LR Holub: Begleitveranstaltung beschäftigte sich mit modernen Mobilitätsalternativen
- Über 650 konkrete Vorschläge wurden in Gemeinde-Workshops erarbeitet
Klagenfurt (lpd) - „Mobilität anders denken!“ - mit diesem Appell begrüßte Verkehrsreferent
Rolf Holub am 25.11. rund 200 interessierte Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
zu einer Begleitveranstaltung im Rahmen des Mobilitätsmasterplans 2035 in Klagenfurt.
In den vergangenen Wochen wurden in insgesamt 38 Bürgerinnen- und Bürgerdialogen in den Gemeinden die
Mobilitätsbedürfnisse gemeinsam mit den Kärntnerinnen und Kärntnern erhoben, betonte Verkehrslandesrat
Rolf Holub in seiner Eingangsrede. Es sei das Ziel gewesen, Anregungen, Ideen und Probleme der Bevölkerung
in Bezug auf ihre Mobilität aufzunehmen. Insgesamt seien in den Workshops über 650 konkrete Vorschläge
mit der Bevölkerung erarbeitet worden. Diese werden nun in die Erstellung des Masterplans einfließen:
„Jeder hat die Chance bekommen, sich aktiv einzubringen und ich bedanke mich bei allen engagierten Menschen für
ihre Mitarbeit am Mobilitätsmasterplan. Wir sind zu den Menschen gegangen und es sind viele tolle Vorschläge
und Inhalte gekommen. Die Transparenz des Prozesses ist uns dabei immer wichtig gewesen“, so Holub im Rahmen der
Veranstaltung. Man müsse alte Systeme und Strukturen aufbrechen und Infrastruktur so gestalten, dass sie Menschen
helfe und nicht ausschließlich Interessensvertretungen und Lobbies, betonte Holub.
Daher sollen in Zukunft große und kleine Mobilitätsknoten in allen Kärntner Gemeinden entstehen,
die verschiedene Mobilitätsarten kombinieren und zusammenführen. Mit einer effektiven Verknüpfung
der Mobilitätsknoten untereinander entstehe so ein modernes Kärntner Mobilitätssystem.
Als Gastredner der Veranstaltung konnte der Schweizer Verkehrsexperte und Philosoph Prof. Jürg Dietiker gewonnen
werden. Dietiker sprach über eine notwendige Bewusstseinsänderung in der Mobilität und vertrat dabei
die These, dass das menschliche Mobilitätsbedürfnis unersättlich sei. Gerade daher sei es wichtig,
am Mobilitätsverhalten der Menschen anzusetzen.
Man solle sich nicht mit der ständigen Beseitigung von Engpässen aufhalten und Verkehr immer mit Autofahren
gleichsetzen, erklärte Dietiker. Kärnten sei mit einer speziellen Herausforderung im Mobilitätsbereich
konfrontiert: „Einem Zentralraum mit verhältnismäßig dichtem Verkehr stehen periphere Räume
gegenüber, in denen es gilt, Verkehrsangebote aufrechtzuerhalten“, so Dietiker. Solche Beispiele gäbe
es selbstverständlich auch in der Schweiz, so etwa im Raum Luzern. Dietiker präsentierte Lösungsmodelle,
die in der Schweiz umgesetzt wurden. Mit den 38 Bürgerinnen- und Bürgerdialogen und den zahlreichen Expertinnen-
und Expertensitzungen sei die bisher geleistete Arbeit im Mobilitätsmasterplan beeindruckend, so Dietiker.
Er zeigte sich überzeugt, dass der Mobilitätsmasterplan das richtige Instrument für die zukünftigen
Weichenstellungen im Kärntner Mobilitätsbereich sei.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden bereits umgesetzte Best-Practice-Beispiele moderner Mobilität
präsentiert, so etwa das touristische Mobilitätskonzept der Tiroler Gemeinde Serfaus, das betriebliche
Mobilitätsmanagement der „Omicron electronics GmbH“ und das Ruftaxi-Projekt „Assling Mobil“ der Osttiroler
Gemeinde Assling.
Jürg Dietiker, 1946, Prof. dipl. Ing, Ingenieur und Planungsethiker, ist seit den 1970er-Jahren als
Verkehrs- und Raumplaner tätig und führt seit 1984 ein eigenes Planungsbüro in Brugg. Dietiker ist
Professor für Verkehr und Städtebau an der ZHAW Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in der nachhaltigen Verkehrsplanung und in der Ergründung
des Mobilitätsverhaltens. Er leitete Forschungsprojekte (NFP, SVI, VSS) in den Bereichen Verkehr, Umwelt,
Mobilitätsverhalten und Projektierungsgrundlagen. 2003 schloss er den Master MAE Universität Zürich
für angewandte Ethik ab.
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