Wien (öaw) - Für hervorragende Forschungsleistungen in der Quantenphysik, insbesondere auf dem Gebiet
der ultrakalten Quantengasen, erhält die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino den Ignaz L. Lieben-Preis. Es
ist die älteste und eine der renommiertesten Auszeichnungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Am 24.11. findet in Wien die Verleihung des Preises statt: Francesca Ferlaino, Professorin am Institut für
Experimentalphysik der Universität Innsbruck und Wissenschaftliche Direktorin am Institut für Quantenoptik
und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhält die mit 36.000 US-$ dotierte
Auszeichnung. Die Akademie würdigt damit ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der ultrakalten
Quantengase. So erzeugte sie mit ihrer Arbeitsgruppe 2012 das erste Bose-Einstein-Kondensat mit Erbium und kurz
darauf das erste entartete Fermigas der selben Spezies. Ferlaino beschäftigt sich mit dipolaren Quantenphänomenen
und hat bereits mehrere dipolare Wenig- und Vielteilcheneffekte nachgewiesen, wie zum Beispiel mit der Beobachtung
der durch die Wechselwirkung verursachten Deformation der Fermioberfläche oder dem komplexen Spektrum der
Streuresonanzen aufgrund der dominanten anisotropen Wechselwirkung. Heute arbeitet sie an der Realisierung einer
ultrakalten Mischung zweier stark magnetischer Elemente, Erbium und Dysprosium. Damit will Ferlaino den Grundstein
zur Erforschung von komplexen, geometrieabhängigen Quantensystemen legen.
Zur Person
Francesca Ferlaino wurde 1977 in Neapel, Italien, geboren. Sie hat an der dortigen Universität Physik
studiert und an der International School of Advanced Studies (ISAS) in Triest eine Masterarbeit abgeschlossen.
Das Doktoratsstudium absolvierte Ferlaino an der Universität Florenz und dem dortigen European Laboratory
for Non-Linear Spectroscopy (LENS). 2006 kam sie als Gastwissenschaftlerin in die Forschungsgruppe von Wittgenstein-Preisträger
Rudolf Grimm nach Innsbruck und arbeitete seit 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Experimentalphysik
der Universität Innsbruck. Die Physikerin erhielt die höchsten Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler
in Österreich (START-Preis 2009) und in Europa (ERC Starting Grant 2010). 2013 wurde ihr eine Humboldt-Professur,
der mit fünf Millionen Euro höchstdotierte deutsche Forschungspreis, zuerkannt.
Hochkarätige Auszeichnung
Der Ignaz-Lieben-Preis stellte bis 1937 den bedeutendsten Beitrag zur Förderung der Naturwissenschaften
in Österreich dar. In seinem Testament verfügte Ignaz L. Lieben, dass die Summe von 6.000 Gulden „für
das allgemeine Beste“ verwendet werden solle. Im Jahr 1863 wurde auf Initiative seines Sohnes, Adolf Lieben, dieser
Betrag der damaligen kaiserlichen Akademie der Wissenschaften für die Ignaz L. Lieben-Stiftung zur Verfügung
gestellt. 1938 musste der Ignaz L. Lieben-Preis wegen der Verfolgung der Stifterfamilie eingestellt werden. Durch
die finanzielle Unterstützung von Alfred und Isabel Bader konnte der Preis im Jahr 2004 erstmals wieder ausgeschrieben
werden. Mit dem Chemiker Ronald Micura wurde bereits 2005 ein Innsbrucker Forscher ausgezeichnet, 2013 wurde die
Quantentheoretikerin Barbara Kraus mit dem Preis gewürdigt. Frühere Preisträger waren zum Beispiel
Fritz Pregl, Victor Franz Hess und Lise Meitner.
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