Tiroler Museumspreis 2015 geht an den Museumsverein des Bezirkes Reutte
Innsbruck (lk) - Kulturlandesrätin Beate Palfrader verlieh am Abend des 25.11. die höchste Auszeichnung
des Landes Tirol im Museumsbereich an den Museumsverein des Bezirkes Reutte. Prämiert wurde mit dem Museumspreis
2015 die noch bis 28. November laufende Sonderausstellung „Für Kaiser und Vaterland? – Der Erste Weltkrieg
aus Außerferner Sicht“. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet im Museum im Grünen
Haus statt.
„Vor einhundert Jahren legte der Erste Weltkrieg Europa in Schutt und Asche und brachte die Gesellschaft aus den
Fugen, auch in Tirol“, betont LRin Palfrader. „Zahlreiche Ausstellungprojekte beschäftigen sich derzeit mit
den Wurzeln und Auswirkungen dieser Katastrophe – der Museumsverein des Bezirkes Reutte beleuchtet diesen Teil
unserer Geschichte auf ganz besonders einfühlsame und persönliche Weise.“
Tagebücher zweier Soldaten
Die Sonderausstellung in Reutte erzählt die Geschichte des großen Krieges aus der Perspektive von zwei
Außerferner Soldaten; als Quelle dienen deren Kriegstagebücher. Darüber hinaus geben Ausstellungsstücke
aus der eigenen Sammlung, aber auch von Privatpersonen tiefe Einblicke in die Ereignisse im Markt Reutte und die
Geschichte der Standschützen im Bezirk. Historische Dokumente aus dem Pfarrarchiv Breitenwang und dem Archiv
der Marktgemeinde Reutte runden die Präsentation ab.
Eine Ausstellung an drei Orten
Gezeigt wurde die Ausstellung an drei Orten: Während im Zunftmuseum Bichlbach der Wehrdienst in der k.u.k.
Armee und die Geschehnisse im Ort beleuchtet wurden, beschäftigte sich die Teilausstellung im Burgenmuseum
Ehrenberg mit den Standschützen, die am Gelände der Ruine Gefechtsübungen abhielten. Der Hauptteil
der Ausstellung spielt sich auf zwei Etagen im Museum im Grünen Haus ab. Kernstück ist eine 84 Meter
lange Zeittafel, an der die unterschiedlichen Erzählungen wie jene der beiden Kriegsteilnehmer zusammenlaufen.
Sie sind zeitlich miteinander verwoben und in einen größeren historischen Kontext eingebettet. Dazu
wurde ein umfassendes Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen und Lesungen aus den beiden Kriegstagebüchern
angeboten.
„Die Ausstellung ist mit sparsamsten Mitteln, großem Engagement und einer gewissen Bescheidenheit gestaltet“,
zitiert LRin Palfrader die Begründung des Kulturbeirates, der den Preisträger nominiert hat. Die Ausstellungsmacher
maßen sich gar nicht an, den großen Krieg umfassend zu erklären, sondern führen das Publikum
exemplarisch immer wieder zur Wahrnehmungsperspektive der beiden Soldaten aus dem Bezirk, wie zu einem Spiegel.
In diesem Spiegel bricht sich das Geschehen des Großen Krieges, wie ein fernes Feuer.
Neue Erkenntnisse gewonnen
Die bei der Vorbereitung gewonnenen neuen Erkenntnisse fließen in eine eigene Publikation ein. Darin Eingang
finden auch die Tagebücher. Außerdem stehen sie in der Studienbibliothek des Vereins für Forschungszwecke
zur Verfügung. Viele Texte wurden auch eigens für den Schulunterricht aufbereitet.
Höchste Auszeichnung für Museen
Der Preis wird auf Vorschlag des Kulturbeirates für Denkmalpflege und Museumswesen seit 1996 jährlich
als Anerkennung für die zumeist ehrenamtlichen Leistungen im Museumsbereich und als Auszeichnung für
die Qualität der Präsentation, des Betriebs und des Umgangs mit den Sammlungen vergeben. Im Vorjahr ging
der Tiroler Museumspreis für das Projekt „s’Leben amea“ (früheres Leben) an den Museumsverein Fiss.
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