Bischof Zsifkovics präsentiert sein Buch „Von A bis Z“
Eisenstadt (martinus) – Was haben der Scherenschnitt von antiquierten Sprachgirlanden und die Aufforderung
zu einer lebensnahen, lebenswirklichen, von musealen Zöpfen diätisch befreiten Ausdrucksweise mit Oma
Gertis Volksfrömmigkeit und so manch prophetisch Pfeffrigem gemeinsam? Sie waren allesamt Atemzüge einer
ebenso erfrischenden wie geistreichen spirituellen Sauerstoffkur, die Bischof Ägidius J. Zsifkovics dem Verhältnis
von Kirche und Welt mit seinem neuen, soeben erschienenen Buch „Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute“
verpasst. Die Buchpräsentation am Abend des 23.11. im Bischofshof war selbst Ausdruck jenes Brückenbaus
zwischen dem hemdsärmeligen „Mitten-im-Leben“ und der Einwurzelung im Transzendenten. Und das „Pfeffrige“
kam nicht zu kurz.
Zwischen „Café 1930“ und „Night Club“
Bischof Zsifkovics las ausgewählte Passagen aus seinem neuen Buch, die bekannte TV-Moderatorin und – ebenso
wie der Diözesanbischof selbst – Burgenlandkroatin Barbara Karlich führte durch die Präsentation,
Buchherausgeber Dominik Orieschnig, Bischöflicher Sekretär und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt,
leuchtete einige Hintergründe zur Entstehung des Werks aus und rekonstruierte dessen Ideengerüst. Spitzen-Klarinettist
Alexander Neubauer, Mitglied der Wiener Symphoniker, streute gemeinsam mit Schwester Kerstin Neubauer, mehrfach
preisgekrönte Solistin und Professorin für Gitarre, musikalische Rosen, gepflückt im Zeit-Klang-Raum
zwischen Astor Piazzollas „Café 1930“ und seinem „Night Club“.
Diätischer Verzicht als Bereicherung
Wie lässt sich nun die Bedeutung eines modernen christlichen „A bis Z“ verorten? „Ich will damit aufzeigen,
dass der wahre Ort Gottes nicht allein die Amtskirche ist, sondern das Leben der Menschen. Und dafür braucht
es eine neue Sprache, die das Museale abschüttelt und die Menschen direkt am Puls ihrer Lebenswirklichkeit
von heute erreicht“, so Bischof Zsifkovics bei der Buchpräsentation. Die Kirche müsse sich zu einer solchen
„Sprachdiät“ durchringen, dann „werden vielleicht auch wieder mehr Menschen zu einer neuen Lebensgestaltung
bereit sein – zur persönlichen Diät, zum Verzicht auf Unnötiges, auch auf die Sünde“.
Immanenz und Transzendenz: Zwei Flügel einer Lunge
Transzendenz und Immanenz dürften nie gegeneinander ausgespielt werden, beide seien vielmehr wesenhaft
derart verzahnt, dass ein Sich-Einlassen und Sich-Öffnen für das eine zugleich und in einem Zug die Gelassenheit
bzw. das Eingelassen-Sein im anderen bedeute. „Das eine ist ohne das andere nichts wert. Und Lebensnähe führt
unweigerlich dazu, dass gläubige Menschen Grenzen überschreiten – hin zu anderen Menschen, hin zu anderen
Ländern, aber auch hin zu anderen Religionen, vor allem aber hin zu unseren Mitchristen in anderen Konfessionen“,
betonte der Bischof. Die beiden Lungenflügel der Immanenz und Transzendenz, der lebensweltlichen Erdung und
der lebensspendenden Grundbezogenheit, hauchen somit der Ökumene, ja allem Dialogischen und aufgeschlossenen
Begegnen den initiierenden Atem ein.
