung orientiert sich sein Konzept an der Gründungsidee von Hans Landesmann: Bei der
Biennale soll es um die Begegnung von Neuer Musik als Ausdruck zeitgenössischen Komponierens mit ethnischer
Musik gehen, die dazu in gewisser Beziehung steht.
Parallel zur Neubesetzung der künstlerischen Leitung hat der Verein Salzburg Biennale eine Überarbeitung
der Statuten beschlossen: An Stelle des Kuratoriums tritt eine entscheidungsmäßig aufgewertete Generalversammlung.
In dieser sind jedenfalls die Stadt Salzburg und der Altstadtverband Salzburg als Gründer und Basisfinanzierer
des Festivals vertreten. Dem neuen Vorstand gehören die Salzburger Festspiele, die Osterfestspiele und die
Stiftung Mozarteum an.
Bürgermeister Heinz Schaden: „Die Salzburg Biennale ist mittlerweile als Festival für Neue Musik beim
Publikum und in der Presse gut positioniert. Jetzt geht es darum, sie weiter zu stabilisieren.“ Die neue organisatorische
Ausrichtung sei in diesem Sinn entwickelt worden, betont der Kulturressortchef: „Die Biennale soll personell und
organisatorisch in der Reihe der großen Musikfestivals der Stadt etabliert werden, die sich ebenfalls der
zeitgenössischen Musik verpflichtet fühlen.“
Inga Horny, Geschäftsführerin des Altstadtverbandes, stellt fest: „Die Salzburg Biennale findet 2017
bereits zum fünften Mal statt und ist somit fixer Bestandteil im Salzburger Kulturkalender. Entsprechend unserem
Verständnis, künstlerische Kreativität in der Altstadt zu fördern und kulturelle Qualität
zu fordern, freut es uns, dass wir durch unser Bekenntnis zu einem Festival für zeitgenössische Kunst
dazu beitragen können, den Aufbruch in die Moderne spürbar zu machen.“
Programmatische Konzeption Salzburg Biennale 2017
Mit seiner künstlerischen Ausrichtung der Salzburg Biennale knüpft Siegfried Mauser an die Gründungsidee
von Hans Landesmann an und führt die Begegnung von zeitgenössischer komponierter Musik mit authentischer
ethnischer Musik fort. Diese Beziehungen sollen in Form von drei Profilen – konkret: als Städte/Länderprofil,
als Persönlichkeitsprofil und als Szene Österreich - an drei verlängerten Wochenenden musikalisch
erlebbar werden.
Mit der Biennale 2017 will sich Mauser der Musik aus Kuba, dem Komponisten Bryan Ferneyhough und der innovativen
Musikwelt von Graz und Umgebung widmen. Die Bezeichnung „Hör- und Schaufenster“ für die Wochenendprogramme
impliziert, dass die Profile durchaus über die musikalischen Erscheinungsformen hinaus auch Aspekte von beispielsweise
Bildender Kunst und Theater einbeziehen könnten. Die vorgeschlagene Konzeption soll zwar eine grundsätzliche
inhaltliche Ausrichtung als erkennbaren roten Faden gewährleisten, im Einzelnen aber zukünftig auch differenziert
und modifiziert werden können.
Hör- und Schaufenster I: Die Welt Kubas
Mit dem Format „Städteprofil“ bietet sich die Möglichkeit, das gesamtkulturelle Profil einer Metropole
bzw. der sie vertretenden Region zu präsentieren, indem die Szene zeitgenössischer komponierter Musik
und ethnische Erscheinungsformen gegenüber gestellt werden.
