Erzdiözese Wien: neue Etappe der Kirchenreform

 

erstellt am
26. 11. 15
11:00 MEZ

Missionarische Dimension der Pfarrgemeinden verstärken: Erzbischof Kardinal Schönborn teilt die 653 Pfarren der Erzdiözese Wien in 140 Entwicklungsräume ein, die „Räume der Mission“ sein sollen.
Wien (pew) - Mit der Einteilung in Entwicklungsräume tritt die Erzdiözese Wien (1,24 Millionen Katholiken) in eine neue Phase ihres Entwicklungsprozesses APG2.1, der 2008 von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn begonnen wurde. Die 140 Entwicklungsräume sind keine neuen Verwaltungsstrukturen und berühren auch die Selbstständigkeit der 653 Pfarren vorerst nicht. Sie sollen aber die Pfarrgemeinden dazu führen, gemeinsam die Mission der Kirche in ihrem Raum neu in den Blick zu nehmen. Die Entwicklungsräume werden vom Erzbischof per 29. November 2015 festgelegt.

In einem Hirtenbrief, der dieser Tage den Pfarren zugeht, schreibt Kardinal Schönborn: „Mich bewegt die Hoffnung, dass wir nun in der inneren Erneuerung als Kirche von missionarischen Jüngerinnen und Jüngern einen guten Schritt weiterkommen. Die Entwicklungsräume sind Räume der Mission: voll von Menschen, zu denen wir gesandt sind. Die zentrale Frage der Zukunft ist: Wie geschieht in diesem Gebiet Mission?“

Dazu legt der Kardinal den Pfarren ein Arbeitsprogramm bis zu den nächsten Pfarrgemeinderatswahlen 2017 vor. Es enthält neben der Ausrichtung der Pfarren auf missionarisches Tun (bei dem es immer „um das Heil-Werden aller Menschen“ gehe) auch Freiräume für neue Initiativen, Wachstum „in die Breite und die Tiefe“, gemeinsame Versammlungen und gemeinsames Bibelteilen vorsieht.

Generalvikar Nikolaus Krasa, der dem Leitungsteam des Entwicklungsprozesses vorsteht: "Mit der Festlegung der Entwicklungsräume ist dank des großen Einsatzes vieler Haupt- und Ehrenamtlicher eine erste Etappe unseres Prozesses zu einem guten Ende gekommen. Jetzt geht es darum, dass die Entwicklungsräume zu Räumen gemeinsamer Seelsorge, zu Missionsräumen werden.“ Daher stehe in den Entwicklungsräumen die inhaltliche Arbeit im Vordergrund: „Ziel ist es, in intensiver Vernetzung über Pfarrgrenzen hinaus unsere Mission neu zu entdecken“.

In den kommenden Monaten sollen die Gemeinden jedes Entwicklungsraumes aber auch eine Perspektive entwickeln, wie sie strukturell weiter zusammenwachsen können. Neben der Fusion mehrerer Pfarren („Pfarre Neu“) kämen dafür als Übergangslösung auch losere Formen der Zusammenarbeit (Pfarrverband, Seelsorgeraum) in Frage.

Seelsorgliches und strukturelles Zielbild bleibt laut Krasa die „Pfarre Neu“, in der Priester nicht als Einzelkämpfer, sondern als Team wirken und Teilgemeinden auch von Laienteams geleitet werden können. Krasa: „Es geht dabei auch um Verwaltungsvereinfachung, Synergien und Abbau von Barrieren zwischen den Gemeinden. Aber in erster Linie muss die Struktur nicht nur Einsparungen und höherer Effizienz dienen, sondern dem, was Papst Franziskus eine ,unaufschiebbare kirchliche Erneuerung‘ genannt hat.“

Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“, Kap. 27f.: „Eine unaufschiebbare kirchliche Erneuerung: Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet…. Die Pfarrei ist keine hinfällige Struktur; gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt, kann sie ganz verschiedene Formen annehmen, die die innere Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern.“

Link zu Entwicklungsräumen, Hirtenbrief, Video zum Hirtenbrief etc.:
http://www.apg21.at/hirtenbrief

 

 

 

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