Oma Gerti gibt den Weg vor
Und die „Oma Gerti“? Sie ist die namentliche Würdigung einer herzbetonten Volksfrömmigkeit, die „vielleicht
doch mehr weiß als die Theologen und Philosophen, zumindest dann, wenn sie der Gefahr einer „Verkopfung des
christlichen Glaubens“ oder eines „intellektuellen Machismo“ erliegen. Eine solche „Volksfrömmigkeit“, der
Bischof Zsifkovics im Namen der „Oma Gerti“ huldigt, ist nicht das Schrebergärtchen, das sich vor der Geistestiefe
einzäunt und verschließt. Es ist jene „Vernunft des Herzens“, die zwischen lebensfremdem Wortschwall
und professoralem Hochmut wie zwischen Skylla und Charybdis mit atemberaubender Gelassenheit hindurchschifft.
„Pfeffriges“ und „Tacheless“
Dass diese Gelassenheit, die schon der von Diözesanbischof Zsifkovics oft und gerne zitierte Meister Eckhart
als den Doppelschwung von Loslassen vom Unwesentlichen im Einlassen auf das Wesentliche benennt, nichts mit Gleichgültigkeit
und Indifferenz zu hat, wurde mit den „pfeffrigen“ Schlussakkorden der Präsentation deutlich. Nicht nur, weil
Kerstin Neubauer eine eigenkomponierte Gewürztonmischung namens „S’Pfeffrige“ zum Besten gaben. Da war von
prophetischer Pfeffrigkeit, von einem kathartischem Tacheless die Rede, wenn im Rückgriff auf Papst Franziskus
vor der Gefahr eines „spirituellen Alzheimers“ oder einer „Schizophrenie des Doppellebens“, ob nun im „Innerkirchlichen“
oder im „Innerweltlichen“, gewarnt wurde.
Im Wahr-Nehmen des Kleinsten Größtes vermögen
Mit einem Dankgebet für Papst Franziskus, das mit einem schlichten "Schlafgut" für den Bischof
von Rom abschließt und gerade in dieser Schlichtheit die Tugend, in der Wahrnehmung auch des Kleinsten das
Größte zu vermögen, bedankte sich Bischof Zsifkovics zugleich für das Kommen der vielen Gäste
– darunter auch Abt Paisios vom österreichweit ersten, in St. Andrä am Zicksee geplanten orthodoxen Kloster,
Superintendent Manfred Koch von der evangelischen Diözese Burgenland, Altbischof Paul Iby, Pater Karl Schauer
aus Mariazell, viele Entscheidungsträger des Landes und natürlich Gertrude Zsifkovics, die stolze Mutter
des Eisenstädter Diözesanbischofs.
"Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute"
Der Titel ist Programm: „Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute“ heißt das neue Buch des Eisenstädter
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, das Anfang November erscheint. Von A bis Z buchstabiert der Bischof
der Martinsdiözese, der zugleich Europabischof und Bischof für die Roma und Sinti in Österreich
ist, den Kern des Christseins aus. Erfrischend modern, lebendig und unkompliziert ist seine Sprache, die das Verstaubte
und Museale eines antiquierten Glaubensvokabulars mit viel Schwung, Kreativität und Humor, aber vor allem
mit einem feinen Sensorium für die Lebenswirklichkeiten der Menschen abschüttelt.
Von „Anti-Aging“ bis „Zukunft“
„Die Kirche muss die Menschen in ihren heutigen unmittelbaren Lebenswirklichkeiten persönlich und emotional
erreichen. Wir werden nicht gefragt, ob wir bereit sind, den Sprung in das Hier und Heute zu machen. Wir müssen
ihn machen, weil es die Höhe der Zeit verlangt“, bringt Bischof Zsifkovics die Notwendigkeit und das Notwendende
eines Brückenschlags von Kirche und Welt auf den Punkt. Genau um diesen Brückenschlag geht es in dem
Buch, wenn von A wie „Anti-Aging“, „Angst“ und „Auferstehung“ bis Z wie „Zoo“ und „Zukunft“ auf durchwegs unkonventionelle
Weise die Präsenz des Göttlichen in der Welt in einem zeitgemäßen Alphabet erschlossen und
erspürt wird.
Ägidius J. Zsifkovics
Von A bis Z. Gott begegnen in der Welt von heute
Hrsg. Dominik M. Orieschnig
Künstler: Heinz Ebner
2015 Tyrolia
240 Seiten
11 doppelseitige farb. Abb.
Preis: 24,95 EUR
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