Da eine spezielle Beziehung Salzburgs, der Internationalen Stiftung Mozarteum und der Universität Mozarteum
zu Havanna und Kuba besteht, soll diese faszinierende Metropole den ersten Fokus bilden. Dabei werden einerseits
die Szene Zeitgenössischer Musik, vor allem unter Berücksichtigung jüngerer KomponistInnen, andererseits
die Vielfalt authentischer ethnischer Musik von religiös-rituellen Erscheinungsformen bis zu Bolero, Rumba
und Salsa präsentiert werden. Dazu ist bereits ein Kurator angefragt, der die Kubanische Situation seit Jahrzehnten
genauestens kennt.
Hinzukommen soll am Ende der Blick von außen auf die Kubanische Kultur und Geschichte; dabei sollen Werke
von Hans Werner Henze und Hans Magnus Enzensberger im Zentrum stehen, die auf Kuba bezogen konzipiert wurden: einerseits
„El Cimaron“, andererseits die Uraufführung einer Kammeropernversion von „La Cubana“. Dies darf insofern eine
besondere Aktualität beanspruchen, als direkt und indirekt auch die Flüchtlingsproblematik dort Gegenstand
ist. Für „La Cubana“ ist zudem eine Kooperation mit der Staatsoper Berlin angedacht und bereits im Verhandlungsstadium.
Hör- und Schaufenster II: Die Welt Brian Ferneyhoughs
In den Persönlichkeitsprofilen sollen wesentliche Autorinnen und Autoren der Neuen Musik ins Zentrum gerückt
werden und deren Beziehungen zu ethnischer Musik, die sie nachweislich in ihrem Schaffen beeinflusst haben.
Unter dem Titel „Die Welt Brian Ferneyhoughs“ sollen Persönlichkeit und Werk dieses international außerordentlich
einflussreichen Komponisten, der im österreichischen Kontext noch wenig in Erscheinung trat, präsentiert
werden. Zudem muss er als einer der herausragenden Lehrerpersönlichkeiten angesehen werden, die eine Vielzahl
junger Komponistinnen und Komponisten prägte, die auswahlweise in die Programmatik mit einbezogen werden sollen.
Aufgrund einer leidenschaftlichen Bewunderung für Arabische Musik bietet es sich an, auf diesem Gebiet eine
Gegenüberstellung herbeizuführen.
Hör- und Schaufenster III: Die Welt in Graz
Im Profil „Szene Österreich“ sollen mit wechselnden Schwerpunkten Musikzentren Österreichs vorgestellt
werden, und zwar unter dem Aspekt ihrer Neuen Musik Szene sowie Tendenzen authentischer Volksmusik, aber auch alternativer
Cross-Over-Erscheinungen.
Als erste österreichische Szene sollen die innovativen und authentisch ethnischen Erscheinungsformen der lebendigen
und weltoffenen Stadt Graz sowie der Steiermark als Umgebung präsentiert werden. Dazu wird ein Kurator engagiert,
der die kulturellen Erscheinungsformen aus langjähriger Erfahrung kennt. Dieses Wochenendprofil könnte
ein bisschen die Rolle übernehmen, die einst das Musikprotokoll des Steirischen Herbstes innehatte.
Kooperationen mit internationalen Partnern und Partnern vor Ort werden angestrebt.
Denkbar wäre auch, dass Uraufführungen von Auftragskompositionen einbezogen werden, die Ensemblekulturen
der jeweiligen Profilbereiche, sowie zentraler Persönlichkeiten des aufführungspraktischen und theoretischen
Umfelds. Durch die enge Verbindung mit der Universität Mozarteum wären auch pädagogisch orientierte
Veranstaltungen, wie Meisterkurse und Studentenkonzerte denkbar.
