Paris/Wien (bmlfuw) - Der Klimawandel findet statt – auch in Österreich. Bei der COP21 in Paris wird ein
neues internationales Klimaabkommen verhandelt. Neben der dringend notwendigen Reduktion der CO2-Emissionen bildet
die Anpassung an den Klimawandel die zweite wichtige Säule der nationalen und internationalen Klimapolitik.
„Der heurige Sommer war der zweitwärmste in weiten Teilen Europas seit Beginn der Temperaturmessungen. Das
ist ein Alarmzeichen, das niemand ignorieren kann, “ betont Bundesminister Rupprechter. „Trotz aller internationalen
Bemühungen zur CO2-Reduktion führt an der Klimawandelanpassung kein Weg vorbei. Österreich ist das
erste Land in der Europäischen Union, das einen Klimawandelfortschrittsbericht erarbeitet hat. Das ist eine
Pionierleistung und zeigt auf, in welchen Bereichen erfolgreich Maßnahmen umgesetzt werden und wo noch Aufgaben
zu bewältigen sind.“
Das neue Klimaabkommen wird von den einzelnen Staaten, auch von Österreich, eine vorausschauende Planung und
eine forcierte Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen einfordern. Ein wichtiges Werkzeug dazu
ist der Klima- Zielpfadrechner. „Das Abkommen in Paris wird der Startschuss für eine ambitionierte globale
Klimapolitik. Es gilt den gemeinsamen Weg strategisch zu planen und wirksame Maßnahmen zu definieren. Der
Zielpfadrechner simuliert verschiedenste Szenarien und Optionen, erleichtert sachliche Diskussionen und bietet
eine wichtige Entscheidungshilfe,“ so Bundesminister Rupprechter.
Klimawandelfortschrittsbericht
„Je früher wir aktiv Klimawandelfolgen in allen Lebensbereichen berücksichtigen, desto besser. Bereits
heute belaufen sich die wetter- und klimawandelbedingten Schäden durchschnittlich auf 1 Milliarde Euro jährlich.
Ohne Abkommen in Paris können die Folgen des Klimawandels bis Mitte des Jahrhunderts auf bis zu 8,8 Milliarden
Euro jährlich ansteigen. Anpassung an den Klimawandel ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die
intensive themenübergreifende und institutionelle Zusammenarbeit nicht groß genug geschrieben werden
kann, “ betont Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt.
Positive Beispiele zeigt der Fortschrittsbericht viele, von der biologischen Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen
Flächen bis zur standortangepassten Bewirtschaftung der österreichischen Wälder. Klimawandelfolgen
werden auch dadurch abgefedert, wenn etwa die Gewässerökologie verbessert wird oder zusätzliche
Retentionsräume geschaffen werden. Bei einigen Maßnahmen ergeben sich Synergieeffekte, z. B. bei Initiativen
zu sanftem und nachhaltigem Tourismus.
Insbesondere in der Raumordnung, der Bauordnung oder bei langfristigen und investitionsintensiven Verkehrs- und
Energieinfrastrukturprojekten werden Anpassungsmaßnahmen noch zu wenig berücksichtigt.
Klima-Zielpfadrechner
Das gemeinsame Ziel in der Europäischen Union ist es die Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber
1990 um mindestens 40 % zu senken. Bis 2050 müssen die Treibhausgas- emissionen in den Industrieländern
und damit auch in Österreich um mindestens 80 % reduziert werden, um die durchschnittliche Erderwärmung
auf 2°C zu beschränken. Um die dafür notwendigen Anstrengungen sichtbar zu machen, steht nun ein
innovatives Online-Tool zur Verfügung: Der Österreichische Klima-Zielpfadrechner. Mit diesem Tool können unterschiedlichste Entwicklungsszenarien
für Österreich und ihre Auswirkungen auf Energieverbrauch, Erneuerbare Energien und Treibhausgasemissionen
dargestellt werden.
Das zugrundeliegende Basismodell wurde in Großbritannien entwickelt und dort bereits erfolgreich in der Strategieentwicklung
für die britische Energiezukunft bis 2050 eingesetzt.
„Diese Entwicklungspfade zeigen, dass auch in Österreich auch bei einem angenommenen Wirtschaftswachstum von
jährlich 1-2 % eine Treibhausgasreduktion um über 80 % bis 2050 möglich ist. Allerdings erfordert
dieses Ziel wesentliche Anstrengungen in allen Bereichen. Deutliche Energieeffizienzverbesserungen und der verstärkte
Einsatz erneuerbarer Energie sind notwendig, um Österreich auf den gewünschten Zielpfad zu bringen,“
erklärt Jürgen Schneider.
StartClim
Seit 2003 liefert StartClim ein Forschungsprogramm unter der Leitung von Prof. Helga Kromp-Kolb wichtige Erkenntnisse
zum Klimawandel und der Anpassung. „StartClim bringt das Know-how direkt aus der Forschung zu den einzelnen betroffenen
Gruppen, erklärt Bundesminister Rupprechter. „Im Forschungsprogramm StartClim setzen sich österreichische
Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Disziplinen mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Österreich
auseinander. Die Projekte liefern wertvolle Beiträge zur Umsetzung der österreichischen Klimawandel-Anpassungsstrategie,“
erklärt Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.
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