Missionarische Dimension der Pfarrgemeinden verstärken: Erzbischof Kardinal Schönborn
teilt die 653 Pfarren der Erzdiözese Wien in 140 Entwicklungsräume ein, die „Räume der Mission“
sein sollen.
Wien (pew) - Mit der Einteilung in Entwicklungsräume tritt die Erzdiözese Wien (1,24 Millionen
Katholiken) in eine neue Phase ihres Entwicklungsprozesses APG2.1, der 2008 von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn
begonnen wurde. Die 140 Entwicklungsräume sind keine neuen Verwaltungsstrukturen und berühren auch die
Selbstständigkeit der 653 Pfarren vorerst nicht. Sie sollen aber die Pfarrgemeinden dazu führen, gemeinsam
die Mission der Kirche in ihrem Raum neu in den Blick zu nehmen. Die Entwicklungsräume werden vom Erzbischof
per 29. November 2015 festgelegt.
In einem Hirtenbrief, der dieser Tage den Pfarren zugeht, schreibt Kardinal Schönborn: „Mich bewegt die Hoffnung,
dass wir nun in der inneren Erneuerung als Kirche von missionarischen Jüngerinnen und Jüngern einen guten
Schritt weiterkommen. Die Entwicklungsräume sind Räume der Mission: voll von Menschen, zu denen wir gesandt
sind. Die zentrale Frage der Zukunft ist: Wie geschieht in diesem Gebiet Mission?“
Dazu legt der Kardinal den Pfarren ein Arbeitsprogramm bis zu den nächsten Pfarrgemeinderatswahlen 2017 vor.
Es enthält neben der Ausrichtung der Pfarren auf missionarisches Tun (bei dem es immer „um das Heil-Werden
aller Menschen“ gehe) auch Freiräume für neue Initiativen, Wachstum „in die Breite und die Tiefe“, gemeinsame
Versammlungen und gemeinsames Bibelteilen vorsieht.
Generalvikar Nikolaus Krasa, der dem Leitungsteam des Entwicklungsprozesses vorsteht: "Mit der Festlegung
der Entwicklungsräume ist dank des großen Einsatzes vieler Haupt- und Ehrenamtlicher eine erste Etappe
unseres Prozesses zu einem guten Ende gekommen. Jetzt geht es darum, dass die Entwicklungsräume zu Räumen
gemeinsamer Seelsorge, zu Missionsräumen werden.“ Daher stehe in den Entwicklungsräumen die inhaltliche
Arbeit im Vordergrund: „Ziel ist es, in intensiver Vernetzung über Pfarrgrenzen hinaus unsere Mission neu
zu entdecken“.
In den kommenden Monaten sollen die Gemeinden jedes Entwicklungsraumes aber auch eine Perspektive entwickeln, wie
sie strukturell weiter zusammenwachsen können. Neben der Fusion mehrerer Pfarren („Pfarre Neu“) kämen
dafür als Übergangslösung auch losere Formen der Zusammenarbeit (Pfarrverband, Seelsorgeraum) in
Frage.
Seelsorgliches und strukturelles Zielbild bleibt laut Krasa die „Pfarre Neu“, in der Priester nicht als Einzelkämpfer,
sondern als Team wirken und Teilgemeinden auch von Laienteams geleitet werden können. Krasa: „Es geht dabei
auch um Verwaltungsvereinfachung, Synergien und Abbau von Barrieren zwischen den Gemeinden. Aber in erster Linie
muss die Struktur nicht nur Einsparungen und höherer Effizienz dienen, sondern dem, was Papst Franziskus eine
,unaufschiebbare kirchliche Erneuerung‘ genannt hat.“
Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“, Kap. 27f.: „Eine unaufschiebbare kirchliche Erneuerung: Ich träume
von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile,
die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung
der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung
erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer
werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in
der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all
derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet…. Die Pfarrei ist keine hinfällige Struktur;
gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt, kann sie ganz verschiedene Formen annehmen, die die innere
Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern.“
Link zu Entwicklungsräumen, Hirtenbrief, Video zum Hirtenbrief etc.:
http://www.apg21.at/hirtenbrief
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