Siegfried Mauser: „Die grundsätzliche Ausrichtung des Festivals sollte sich am schwierigen aber faszinierenden
Balanceakt orientieren, ein anspruchsvolles Musikfestival mit den berechtigten Bedürfnissen von Institutionen
und Publikum unserer Stadt zu verbinden und in einen wechselseitigen Vermittlungsprozess einzutreten – ‚Salzburg
Biennale‘ als Festival für authentische Musik der Gegenwart, aber auch dezidiert für das Publikum dieser
Stadt.“
Auch die Zusammenarbeit und Kooperation mit bereits existierenden Institutionen sei damit als Selbstverständlichkeit
angedeutet, betont Mauser. Dass gerade dadurch auch eine überregionale bzw. internationale Anziehungskraft
geschaffen werden könne, soll Ziel und Utopie der programmatisch Verantwortlichen sein, so der neue künstlerische
Biennale-Leiter.
Organisatorische Neu-Ausrichtung der Salzburg Biennale
Das Kuratorium der Biennale hat am 15. Oktober 2015 den Musikwissenschaftler und Pianisten Siegfried Mauser, seit
Herbst 2014 Rektor der Universität Mozarteum, zum neuen künstlerischen Leiter bestellt. Heike Posch,
seit 2013 Geschäftsführerin der Biennale, wurde in dieser Funktion bestätigt.
In der Generalversammlung am 24. November 2015 hat der Verein Salzburg Biennale seine überarbeiteten Statuten
beschlossen:
Das bisherige Kuratorium wird durch eine entscheidungsmäßig aufgewertete Generalversammlung ersetzt.
Laut neuem Statut werden die Salzburger Festspiele, die Osterfestspiele und die Stiftung Mozarteum Salzburg als
Vorstand der Biennale fungieren und die „Patenschaft“ für das noch junge Festival übernehmen. Als neue
Mitglieder wurden von der Generalversammlung für die Dauer von 4 Jahren bestellt: für die Salzburger
Festspiele Konzertchef Florian Wiegand M.A.M, für die Osterfestspiele ihr geschäftsführender Intendant
Peter Ruzicka und für die Stiftung Mozarteum deren Präsident Dr. Johannes Honsig-Erlenburg.
Der Generalversammlung gehören jedenfalls laut Statut die Stadtgemeinde Salzburg und der Tourismusverband
Salzburger Altstadt als Gründer und Basisfinanziers des Festivals an, sowie die Salzburger Festspiele, die
Osterfestspiele und die Stiftung Mozarteum Salzburg, und weitere Mitglieder, die sich der Verbreitung, Komposition,
Pflege oder Veranstaltung neuer Musik widmen - Aspekte, oenm österreichisches ensemble für neue musik,
IG Komponisten - und den Verein aktiv in seinen Zielsetzungen unterstützen.
Darüber hinaus können weitere Mitglieder aufgenommen werden.
Kurz-Biographien Vorstandsmitglieder
Florian Wiegand studierte Kulturmanagement und Industrielle Musikproduktion an der Humboldt Universität
zu Berlin und absolvierte seinen Master im Bereich Management an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.
Berufliche Stationen führten in an die Berliner Festspiele GmbH, zum Pittsburgh Symphony Orchestra und an
das Konzerthaus Dortmund. Mit April 2012 wechselte Florian Wiegand in die Konzertplanung der Salzburger Festspiele.
Der Komponist, Dirigent und Jurist Peter Ruzicka blickt auf eine langjährige internationale Karriere zurück,
nicht zuletzt als Intendant der Salzburger Festspiele von 2001 bis 2006 und als Künstlerischer Leiter der
Münchener Biennale von 1996 bis 2014. Per 1. Juli 2015 wurde er zum neuen Alleingeschäftsführer
der Osterfestspiele Salzburg bestellt.
Der Wirtschaftsanwalt Johannes Honsig-Erlenburg studierte Rechtswissenschaften an der Paris Lodron Universität
und Konzertfach Orgel am Mozarteum Salzburg. Seit 2006 ist er Präsident der Stiftung Mozarteum Salzburg, war
2009 bis 2015 Mitglied des Kuratoriums der Salzburg Biennale und ist seit 2010 geschäftsführender Vorstand
der Stiftung Herbert von Karajan, Osterfestspiele Salzburg.
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